Zigarette

Eine Zigarette (franz. für kleine Zigarre) ist ein Tabakprodukt, das aus den fermentierten, getrockneten und feingeschnittenen Blättern der Tabak-Pflanze hergestellt wird, die in Papier gestopft oder gerollt werden.

90 Prozent der rauchenden Weltbevölkerung bevorzugt den Zigarettenkonsum gegenüber anderen Tabakprodukten
90 Prozent der rauchenden Weltbevölkerung bevorzugt den Zigarettenkonsum gegenüber anderen Tabakprodukten

Tabak wurde von mittelamerikanischen Indianern in Maispapier eingerollt und geraucht und von den spanischen Kolonisatoren Mitte des 16. Jahrhunderts nach Europa gebracht. 1586 wurde das Tabakrauchen in England eingeführt und breitete sich über Holland in ganz Europa aus. Tabak wurde sonst hauptsächlich geschnupft. Zigaretten wurden um 1850 zum ersten Mal in den Zigarrenfabriken in Frankreich und Südspanien aus Tabakresten hergestellt. Diese wurden gesammelt und in Papier gewickelt und zunächst vor allem von den Arbeiterinnen der Fabriken geraucht, da sie sehr viel preiswerter waren als Zigarren.

Die erste Zigarettenfabrik (Orientalische Tabak- und Cigarettenfabrik Yenidze) wurde in Deutschland 1862 in Dresden eröffnet, die erste österreichische 1865. Bereits 1854 wurde in Köln-Sülz die "Maschinenfabrik Wilhelm Quester" gegründet, das erste Unternehmen, das Verarbeitungsmaschinen für das Schneiden, Trocknen und Rösten von Tabak herstellte. Nach dem ersten Weltkrieg bildeten sich die heute bekannten, großen Tabakkonzerne. In Deutschland überwog bis Mitte des 20. Jahrhunderts noch die Herstellung in Handarbeit in kleinen und mittleren Betrieben, während in den USA die maschinelle Herstellung schon weiter verbreitet war.

Herstellung

Zigarettenfabrik

Die Herstellung einer Zigarette in einer Zigarettenfabrik gliedert sich grob in zwei Bereiche:

  • Tabakaufbereitung (Primary)
  • Zigarettenherstellung, Filterherstellung (Secondary)

Neben diesen Bereichen, in denen die einzelnen Bestandteile einer Zigarette hergestellt und zusammengeführt werden, gibt es natürlich auch Bereiche für die Lagerung von Rohstoffen und Fertigwaren sowie ein Materiallager. Eine ausgeklügelte Logistik sorgt dafür, dass die Rohstoffe und Verbrauchmaterialien immer zur richtigen Zeit an der richtigen Anlage/Maschine sind und die Fertigprodukte in den Handel gelangen.

Handarbeit

Nicht unwesentlich ist auch die Produktion von Zigaretten in Handarbeit (umgangssprachlich: Drehen). Dazu wird Feinschnittabak locker in Zigarettenpapier eingerollt. Dies kann entweder nur mit den Händen oder, wenn die Fingerfertigkeit nicht ausreicht, mit einfachen Zigarettendrehmaschinen geschehen. Das zumeist gummierte Zigarettenpapier wird zum Abschluss mit Speichel befeuchtet und verklebt. Überragender Tabak wird abgezupft und dem Tabakvorrat wieder zugeführt. Meist erhält man Feinschnitttabak in 40-Gramm-Packungen. Allerdings geht die Zigarettenindustrie auch auf gelegentliche Raucher ein und bietet 25-Gramm-Packungen an.

Sorten und Marken

Fertig produzierte Zigaretten sind in verschiedenen Stärken erhältlich, die sich in erster Linie durch ihren Nikotingehalt unterscheiden. Der Rauch einer Zigarette darf seit 1. Januar 2004 gemäß EU-Vorschrift laut Standardmessung höchstens 1,0 mg Nikotin enthalten. Zigaretten ab einem Wert von 0,8 mg werden als "Full Flavor" bezeichnet. Daneben gibt es Medium- (ca. 0,7 mg), Light- (ca. 0,4 - 0,6 mg) und Super- oder Ultralight-Varianten (0,4 mg und weniger).

