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Nach dem heute veröffentlichten Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung ist das exzessive Rauschtrinken (Binge-Drinking) unter Jugendlichen immer noch weit verbreitet:
Nach aktuellen Erhebungen aus dem Jahr 2008 liegt der Anteil Jugendlicher, die in den letzten 30 Tagen mindestens einmal mehr als 5 Gläser alkoholischer Getränke konsumierten, mit über 20 % immer noch auf hohem Niveau. Fast jeder zehnte Jugendliche (8,2 %) im Alter von 12 bis 17 Jahren weist einen riskanten oder gefährlichen Alkoholkonsum auf.
Die im Jahr 2008 veröffentlichten Zahlen der stationären Krankenhausbehandlungen von Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 20 Jahren verdeutlichen das Ausmaß des Problems: Im Jahr 2007 wurden 23.165 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren aufgrund einer Alkoholvergiftung stationär im Krankenhaus behandelt. Das ist die höchste Zahl seit der Ersterhebung im Jahr 2000 und entspricht einer Zunahme um 143 %.
Dazu erklärt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing: "Diese Zahlen machen deutlich: Kinder und Jugendliche müssen besser vor alkoholbedingten Gesundheitsschäden und Suchtgefahren geschützt werden. Wir müssen handeln, damit Kinder und Jugendliche nicht auf diese Weise ihre Gesundheit schädigen oder in den Kreislauf der Sucht geraten! Präventive Maßnahmen müssen weiter fortgesetzt und ausgebaut werden, um einen besseren Jugendschutz zu erreichen. Dazu gehört unter anderem die deutliche Verbesserung der Selbstregulierung bei der Alkoholwerbung."
In der Alkoholprävention wurden im Jahr 2008 jedoch auch Erfolge erzielt. So ist der Anteil der Jugendlichen, die wöchentlich mindestens ein alkoholisches Getränk getrunken haben, durchschnittlich von 21,2 % (2004) auf 17,4 % zurückgegangen.
Tabakkonsum unter Jugendlichen:
Die positive Trend zum Nichtrauchen hat sich unter Jugendlichen im Jahr 2008 weiter fortgesetzt. Im Jahr 2001 lag die Raucherquote der Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren noch bei 28 % und ist im Jahr 2008 auf 15,4 % gesunken. Dennoch rauchen in Deutschland im europäischen Vergleich immer noch zu viele Kinder und Jugendliche.
Nationale Aktionsprogramme in der Tabak- und Alkoholprävention unverzichtbar
Um den gesundheitsschädlichen Konsum von Tabak und Alkohol weiter zu reduzieren, hat die Drogenbeauftragte der Bundesregierung deshalb im Jahr 2007 den nationalen Drogen- und Suchtrat beauftragt, Vorschläge für eine nationale Strategie zur Tabak- und Alkoholprävention vorzulegen. Im Juni 2008 wurden erste Entwürfe für ein Nationales Aktionsprogramm zu Tabak- und Alkoholprävention vom Drogen- und Suchtrat verabschiedet. Diese Vorschläge haben eine breite Debatte in der Öffentlichkeit, unter Fachkräften und auf Seiten der Wirtschaftsverbände ausgelöst.
"Die rückläufigen Trends beim Tabak- und Alkoholkonsum bei Kindern und Jugendlichen sind wichtige Erfolge der Drogen- und Suchtpolitik der vergangenen Jahre", betont Sabine Bätzing. "Sie bestätigen, dass es richtig war, die Kinder und Jugendlichen in den Fokus unserer Politik zu rücken. Die Herausforderung der Zukunft wird die weitere Reduzierung des Suchtmittelkonsums unter Kindern und Jugendlichen sein. Nationale Strategien in der Alkohol- und Tabakprävention sind hier ein selbstverständlicher Standard in Europa. Nur dies schafft die Grundlage für gemeinsames Handeln. Ich appelliere eindringlich an die Kollegen von der CDU/CSU ihre Blockadehaltung aufzugeben. Dem inhaltlich bereits gefundenen Kompromiss muss jetzt zugestimmt und die Aktionsprogramme zur Tabak und Alkoholprävention im Interesse des Jugendschutzes verabschiedet werden."
