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Die Collyer Brothers, Homer Lusk Collyer (* November 1881 - 21; ? März 1947) und Langley Collyer (* Oktober 1885; ? März 1947) waren zwei US-amerikanische Brüder, die aufgrund ihrer bizarren Gewohnheiten notorisch wurden. Die Männer wohnten zusammen in einem New Yorker Stadthaus, in dem sie sich einsperrten. Sie sammelten zahllose nutzlose Objekte und verweilten in einem unglaublich schmutzigen Zustand ohne Gas, Wasser, Heizung oder Telefon. Die Brüder werden oft als ein paradigmatisches Fallbeispiel von Zwangsneurose bezeichnet. Sie weigerten sich, persönliche Habseligkeiten wegzuwerfen, bis die Dinge sie wörtlich töteten.
Die Brüder waren Söhne einer vornehmen amerikanischen Familie, die ihre Wurzeln im 17. Jahrhundert hatte; ihre Vorfahren waren nach Amerika auf dem Mayflower-Schiff eingewandert. Der Vater, Herman Livingston Collyer (1858-1923), war Frauenarzt in Manhattan; die Mutter hieß Susie Gage Frost (1856-1929). Die Eltern hatten auch eine Tochter, Susan, die als Säugling starb (1880). Die Familie wohnte in einem eleganten Sandsteinstadthaus mit drei Stockwerken, an 2078 Fifth Avenue (an der Ecke von 128th Street) in Harlem, New York City, New York. Die ganze Familie war belesen und gut gebildet. Die Mutter las gerne klassische Literatur und spielte Klavier, und beide Söhne studierten an der Columbia University, die einige Jahre früher nach Morningside Heights umgezogen war. Der neue Campus befand sich auf einem kleinen Hügel, gleich westlich von Harlem, nur zehn Minuten zu Fuss von dem Collyer-Haus. Damals war diese Gegend vor allem ländlich, denn die erste Untergrundbahn nahm erst 1904 ihren Betrieb auf, und man betrachte Harlem noch als ein von "New York" weit abgelegenes Städtchen. Homer Langley studierte Ingenieurwissenschaft und Langley studierte Jura, mit Schwerpunkt Seerecht. Langley interessierte sich jedoch hauptsächlich für das Erfinden. Wie seine Mutter spielte er gerne Klavier und strebte danach, wie ein typischer Musiker auszusehen, mit langen Haaren und Fliegerkrawatten. Langley war auch Tüftler, und im Verlauf der Zeit wurde er davon fast besessen. Er entwickelte z.B. eine Art Staubsauger für die Bestandteile eines Klaviers. Er versuchte auch, ein Model-T-Auto umzubauen, damit es Strom statt Benzin verbrennen würde.
1909 verließ Dr. Herman Collyer die Familie. Nun entschieden sich die zwei Brüder, die erst Mitte Zwanzig waren, im Haus bei der Mutter zu bleiben. Als der Vater 1923 starb, erbte die Mutter die Möbelstücke, Geräte und Bücher, die in der Arztpraxis des Vaters gewesen waren. Die Mutter brachte alle Utensilien im Haus unter. Sechs Jahre später starb sie. Daraufhin erbten die Brüder alles. Das Harlem-Viertel hatte sich jedoch seit 1910 drastisch verändert. Ursprünglich wohnte in der Gegend eine Mischung von Wohlhabenden und mittelständischen Leuten. Seit den 1880er Jahren hatte man allmählich Stadthäuser gebaut. Gegen 1910 zwang aber eine wirtschaftliche Flaute manche Immobilienmakler und Vermieter, schwarze Mieter in der Gegend zuzulassen. Vorher hatte man sich immer geweigert, Häuser oder Wohnungen an Schwarze zu vermieten oder zu verkaufen. Dann kam der erste Weltkrieg. Tausende von Schwarzen zogen nach New York City; gleichzeitig verließen viele Weiße sehr schnell Harlem. Nach 1920 waren fast alle Menschen in Harlem schwarz. Die Collyer-Brüder hatten sich schon im Haus verbarrikadiert und der Gesellschaft entzogen. Jetzt waren sie ein anachronistisches Kuriosum.
