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Unter Fremdgehen oder Seitensprung versteht man Sex, bei dem mindestens einer der Partner eine feste Zweierbeziehung mit einer anderen Person hat. Das Fremdgehen unterscheidet sich von der Liebesaffäre auch darin, dass Fremdgehen einen längeren Zeitraum andauern kann.
Manche können so etwas eher tolerieren, wenn das, was die eigentlichen Partner sonst gemeinsam machen, nicht auch noch ausserhalb ihrer Beziehung stattfand. Man spricht von Ehebruch, wenn mindestens einer der Partner verheiratet ist und dem Ehepartner Treue im Sinne von Monogamie versprochen hat, was bei der Ehe traditionell die Norm ist. In dem Fall kann die Untreue auf Probleme in der bestehenden Beziehung, die die Partner noch nicht geklärt haben, hinweisen.
Weitere Motive können sein: Suche nach Bestätigung, Abwechslung, Abenteuer, ein größeres Bedürfnis nach etwas (z.B. Zuneigung, Sex) als der bisherige Partner bietet oder eine neue, oft stärkere Liebe zum neuen Partner. Aus einem Seitensprung kann sich auch eine neue Liebesbeziehung ergeben, die die bisherige ersetzt, statt zu koexistieren. Wohl eher selten kann er auch die eigentliche Beziehung wieder festigen.
In offenen Beziehungen werden sexuelle Begegnungen mit anderen Menschen von beiden Partnern akzeptiert. Geschieht dies mit voller Information und vorherigem Einverständnis aller Partner, wird diese Praxis auch als Polyamorie bezeichnet. Sie setzt ein hohes Maß an Ehrlichkeit voraus. Eine hohe (seelische) Verletzungsgefahr spricht jedoch für eine große Mehrheit von Menschen gegen beides. Das Fremdgehen im Geheimen impliziert immer eine Lüge bezüglich der Zuneigung, zumindestens gegenüber sich selbst und der bisherigen Partnerin.
Nach einem Seitensprung ergibt sich meist ein erhöhter Gesprächsbedarf, sofern es zu einem Gespräch kommt. Folgen einer Entdeckung können Vertrauensverlust, Trennung, Auszug aus der gemeinsamen Wohnung, Verlust des familiären Gefüges, jahrelanger Streit, Reue, Schuldgefühle, Rufmord usw. sein.
Nach dem "Durex Local Report 2004" (der Kondomhersteller gibt an, er habe 10.000 Menschen online-befragt) haben in Deutschland 36 % der Frauen und 30 % der Männer ihren Partner schon einmal betrogen. Bei den 35- bis 44-jährigen sind es 50 %. Der "Durex Global Sex Survey 2005" gibt an, dass 11 % der Deutschen die Erfahrung Seitensprung und 36 % die Erfahrung One-Night-Stand haben.
Ein dem Lebenspartner untergeschobenes Kind, das aus einem Seitensprung entstammt, heisst auch Kuckuckskind. Ergebnisse von Vaterschaftstests und Studien genetischer Merkmale, wie z.B. der Blutgruppenzugehörigkeit von Kind und mutmaßlichen Eltern, zeigen, daß in einem Teil der Fälle das Kind nicht vom Partner der Frau ist. Die ermittelten Prozentsätze variieren stark und liegen zwischen 1 % und mehr als 30 %, oft über 10 %; (siehe Weblink "Auflistung von Meta-Analysen über Vaterschafts-Reihenuntersuchungen").
Obwohl das Fremdgehen in monogamen Kulturen geächtet, verurteilt und teilweise sehr hart bestraft wird, tritt dieses Phänomen in praktisch jeder Kultur auf. Je nach Studie wurden rund 2 bis 30 % aller Kinder nicht vom regulären Partner der Mutter gezeugt. In der Soziobiologie gibt es sogar eine These: Fremdgehen als evolutionär stabile Strategie - bis hin zu fremdgehende Individuen würden sich gegenüber denen, die das unterlassen, evolutionär durchsetzen.
