Zuckergetränke schädigen Blutzucker und Herz

Die Vorliebe der US-Bürger für gezuckerte Getränke hat schlimme Folgen für die Gesundheit des Landes. Davor haben Forscher der University of California in San Francisco am Jahreskongress der American Heart Association aufmerksam gemacht. Laut ihren Berechnungen sind innerhalb von zehn Jahren 130.000 Diabetes-Fälle direkt auf den Boom von Softdrinks, Sportgetränken und Fruchtsäften zurückzuführen. Schuld seien die Drinks auch an der hohen Zahl koronarer Herzkrankheiten.

"Wir konnten einen Zusammenhang zwischen dem täglichen Konsum von gezuckerten Getränken und dem Diabetes-Risiko zeigen. So kann man auch schätzen, wie viele der aktuellen Diabetes- und Herz-Kreislauf-Neuerkrankungen auf den Anstieg des Softdrink-Konsums zurückgehen", berichtet die Studienleiterin Litsa Lambrakos. So seien in den vergangenen zehn Jahren allein infolge des gestiegenen Konsums gezuckerter Getränke 130.000 Menschen an Diabetes und 14.000 an Herzkrankheiten neu erkrankt. 50.000 Lebensjahre seien dabei in Summe als Folge der vorzeitigen Todesfälle verloren gegangen.

Die Forscher gingen noch einen Schritt weiter und schätzten die zusätzlichen Folgekosten für das Gesundheitssystem der USA im Zeitraum zwischen 2000 und 2010. Bis zu 550 Mio. US-Dollar habe allein die Behandlung der Herzerkrankungen gekostet, die durch Zuckergetränke ausgelöst wurden, viel höher sei dies allerdings bei Diabetes. Als beste der möglichen Gegenmaßnahmen schlagen die Experten eine höhere Besteuerung der Zuckergetränke vor. 33 US-Cent mehr pro Liter würde demnach einen Konsumrückgang von zehn Prozent bewirken.

Getränkehersteller protestieren

Erwartungsgemäß prompt reagierte die Interessensvertretung der Getränkehersteller ABA auf die Studie. "Herzkrankheiten und Diabetes sind komplexe Probleme, die mehr als eine einzige Ursache haben. Hoher Zuckerkonsum ist bei keinem der beiden ein anerkannter Risikofaktor", ist der Pressemitteilung zu entnehmen. Die Softdrink-Steuer, gegen die die ABA allein im Vorjahr mit einem Aufwand von 18,8 Mio. Dollar Lobby betrieb, sei "diskriminierend, unfair und rückschrittlich".

Der Stoffwechsel- und Ernährungsexperte Berthold Koletzko vom Uniklinikum München muss beiden Streitparteien recht geben. "Es stimmt, dass die Ursachen beider Krankheiten komplex sind. Der Zuckerkonsum alleine macht nicht zuckerkrank und bringt auch niemanden um. Allerdings steigt bei regelmäßigem Verzehr das Risiko für Übergewicht, das sehr wohl zentraler Risikofaktor für das metabolisches Syndrom, für Diabetes und erhöhte Blutfettwerte sowie auch für koronare Herzkrankheiten ist", so der Mediziner.

Besonders problematisch sei regelmäßiges Trinken von Softdrinks, aber auch von Fruchtsäften. "Beide sind sehr kalorienhaltig, machen aber nicht satt, da sie den Magen viel schneller verlassen als feste Nahrung. Mitunter steigt beim Trinken saurer Säfte der Appetit sogar", so Koletzko. Ein besonderes Problem sei, dass auch in Europa die Getränke-Portionsgrößen im Supermarkt und Fastfood-Restaurants stark zugenommen haben. "Ein Kind oder Jugendlicher trinkt einen Becher meist aus, egal wie groß er ist. Es ist jedoch riskant, Kinder von Klein auf an solche Zuckerbomben zu gewöhnen." Ähnlich würden Fruchtsäfte immer mehr als Obstersatz herangezogen.

Wundermittel Wasserspender

Ausreichendes Trinken ist für Klein und Groß wichtig, um leistungsfähig zu bleiben. Die Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, der Koletzko angehört, empfiehlt Eltern und Pädagogen, Kindern schon vor der Schule mit dem Wassertrinken als Maßnahme gegen den Durst anzugewöhnen. "Energiearme Getränke wie Wasser, Früchtetees oder Saftschorle mit wenig Saft sind gesündere Durstlöscher als Softdrinks oder Fruchtsäfte", so der Münchner Ernährungsexperte.

Erfolg hätte bisher das Deutschland-weite Programm Tigerkids gezeigt, bei dem Kindern in Tageseinrichtungen häufig Trinkwasser angeboten wurde. "Die im Kindergarten erlernte Gewohnheit übernehmen die teilnehmenden Kinder auch zuhause und waren nach einem Jahr weniger übergewichtig waren als Kinder, die nicht am Programm teilnahmen", berichtet Koletzko. Die Installation von Wasser-Trinkbrunnen sei besonders auch in Schulen ratsam. "Mit minimalem Aufwand und kann die Schule so ihrer Aufgabe nachkommen, gesundheitsförderndes Verhalten zu vermitteln."

Artikel vom 9. März 2010

 

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