Es gab viele Gerüchte, dass das Haus wertvollen Schmuck enthielt, und deshalb versuchte man zuweilen, ins Haus einzubrechen. Jugendlichen warfen Steine auf das Haus und zerschmetterten die Fenster. Die Brüder wurden paranoider und blockierten die Fenster mit Holzbrettern. Langley begann, versteckte Fallen einzurichten. Die Brüder hörten auf, ihre Rechnungen zu bezahlen. Daraufhin sperrten die Versorgungsbetriebe das Wasser, das Telefon, die Heizung und den Strom ab. Homer und Langley versuchten mit einem kleinen Petroleumofen das ganze Haus zu beheizen. Langley versuchte außerdem vergeblich, Energie mittels eines Automotors zu erzeugen. Langley fing auch an, in der Nacht durch die Nachbarschaft herumzustreunen. Er holte Wasser von einem Hahn im Park ab. Die Brüder hatten ausreichend Geld, um die bevorstehende Weltwirtschaftskrise zu überstehen, insoweit als sie fast nichts ausgaben. 1933 verlor Homer seine Sehkraft. Er litt auch an Rheumatismus. Langley entwickelte für Homer ein bizarres Ernährungsprogramm: 100 Orangen in der Woche, schwarzes Brot mit Erdnussbutter. Langley hamsterte alte Zeitungen und andere Objekte.
Erst 1938 erwähnte die Presse die Collyer-Brüder, als sie einen Immoblienmakler hinaus warfen, der das Haus auflisten wollte. Die New York Times kolportierte Gerüchte aus der Nachbarschaft. Man behauptete, dass die Brüder in "orientalischem Luxus" wohnten und einen großen Haufen Bargeld besaßen. Keines der Gerüchte entsprach der Wahrheit. Die Brüder waren nicht reich, denn seit Jahrzehnten hatten weder Homer noch Langley gearbeitet, obwohl sie auch nicht pleite waren. Die Presse berichtete über sie 1942 noch mal, als sie in einen Streit mit ihrer Bank gerieten. Die Collyers hatten sich geweigert, die Ratenzahlungen für ihre Hypothek zu bezahlen. Die Bowery Savings Bank wollte das Haus wieder in Besitz nehmen und schickte Vollstrecker und Arbeiter dorthin, um die Brüder zu emittieren. Langley benahm sich aggressiv und die Nachbarn riefen die Polizei an. Als die Polizei versuchte, ins Haus einzudringen, stieß sie auf eine Mauer aus Gerümpel; die Dinge waren vom Boden bis zur Decke aufgestapelt. Langley schrieb ein Scheck aus für $6700 (eine Summe, die heute ungefähr $90 000 entspricht). Mit einem einzigen Schlag bezahlte er die Hypothek ab. Die Bank war zufrieden, und Langley verlangte, dass jedermann ihn und Homer in Ruhe lassen sollte.
Am 21. März 1947 rief man das 122. Polizeirevier an. Der anonyme Anrufer sagte, es gäbe eine Leiche im Haus, weil ein fauler Geruch herauskam. Man schickte einen Polizisten zum Haus, dem es nicht gelang, sich Eintritt zu verschaffen. Es gab keine Türklingel und kein Telefon. Die Türen waren verriegelt, und die gebrochenen Kellerfenster waren mit Gitterwerken eingerichtet. Endlich drang eine Polizeimannschaft ein; sie musste dann das Gerümpel entfernen. Da Manhattan keine Sackgassen hat, war die einzige Möglichkeit, das Haus aufzuräumen, alles auf die Strasse hinzuwerfen. In der Wandelhalle des Hauses lag ein gigantischer Haufen bestehend aus alten Zeitungen, Klappbetten und -Stühlen, einer längst kaputte Nähmaschine, Kartons, und einer zerlegte Kelterei. Ein Polizist namens William Baker trat durchs Fenster in ein Wohnzimmer im zweiten Stock ein. Dort fand er mehr Pakete, Zeitungen, Kartons, einen Kinderwagen, eine Harke, und zahlreiche alte Regenschirme. Nach zwei Stunden entdeckte er die Leiche Homers. Der ältere Bruder trug nur einen fadenscheinigen Bademantel. Seine verfilzten grauen Haare waren schulterlang, und der Kopf lag zwischen den Knien.
