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Fentanyl ist ein synthetisches Opioid, das als starkes Schmerzmittel vor allem in der Anästhesie (bei Narkosen) sowie in der Krebs-Therapie angewandt wird. Fentanyl fällt in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz.
1960 wurde Fentanyl von PAJ Janssen als erstes Anilinopiperidin entwickelt. Aufgrund der besseren Wirksamkeit und des höheren therapeutischen Index verdrängte es bald Morphin und Pethidin aus der klinischen Praxis. Seitdem wurden aus Fentanyl durch Modifikationen der Molekularformel eine Reihe besser steuerbarer Derivate entwickelt.
Gebräuchlich ist Fentanyl als Fentanyldihydrogencitrat. Dabei gibt es zwei hauptsächliche Anwendungsformen: als intravenöse Dauerinfusion mittels Spritzenpumpe und als transdermale Therapie in Form eines Schmerzpflasters. Zusätzlich gibt es Fentanyl in Form von ?Lutschtabletten? (Actiq®), welche bei Schmerzspitzen angewendet werden. Wegen der kurzen Wirkdauer und der schlechten oralen Bioverfügbarkeit der Substanz gibt es keine Tablettenform.
Fentanyl wirkt vorwiegend sehr stark analgetisch und sedierend. Es ist etwa 100 mal so potent, wie Morphin (Das bedeutet, dass man, gemessen am Gewicht, nur ein Hundertstel der Menge an Fentanyl benötigt, wie von Morphin erforderlich wäre, um eine ähnliche schmerzstillende Wirkung zu erzielen), besitzt eine höhere Wirksamkeit (Das Wirkungsmaximum ist höher) und seine Wirkdauer ist in der Regel erheblich kürzer. Bei intravenöser Verabreichung wird das Wirkmaximum bereits nach zwei bis drei Minuten erreicht. Die zur Behandlung effektive Dosis (ED50) liegt bei 0,01 mg/kg Körpergewicht, die tödliche Dosis (LD50) bei 3,1 mg/kg Körpergewicht. Letztere Angabe bezieht sich allerdings auf Ratten sowie die Toxizität. Beim Menschen führen in der Regel schon deutlich niedrigere Dosen zum Tod durch Atemdepression.
Fentanyl ist lipophil und deshalb gut fettlöslich. Es verteilt sich in fetthaltigem Gewebe schnell. Es wird durch den Leberstoffwechsel nur zu kleinen Teilen abgebaut, größtenteils wird Fentanyl über die Nieren unverändert wieder ausgeschieden.
Abhängig von der Dosis und dem Gesamtzustand des Patienten beeinträchtigt Fentanyl die Wahrnehmungsfähigkeit, beruhigend und führt zu Bewusstseinstrübungen bis hin zu einem schlafähnlichen Zustand. Deshalb wird es im klinischen Bereich zur Anästhesie (Teil- oder Voll- Narkose) eingesetzt. Haupteinsatzgebiet ist die Gabe als Schmerzmittel bei Operationen in Verbindung mit einem Schlafmittel und wahlweise einem muskelentspannenden Mittel (Muskelrelaxans). Je nach Wahl des Schlafmittels spricht man von ?balancierter Anästhesie? oder ?totaler intravenöser Anästhesie? (TIVA). Fentanyl beeinträchtigt das Atemzentrum und führt bei höherer Dosierung zu einer Hypoventilation - ein Atemstillstand kann zu Koma oder zum Tod führen. Deshalb ist eine ständige Überwachung mit Beatmungsmöglichkeit erforderlich. Eine Ausnahme bilden Patienten, die auf Fentanyl-haltige Wirkstoffpflaster eingestellt wurden. Durch die gleichmäßige Wirkung und die im Vergleich zur Anästhesie meist deutlich geringeren Dosen ist nach einer Einstellungsphase keine dauerhafte Überwachung der Vitalfunktionen nötig.
Wegen seiner stark schmerzstillenden Wirkung wird Fentanyl in Form von Hautpflastern als Analgetikum bei starken und chronischen Schmerzen eingesetzt, insbesondere vor und nach Operationen und in der Analgesie von Krebskranken. Aufgrund der Lipophilie wird Fentanyl teilweise schwer kontrollierbar im Fettgewebe eingelagert und wieder freigegeben. Deshalb werden heute anstelle von Fentanyl häufig die verwandten Stoffe Alfentanil, Remifentanil und Sufentanil verwendet.
Die beruhigende Wirkung von Fentanyl kann durch andere Beruhigungsmittel und Alkohol noch verstärkt werden, die gleichzeitige Einnahme von anderen Opioiden (etwa anderen morphinhaltigen Schmerzmitteln) kann zu einer geringeren Wirkung führen. In Verbindung mit Monoaminooxidase-Hemmern können schwere Kreislauf- und Atemstörungen auftreten. Durch die Plasmaeiweißbindung von 90% kann es in bei Verwendung in Schmerzpflastern zu Wechselwirkungen mit Präparaten wie Furosemid, Glibenclamid, Opremazol kommen. Durch den Abbauweg in der Cytocromoxidase 450 ist eine Dosisanpassung von Fentanyl bei Rauchern zu beachten. Aus diesem Grund ist auch eine gleichzeitige Einnahme von Johanniskrautpräparaten oder Graipfruitsaft nicht ratsam.
Zu den Nebenwirkungen zählt die Beeinträchtigung der Atmung bis hin zur Atemdepression, das Verkrampfen und Erstarren der Muskulatur, insbesondere der glatten Muskulatur, verlangsamte Herztätigkeit, verengte Pupillen, Euphorie, Übelkeit und Erbrechen. Angstzustände.
Wird Fentanyl überdosiert (insbesondere im Zusammenhang mit Betäubungsmittelmissbrauch), kann es mit Opioidantagonisten wie Naloxon von den Opiatrezeptoren verdrängt werden. Die im Zusammenhang mit einer Überdosierung meist auftretende Atemdepression kann durch Beatmung und Intubation behandelt werden. Die Fähigkeit der Atemdepression kann man aber auch therapeutisch nutzen. Wenn Patienten Atemnot haben und deshalb um Luft ringen, macht Fentanyl durch den verminderten Atemantrieb die Atmung ökonomischer.
Zum Strecken von Heroin wird Fentanyl entgegen einer verbreiteten Meinung nicht verwendet. Es ist schwer zu beschaffen, da es fast ausschließlich bei Operationen eingesetzt wird und im Betäubungsmittelgesetz aufgeführt ist. Für medizinisches Personal ist jedoch ein Missbrauch leichter möglich.
Neben ihrem Einsatz in der Medizin wurden Fentanyl-Derivate auch auf ihre Verwendbarkeit als chemische Kampfstoffe hin untersucht. Es wurden Vermutungen darüber angestellt, ob ein besonders potentes, in der Humanmedizin nicht zugelassenes Fentanyl-Derivat, das Carfentanyl, in Aerosol-Form bei der Geiselbefreiung im Moskauer Dubrowka-Theater im Oktober 2002 zum Einsatz kam und dabei für 127 Todesfälle mitverantwortlich war.
Dieser Text ist aus der Wikipedia - zum Original, Autoren.
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