Illegale Drogen
Epidemiologische Studien weisen darauf hin, dass in Deutschland der Konsum von Amphetaminen, Ecstasy, Kokain und Opiaten stabil ist oder leicht abgenommen hat. Amphetamine und Ecstasy haben jeweils rund 4 % der Erwachsenen zumindest einmal im Leben konsumiert, der aktuelle Konsum liegt bei rund 1 % der Bevölkerung. Ähnliche Zahlen zeigen sich für Kokain. Auch der Konsum von Opiaten ist leicht rückläufig und liegt bei 1,4 % die im Leben jemals Opiate probiert haben und bei 0,4 % mit einem aktuellen Konsum. Während ein großer Teil der Opiatkonsumenten sich in einer Therapie oder Substitutionsbehandlung befindet, werden Konsumenten von Amphetaminen und Kokain nur selten in Therapieeinrichtungen behandelt. "Deshalb ist es wichtig, dass Konsumenten von Amphetaminen, Ecstasy und Kokain besser durch Präventions- und Behandlungsangebote erreicht werden. Diese Substanzen werden in Zukunft eine größere Rolle spielen und verdrängen bereits heute in einigen Teilen der Welt zunehmend die Opiate als Problemfeld bei den harten Drogen", so Sabine Bätzing.
Der erneute Anstieg der Drogentodeszahlen im Jahr 2008 auf 1.449 Drogentote zeigt, wie wichtig es ist, die gesundheitliche Versorgung von Drogenabhängigen durch verschiedene Angebote sicher zu stellen. Eine bewährte Säule in der Behandlung Opiatabhängiger ist die medikamentengestützte Behandlung Opiatabhängiger mit Methadon, Buprenorphin oder mit Diamorphin.
Dazu erklärt Sabine Bätzing: "Bei einer Gruppe von Schwerstopiatabhängigen ist die Behandlung mit Diamorphin eine erfolgreiche Therapieform und ein Angebot zur Überlebenshilfe. Das hat die Studie zum Bundesmodellprojekt zur diamorphingestützten Behandlung gezeigt. Die Behandlung führt nachweislich zu einer Verbesserung des Gesundheitszustands, erhöht die Chancen auf Drogenabstinenz und einen verringerten Konsum, verringert die Beschaffungskriminalität und verbessert die soziale Integration der Patienten.
Es wäre ethisch verwerflich, wenn man diesen schwerkranken Menschen eine nachgewiesen wirksame Behandlungsform verwehren würde. Deshalb ist der Gruppenantrag von Abgeordneten der SPD-Fraktion, zusammen mit Abgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen, FDP und Die Linke zur Überführung der diamorphingestützten Behandlung in die Regelversorgung ein wichtiger Schritt, um den Gesetzentwurf in dieser Legislaturperiode noch erfolgreich verabschieden zu können."
Online- und Computerspielsucht
Die Drogen- und Suchtpolitik muss sich in Zukunft auch "neuen Süchten" widmen. Die Nutzung des Internets und von PC-Spielen ist alltäglich und selbstverständlich geworden. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen und zu einer steigenden Zahl von Online- und Computerspielsüchtigen führen. Nach verschiedenen Studien gelten bereits heute 3 bis 7% der Internetnutzer als 'onlinesüchtig', ebenso viele werden als stark suchtgefährdet eingestuft.
Im Blickpunkt steht dabei die ausufernde Teilnahme an Onlinespielen oder Chats ebenso wie der oft exzessive Konsum von 'Onlinesüchtigen', die durch das Surfen oder Spielen Schule, Beruf und soziale Kontakte vernachlässigen. Dazu müssen gute Beratungs- und Hilfsangebote für Betroffene aufgebaut werden.
Dazu Sabine Bätzing: "Die Angebote müssen sowohl auf die Behandlung Betroffener als auch auf die Prävention ausgerichtet sein. Um einen Überblick über den Stand der Erkenntnisse zur Online- und Computerspielsucht zu erhalten, wird sich meine diesjährige Jahrestagung am 3. Juli daher der Frage 'Internet und Computerspiele - wann beginnt die Sucht?' widmen."
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