Die Verwendung einiger dieser Begriffe zu Marketingzwecken ist in der EU seit 2003 untersagt (mit der Begründung, dass Ausdrücke wie "Light" von Konsumenten als Hinweis auf ein vermindertes Gesundheitsrisiko gedeutet werden könnten). Darum haben die Zigarettenhersteller ihre entsprechenden Varianten in uneinheitlicher Weise umbenannt: So heißt es statt Full Flavor teilweise "Red", statt Light häufig "Blue", "Silver" oder "Gentle Flavor" und statt Superlight "One" oder "Number One". Der Trend geht offenbar immer mehr zur Verwischung der alten Stärke-Kategorien, da der Konsument diese nur noch über die klein gedruckte Nikotin-Angabe differenzieren kann. Zudem gibt es Varietäten einzelner Marken, die zwar "Full Flavor" im Sinne von "Voll im Geschmack" sind (oder zumindest so beworben werden), jedoch geringere Nikotinwerte haben.

Da Nikotin der hauptsächliche Sucht erzeugende Inhaltsstoff des Zigarettenrauchs ist (um dessen Willen also geraucht wird), bleibt dennoch der Nikotingehalt das wichtigste Differenzierungsmerkmal. Es gilt jedoch als erwiesen, dass die tatsächlich beim Konsumenten ankommende Nikotinmenge entscheidend durch das Rauchverhalten beeinflusst wird: So neigen Raucher bei Light-Zigaretten zu tieferem Inhalieren, um mehr Nikotin absorbieren zu können. Zudem verspüren Full-Flavor-Raucher nach dem Konsum einer Light-Zigarette oft noch weiterhin den "Bedarf" nach Nikotin, weshalb der Wunsch nach einer Zigarette erhalten bleibt.

Vereinzelt unterscheiden sich die Varietäten durch die den Zigaretten beigesetzten Aromen; hier ist insbesondere an Mentholzigaretten zu denken, aber auch an Spezialitäten wie Vanille- oder Nelkenzigaretten (Kretek). Den weitaus größten Marktanteil genießen heutzutage Zigaretten aus blonden Tabakmischungen, z. B. dem so genannten American Blend, einer Mischung aus 60 % Virginia-, 30 % Burley- und 10 % Orienttabak. Geringere und weiter abnehmende Marktbedeutung haben Zigaretten aus schwarzen Tabaken.

In der Regel werden Zigaretten mit Filter, seltener ohne angeboten. Der Filter einer Zigarette besteht aus Celluloseacetat, einem Stoff mit faseriger Struktur. Dieser Zigarettenfilter bewirkt eine teilweise mechanische Zurückhaltung von Partikeln und Alkaloiden (z. B. Nikotin) aus dem Tabakrauch. Zusätzlich kann das Mundstück einen Aktivkohlefilter enthalten und/ oder zur Geschmacksverfeinerung gesüßt sein. Die übliche Länge einer Zigarette wird King Size genannt und beträgt 74 - 85 mm. Daneben gibt es Überlängen (100 mm, 120 mm), aber auch kürzere 70-mm-Zigaretten. Letztere sind etwa in Osteuropa und Nordafrika noch häufig anzutreffen.

Aufgrund niedrigerer Besteuerung hat in Deutschland der Markt für Nicht-Fertigzigaretten besondere Bedeutung, mit steigender Tendenz. Hierunter fällt zuallererst der Klassiker Drehtabak, also Feinschnitt, der vom Konsumenten erst mit Hilfe von separat gekauftem Zigarettenpapier und eventuell Drehfiltern zu Zigaretten verarbeitet wird. Als neuere Variante werden sogenannte Tabak-Sticks (vorportionierter Feinschnitt) angeboten. Diese haben zwar bereits eine Hülle aus Papier, sind aber so nicht rauchbar und müssen erst manuell in eine Zigarettenhülle eingeschoben werden. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 10. November 2005, müssen die sogenannten Tabak-Sticks allerdings zukünftig wie Fertigzigaretten besteuert werden.

