Gefährlicher Verkauf von Schlafmitteln in Apotheken

Wer mit Schlafproblemen in die Apotheke geht, wird häufig gar nicht oder schlecht beraten. Das zeigt die Reportage "Der große Schlaf-Check" der NDR Redaktion "Markt". Pharmakologen halten dieses Ergebnis für alarmierend.

Fast 90 Prozent der Deutschen sagen, dass sie großes Vertrauen in die Apotheker haben. Apotheker sind gesetzlich verpflichtet zu beraten, seit dem 1. Juni 2012 ist eine ausführliche Kundenberatung sogar laut Apothekenbetriebsordnung Pflicht. Der NDR hat stichprobenartig zehn Apotheken getestet - mit einem erschreckenden Ergebnis. In acht von zehn Apotheken erhielten die Tester bis zu 60 Schlaftabletten ohne Nachfrage zur Art der Schlafstörung und ohne Hinweis zur Einnahme. Dabei kann besonders die Kombination mit anderen Medikamenten zu schweren Vergiftungen führen.

"Das ist wie eine Verkaufsbude - und keine fachkundige Beratung", kritisiert der Pharmakologe Professor Roland Seifert, Medizinische Hochschule Hannover. "Sowas darf nicht passieren, das ist wirklich traurig. Die Apotheker wissen ganz genau, dass die Schlaftabletten, obwohl sie nicht verschreibungspflichtig sind, gefährlich sein können. Nimmt der ahnungslose Kunde zusätzlich noch ein anderes Medikament, kann das zu Mischvergiftungen führen, gegen die es auf der Intensivstation dann kein spezielles Gegengift gibt."

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) zeigt sich entsetzt über das Ergebnis der NDR Stichprobe. "Als Apotheker sollte man sich schon Gewissheit verschaffen, welche Arzneimittel eingenommen werden. Wir arbeiten daran, das Bewusstsein der Apotheken zu stärken, dass so etwas nicht vorkommt", so Dr. Christiane Eckert-Lill vom ABDA gegenüber dem NDR.

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NDR Norddeutscher Rundfunk
Artikel vom 30. September 2012

 

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