Aus evolutionärer Sicht lohnt sich für den Mann das Fremdgehen, weil er, mangelnde Verhütung vorausgesetzt, viele Nachkommen haben kann, die er nicht selber aufziehen muss (siehe oben; "Kuckuckskind"). Dies fördert die Verbreitung seiner Gene stark.
Für Frauen wie Männer lohn(t)en möglichst viele Kinder: das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens ein Kind überlebt und sich selber fortpflanzt. Männer können theoretisch mehrere tausend Kinder zeugen, Frauen können höchstens ein Kind pro Jahr gebären. In der Praxis sind dem Grenzen gesetzt: zu viele Kinder sind für die Eltern erschöpfend (besonders in Bezug auf finanzielle Mittel, etwa für die Gesundheitsversorgung), und letztendlich kann zahlreicher Nachwuchs die Lebenserwartung der Eltern reduzieren - im Mittelalter etwa gebaren Frauen viel mehr Kinder als heute (die hohe Sterblichkeit während Schwangerschaft und Geburt limitierte das Alter der Frauen auf etwa 30 Jahre). Kinder sind aber auf die Eltern oder andere Versorger dringend angewiesen. Die Abwägung und der Eintausch von Ressourcen gegen Vorteile heißt in der Ökologie trade-off.
Für die Frau ergibt sich aus evolutionärer Sicht bei einer Schwangerschaft ebenfalls ein Vorteil, da Spermien verschiedener Männer im Körper der Frau konkurrieren (Spermienkonkurrenz). So gelangt nur jenes Spermium, das sich gegen die Spermien anderer Männer durchgesetzt hat, zur Befruchtung. Dies ist von Vorteil für die Frau, weil sie darauf vertrauen kann, dass das "beste" und offensichtlich gesündeste Spermium ihre neun Monate lange Schwangerschaft durch ausgelöst hat. Ebenso gibt es Spermien, die Fremdspermien behindern oder abtöten können. Genauso ist von Belang, dass Spermien rund drei Tage lang im weiblichen Körper überleben können, und die Frau ebenfalls mehrere Tage fruchtbar ist. Deshalb führen nicht nur die seltenen Fälle von Gruppensex zu einer Spermienkonkurrenz. Man geht davon aus, dass etwa 4 % aller Kinder gezeugt wurden, als Spermien mehrer Männer um eine Eizelle konkurrierten. Dieser Anteil ist relevant für die Variation der Gene und damit für die Evolution des Menschen.
Auch ohne Spermienkonkurrenz profitieren Männer wie Frauen vom Fremdgehen, da ihr Nachwuchs eine viel höhere genetische Varianz hat. Jedes Kind eines Vaters bzw. einer Mutter trägt unabhängig vom Sexualpartner die Hälfte ihres eigenen Erbgutes, und ein Elternteil kann die Überlebensfähigkeit ihres Anteils am Erbgut nur verbessern, wenn die Kinder aufgrund der unterschiedlichen, vom jeweiligen Partner geerbten Gene unterschiedlich gute Eigenschaften besitzen, wie zum Beispiel Resistenzen gegenüber Krankheiten. Das Vorgehen einer Person, die fremdgeht und dann auch Kinder zeugt, erinnert deshalb an einen Investor, der seine Anlagen diversifiziert, um keinen Totalverlust zu erleiden.
Häufig werden aus diesen biologischen Hypothesen moralische Argumente abgeleitet. Dabei handelt es sich jedoch um einen so genannten naturalistischen Fehlschluss: Mit (angenommenen) Ist-Zuständen (?Fremdgehen ist eine Strategie der Evolution? /oder auch "in Afrika beispielsweise gibt es Polygamie") lassen sich nicht auf logisch korrekte Weise moralisch-ideologische Soll-Zustände (?Wir sollten alle fremdgehen? oder ?Ich darf fremdgehen?) rechtfertigen. Die Soziobiologie vernachlässigt zudem, dass auch die gesellschaftliche Sexualmoral im biologischen Sinne einen Zweck erfüllen kann, etwa die Eindämmung von Geschlechtskrankheiten und sozialen Konflikten und psychisch ausgelösten Krankheiten.