Ebenfalls aus Gründen der geringeren Steuer und des somit geringeren Preises gibt es in Deutschland seit einigen Jahren zigarettengroße Filterzigarillos zu kaufen, die sich wie Zigaretten konsumieren lassen. Der weltweit größte Zigarettenhersteller ist die Altria Group (früher Philipp Morris) mit Marken wie Marlboro, Merit, Chesterfield und vielen anderen.

Inhaltsstoffe

Dem natürlichen Tabak werden während der Herstellung eine Vielzahl von Stoffen zugesetzt. Auch im Zigarettenpapier stecken zusätzliche Chemikalien. Darüber hinaus entstehen viele weitere Substanzen, die sich im Tabakrauch befinden, erst durch den Verbrennungsvorgang.

Dem Tabak zugesetzte Stoffe

Eine Großzahl von Zusatzstoffen stehen zur Verfügung, die nach Angaben der Tabakkonzerne zur Geschmacksverbesserung, zum Feuchthalten, zum Konservieren und zum Binden der Bestandteile eingesetzt werden [1]. Einige dieser Stoffe haben jedoch darüber hinaus Eigenschaften, die den Tabakrauch selbst für Kinder erträglich machen und das Suchtpotenzial noch weiter erhöhen [2]:

  • Ammoniak verstärkt die Freisetzung von Nikotin
  • Zucker und Glykol karamellisieren zusammen mit dem Ammoniak und erzeugen dadurch einen weichen Geschmack
  • Menthol und Gewürznelken vermindern das Reiz- und Schmerzempfinden der Lunge, sodass der Rauch tiefer und beschwerdefreier inhaliert werden kann

Inhaltstoffe des Tabakrauches

Im Rauch einer (durchschnittlichen) Zigarette befinden sich über 3000 verschiedene Verbindungen, darunter:

Verbindungen Konzentrationen
Kohlenstoffdioxid 45-65 mg
Kohlenmonoxid** 14-23 mg
Stickstoffoxide** 0,1-0,6 mg
Butadien* 0,025-0,04 mg
Benzol* 0,012-0,05 mg
Formaldehyd** 0,02-0,1 mg
Acetaldehyd*/** 0,4-1,4 mg
Methanol** 0,08-0,18 mg
Blausäure** 1,3 mg
Nikotin** 1-3 mg
Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe* 0,0001-0,00025 mg
Aromatische Amine* 0,00025 mg
N-Nitrosamine* 0,00034-0,0027 mg

*) karzinogene Verbindungen, **) toxische Verbindungen
Acetaldehyd entsteht bei der Verbrennung von Zucker und hat wie das Nikotin eine suchterzeugende Wirkung [3].

Gesundheitsgefahren

Das Alkaloid Nikotin gehört zu den am schnellsten süchtig machenden Substanzen überhaupt und verursacht Nikotinsucht. Das Rauchen von Zigaretten kann zu schweren gesundheitlichen Schäden oder frühem Tode führen; es ist u. a. eine gesicherte Ursache von Lungenkrebs (siehe auch: Bronchialkarzinom). Etwa jeder vierte Raucher stirbt an den Folgen seiner Sucht, jährlich sind das ca. 110.000 Menschen in Deutschland. Die Gesundheitsgefährdung durch Rauchen wird ausführlich im Artikel Tabakrauchen behandelt, die stofflichen Ursachen im Artikel Tabakrauch.

Verbreitung des Rauchens von Zigaretten

Der Prokopfverbrauch in Deutschland lag 1936 bei 571 Zigaretten, 1966 bei 2214. Raucher von Zigaretten waren sehr lange Zeit überwiegend Männer. In den letzten Jahren und Jahrzehnten ist jedoch zu beobachten, dass auch immer mehr Frauen zur Zigarette greifen. Die Gesundheitsgefahren, die für Frauen durch das Rauchen entstehen, sind sogar noch höher als bei Männern. Die bisher zwischen Männern und Frauen bestehenden Unterschiede in der Häufigkeit und Sterblichkeit von Lungenkrebs gleichen sich durch einen überproportionalen Anstieg bei den Frauen zunehmend an. Wissenschaftler sehen die Ursachen für das ?Aufholen? der Frauen darin, dass das Rauchen immer noch als ein Zeichen der Männlichkeit und deshalb als emanzipatorische Handlung angesehen wird.

