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Macht jedes Glücksspiel süchtig? Oder lassen sich Kriterien aufstellen, um unterschiedliche Angebote objektiv zu bewerten? Welche Faktoren sind dabei wesentlich? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das "Wissenschaftliche Forum Glücksspiel".
Ein interdisziplinäres Forscherteam der Hochschulen Bonn-Rhein-Sieg, Konstanz, Bremen und Berlin stellte in der heutigen Pressekonferenz ein Instrument vor, mit dem sich das Gefährdungspotenzial verschiedener Glücksspielangebote messen lässt.
Die Experten der Fachrichtungen Ökonomie, Recht, Psychologie und Soziologie haben seit Anfang 2007 daran gearbeitet, ein Mess- und Bewertungsinstrument zu entwickeln. Mit Erfolg: Im Februar 2009 stellten die Wissenschaftler in Bonn den theoretischen Rahmen eines ersten Modells vor. Inzwischen ist es gelungen, diesen Ansatz weiterzuentwickeln.
Das Ergebnis ist ein Tool, das auf Basis empirischer Daten eine differenzierte Beurteilung erlaubt. "Wir können auf wissenschaftlich fundierter Grundlage ein quantitativ messbares Profil einzelner Glücksspielprodukte erstellen", erklärt Professor Franz W. Peren vom Fachbereich Wirtschaft der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.
Umfassend geprüfte Methodik
Das Messinstrument basiert auf strukturellen und situativen Merkmalen. Unter strukturellen Merkmalen verstehen die Wissenschaftler alle Faktoren, die das Suchtpotenzial beeinflussen - beispielsweise häufige Ziehungen und sehr hohe Gewinne. Situative Merkmale haben Auswirkungen darauf, wie viele Spieler teilnehmen - dazu gehört etwa die Verfügbarkeit eines Glücksspielproduktes.
Um sicherzustellen, inwieweit die identifizierten Faktoren für die Ermittlung des Gefährdungspotenzials relevant sind, haben die Wissenschaftler unter anderem eine in dieser Form einmalige Expertenbefragung zur Methodik des Instruments durchgeführt. Außerdem wurden bei einer weiteren empirischen Untersuchung Normalspieler, Problemspieler, pathologische Spieler sowie Anbieter von Glücksspielprodukten mit einbezogen.
Zehn Kriterien, fünf Gefährdungsklassen
Auf Basis der Untersuchungsergebnisse identifizierten die Forscher zehn Kriterien, die das Gefährdungspotenzial von Glücksspielprodukten angemessen beschreiben. Die Kriterien ermöglichen es, ein quantitativ messbares Profil einzelner Angebote zu erstellen und diese einer von fünf Gefährdungsklassen zuzuordnen. Projektleiter Peren berichtet: "Unser Instrument kann helfen, weniger suchtgefährdende Produkte auf den Markt zu bringen. Gleichzeitig bietet es die Möglichkeit, den ordnungsrechtlichen Rahmen für Glücksspielprodukte in Deutschland neu zu gestalten."
Praktisches Ziel sollte sein, eine wissenschaftlich begleitete Zertifizierung von Glücksspielprodukten durch eine unabhängige Prüfstelle zu schaffen. Dieses gäbe der Gesetzgebung, der Rechtsprechung sowie der Verwaltungspraxis die dringend gebotene Rechtssicherheit, den Glücksspielstaatsvertrag angemessen umzusetzen, und wäre für den Verbraucher ein wichtiges Orientierungsmerkmal. Peren: "Das auf dieser Grundlage entwickelte Instrument ist in seiner Qualität weltweit führend. Jetzt ist es wichtig, dass wir das Tool in Zukunft kontinuierlich anpassen. Schließlich entwickelt sich gerade dieser Markt global sehr dynamisch."
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