Der Coroner, Dr. Arthur C. Allen, bestätigte, dass Homer nur zehn Stunden lang tot gewesen war, als die Polizei ihm begegnete. Deshalb hatte Homer selber die Quelle der Fäulnis nicht sein können. Darüber hinaus hatte bestimmt keine Untat stattgefunden. Die Ursachen des Todes waren einfach: Homer war verhungert und verdurstet. Jetzt versammelte sich eine Menge Leute vor dem Haus. Langley war nirgendwo zu finden.
Um Langley ausfindig zu machen, fing die Polizei an, das Haus zu durchsuchen. Die Polizisten mussten noch mehr Habseligkeiten entfernen, u.a. Seil, mehr Kinderwagen, mehr Harken und Regenschirme, rostige Fahrräder, verfaulte Lebensmittel, eine Waffensammlung, Gaskronleuchter, Bestandteile einer Kutsche, ein Damespielbrett, Kindermöbel, ein Sortiment Klaviere, ein Klavichord, zwei Orgeln, sechs Flaggen, und zahllose Bündel Zeitungen. Gleich neben dem Sterbeort Homers fanden die Polizisten 34 Kontobücher; auf den Bankkonten waren insgesamt $3007,18. Am nächsten Tag kam die Polizei zurück. Diesmal entfernte sie aus dem Haus einen Kartoffelschäler, Lampenschirme, die Karosserie eines alten Autos, Spielzeuge und fast 1000 Kilo Zeitungen, Magazinen und Holzstücke. Man stellte fest, dass die meisten Dinge wertlos waren. Obwohl man noch mehr Waffen und Munition fand, schien es, dass Langley verschollen war.
Am 30. März gab es weitere Gerüchte. Angeblich hatte man Langely auf einem Bus nach Atlantic City (New Jersey) gesichtet. Eine Fahndung der Küste New Jerseys entlang scheiterte. Zwei Tage später begann die Polizei wieder die Durchsuchung des Hauses. Jetzt entfernte sie folgende Sachen: 3000 Bücher, dutzende Telefonbücher, den Unterkiefer eines Pferdes, einen Steinway-Konzertflügel, und noch mehr Zeitungen. Bislang hatte man wenigstens 9000 Kilogramm vom Haus entfernt, und zwar nur aus dem Erdgeschoss. Die Polizei setzte fast eine Woche lang mit der Arbeit fort; schließlich gab es mit 45 000 Kilogramm zu rechnen. Obwohl ein Teil des Krams aus der Praxis des verstorbenen Vaters stammte, bestanden die meisten davon aus wertlosem Zeug, das Langley seit Jahren gehamstert hatte.
Endlich wurde das Mysterium gelöst. Einer der Arbeiter, Artie Matthews, fand Langley Collyers Leichnam. Es hat sich herausgestellt dass Langley nur drei Meter von Homer entfernt war. Die Ratten frassen ihn auf, als er entdeckt wurde. Auf seinem Rücken lagen drei riesige Bündel Zeitungen und ein schwerer Koffer. Die Beamten stellten fest, dass Langley durch seinen "Tunnel" im Gerümpel gekrochen war um Homer Essen zu bringen, als ihn eine seiner Fallen tötete. Der Geruch war der Langleys gewesen.
1942 hatte die New York Herald Tribune (die seit 1966 nicht mehr existiert) Langley interviewt. Man fragte ihn über die Zeitungenbündel. Seine Antwort war: "Ich hebe die Zeitungen für Homer auf, damit die Nachrichten einsehen kann, wenn er seine Sehkraft wieder bekommt".
Am Ende nahmen die Polizei und die Arbeiter mehr als 65 000 Kilogramm Gerümpel und Müll aus dem Haus. Nur ein kleiner Teil davon hatte einen Wert; er erzielte bei einer Versteigerung weniger als $2000. Insgesamt war das ganze Familiengut $91 000 wert. Natürlich erhielt der Bundesstaat New York alles, denn weder Homer noch Langley hatten je geheiratet oder Kinder bekommen. Schließlich riss man das Haus ab, weil es sehr baufällig und eine Brandgefahr darstellte. Das Dach leckte; manche Wände waren schon zusammengestürzt, deren Backsteinen und ihrem Mörtel überall zu finden.
Die Quellen stimmen nicht genau miteinander überein, was im Haus zu finden war. Es war ein totaler Wirrwarr. Auf einer anderen Liste stehen folgende Gegenstände:
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