In Deutschland ist der Anteil der jugendlichen Raucher besonders hoch und liegt bei ca. 30 Prozent. Das durchschnittliche Einstiegsalter für das Zigarettenrauchen in Deutschland liegt laut neuesten Studien bei 11,6 Jahren. In keinem Land finden sich so viele Zigarettenautomaten wie in Deutschland, was die Alterskontrolle natürlich erheblich erschwert. In der Schweiz ist es ähnlich. Dort sind 38% der 15- bis 24-Jährigen Raucher. Mit zunehmenden Alter sinkt der Anteil.

In Kalifornien hingegen liegt der Prozentsatz der jugendlichen Raucher bei ungefähr 8, was darauf zurückgeführt wird, dass dort Rauchen gesellschaftlich weniger akzeptiert ist als in Europa. Ein Beschluss der EU-Gesundheitsminister schreibt seit 2004 vor, dass innerhalb der EU auf den Zigarettenpackungen größere und dringendere Warnhinweise als zuvor, wie etwa ?Rauchen kann tödlich sein?, ?Rauchen lässt Ihre Haut altern? oder auch ?Rauchen kann zu einem langsamen und schmerzhaften Tod führen?, aufgedruckt werden müssen. Es sind auch Bilder von Raucherlungen und Tumoren geplant, mit denen eine abschreckende Wirkung erzielt werden soll. In der Schweiz sind diese Hinweise unauffällig und mit weniger provokativen Hinweisen aufgetragen ("Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit"). 2006 macht der Steueranteil knapp 75 Prozent des Preises einer Packung Zigaretten aus.

Zigarettenwerbung

In den 1930er und 1940er Jahren erreichten die Zigarettenbilder in Deutschland ein Millionenpublikum und die Tabakunternehmen waren durch informative und aufwändig gestaltete Sammelalben zu vielen Themen in fast allen Wohn- und Kinderzimmern des Deutschen Reiches präsent. Im bundesdeutschen Funk und Fernsehen dürfen Zigaretten seit dem 18. Juni 1974 nicht mehr beworben werden. Auch wird in den nächsten Jahren ein EU-weites Zigarettenwerbeverbot für Kinos, Zeitungen und Zeitschriften greifen. Davon wird auch das Sponsoring z. B. von Formel-1-Rennen betroffen sein. Die Werbewirtschaft fürchtet erhebliche Einnahmeausfälle. Die Bundesregierung, sowohl die Kohl- als auch die Schröder-Regierung, versuchte in Brüssel vergeblich gegen das Werbeverbot vorzugehen.

Aufgrund der in vielen Ländern bereits gültigen Werbeverbote ist zu beobachten, dass die Tabakfirmen zu Ersatzmitteln greifen, um das offizielle Verbot zu umgehen. So werden verstärkt "Sondereditionen" der Zigarettenschachteln auf den Markt gebracht, die zwar einen (begrenzten) Werbeeffekt haben, jedoch keine Werbung im traditionellen Sinn darstellen. Sponsoring-Verbote werden häufig dadurch umgangen, dass Rennautos oder -Motorräder grafisch stark an die betreffende Zigarettenmarke angelehnt sind, ohne dass der Markenname selbst auftaucht (Beispiele: "Go!!!" weiß auf blauem Grund steht für Gauloises, "Biaggi" in Camel-Schrifttyp, "Team Spirit" in Mild Seven-Schrifttyp). Eine weitere Lücke von Werbeverboten ist oftmals in Tabakläden zu finden: Wenn Tabakfirmen Geld dafür bezahlen, dass ihre Marken auffällig in speziellen Displays ausgestellt werden, dann gilt das nicht unbedingt als Werbung. Zuletzt werden auch, z. B. in Frankreich, Streichhölzer und andere Raucherutensilien mit dem Markenlogo des Zigarettenherstellers beworben.

Siehe auch


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