Die Bibel thematisiert an vielen Stellen das Fremdgehen; z.B. ließ König David den Mann einer bestimmten Frau (die er begehrte), in den Krieg ziehen, so dass dieser getötet würde und die Frau dann frei sein würde, für ihn selbst (2. Buch Samuel).
Jesus soll gesagt haben:..." Ihr habt gehört, dass durch Moses gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen! Ich aber sage euch: Ein Jeder, der eine Frau auch nur anblickt mit begehrlicher Absicht, hat in seinem Herzen schon die Ehe mit ihr gebrochen ..." (Mt 5: 27,28).
Dem gegenüber stellen einige Mormonen einen Sonderfall dar, welche in Polygamie leben. Diese Lehre gründet auf dem Religionsstifter Joseph Smith, welcher die "Mehrehe" oder "Vielehe" gelebt hat. Als Beispiel werden die Propheten Abraham, Salomon und David aufgeführt, die auch ganz legal viele Nebenfrauen hatten. Die Mormonen glauben, dass rechtmässig verheiratete Paare keinen Ehebruch begehen können und das ein Mann - obwohl er möglicherweise viele Ehefrauen hat - noch immer Ehebruch begehen kann, wenn er unerlaubte sexuelle Handlungen ausserhalb seiner rechtmässigen Ehebeziehungen durchführt.
Am 12. Juli 1843 wurde zudem Joseph Smith eine Vison gegeben, welche im Buch "Lehre und Bündnisse" im Abschnitt 132 niedergeschrieben worden ist. Der Auszug aus dem Vers 61 lautet wie folgt :
"Wenn ein Mann eine Jungfrau ehelicht und den Wunsch hat, noch eine andere zu ehelichen, und die erste gibt ihre Zustimmung, und wenn er dann die zweite ehelicht, und sie sind Jungfrauen und haben sich keinem anderen versprochen, dann ist er gerechtfertigter kann keinen Ehebruch begehen, denn sie sind ihm gegeben, und mit dem, was ihm gehört und keinem anderen, kann er keinen Ehebruch begehen.
Am 24. September 1890 beendete der Kirchenpräsidenten Wilford Woodruff diese Praxis mit einer amtlichen Erklärung. Der politische Druck war einfach zu gross gewesen. In den Mormomentempeln ist es aber noch immer so, dass ein Mann an viele Frauen gesiegelt werden kann, eine Frau hingegen nur an einen einzigen Mann.
Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage schliesst heute Mitglieder aus, die Polygamie leben, predigen oder befürworten. Aus dem Grund gibt es bis heute noch mormonische Splittergruppen, die Poligamie praktizieren, wie erwähnt nicht mehr in der offiziellen Kirche.
Zitat aus dem gemeinfreien Easton's 1897 Bible Dictionary:
Ehebruch (gleichbedeutend mit Untreue): Ein Ehebrecher war ein Mann, der unerlaubten Verkehr mit einer verheirateten oder verlobten Frau hatte, und eine solche Frau war eine Ehebrecherin. Verkehr zwischen einem verheirateten Mann und einer unverheirateten Frau war Unzucht. Ehebrechen wurde als ein grosses soziales Unrecht betrachtet, wie auch eine große Sünde. Das mosaische Gesetz (Num. 5:11-31) schrieb vor, dass die verdächtigte Ehefrau mit der Prüfung des "Wassers der Eifersucht" untersucht werden sollte. Nirgendwo ist eine Anwendung dieser Vorschrift festgehalten. Im Alten Testament steht, daß Ehebruch mit Steinigung bestraft werden solle. Es findet sich auch die Vorschrift, daß eine Frau, die bei der Heirat keine Jungfrau mehr sei, gesteinigt werden solle.
In den folgenden Zeiten haben Rabbis verschiedene Regelungen betreffend dem richtigen Aufdecken der schuldigen Partei sowie der erzwungenen, nachfolgenden Ehescheidung erlassen. Von Johannes 8:1-11 kann abgeleitet werden, dass diese Sünde vor der Zerstörung von Jerusalem sehr gebräuchlich war. [...]
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