Kommentar: Staats-Spielsucht

Die EU-Richter haben das Fenster zum Glücksspiel in Deutschland geöffnet und frischen Wind hereingelassen. Das war überfällig. Die private Konkurrenz sollte sich jedoch nicht zu früh freuen: Ein Mekka des Glücksspiels wird unser Land nicht.

Es geht vor allem darum, das unerträgliche Pharisäertum auf diesem Feld zu beenden. Die Bundesländer halten eisern am Monopol fest, angeblich um zu verhindern, dass Spielangebote zur Spielsucht führen. Gleichzeitig aber lassen sie aggressive Werbung (mit dezenten Warnhinweisen im Kleingedruckten) und ein breites Casino-Angebot zu, das letztlich nur eines belegt: Das Monopol missbraucht der Staat, damit die Glücksspiel-Milliarden in seiner Tasche landen.

Die Ausschüttungen für soziale Zwecke sollen die Kritik besänftigen. Die EU-Richter entlarven dies als Verstoß gegen die Dienstleistungsfreiheit. Ein Freibrief für alle Privatzocker ist das nicht. Dieselben Richter haben in Schweden das staatliche Glücksspielmonopol sogar gestärkt. Weil dort die Geldgier des Staates nicht so eindeutig ist. Mehr ehrlicher Suchtschutz ist gefragt. Und ein System mit staatlichen Konzessionen und Auflagen für ausgesuchte Anbieter.

Gregor Mayntz

Rheinische Post
Artikel vom 8. September 2010

 

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