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Problematischer Alkoholkonsum ist eines der vorurteilsbeladensten Themen in der Medizin. Der Verein "Alkohol ohne Schatten", dessen Gründung heute, Donnerstag, bei einer Pressekonferenz in Wien offiziell verkündet wurde, will dieses Problem angehen. "Vorherrschende Meinungen, etwa 'man kann nichts dagegen tun', 'es handelt sich um ein Problem von Jugendlichen und Willensschwachen' oder 'Abstinenz ist das einzige Mittel', sind nicht haltbar", sagt Präsident Michael Musalek.
Ziel der Initiative ist es, einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zu fördern. Finanziert wird der Verein durch Spenden und Mitgliedsbeiträge. Präsident und Vorstandsmitglieder, die allesamt Mediziner sind, arbeiten unentgeltich. "Wir wollen als Informationsdrehscheibe die bestmögliche Fachinformation für alle aufbereiten und so Vorurteile bekämpfen", sagt Musalek.
Europa der Trinker
Der durchschnittliche pro Kopf Konsum lag in Europa bei 12,5 Liter reinem Alkohol pro Jahr. In Österreich lebt nur etwa ein Prozent der Bevölkerung abstinent. Der Anteil der Suchtkranken liegt bei rund fünf Prozent, in den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Alkoholsuchtkranken um rund 10.000 Personen gestiegen. "Die öffentliche Wahrnehmung von Alkoholkonsum schwankt oft zwischen Bagatellisierung und übertriebener Dramatisierung. Beides ist kontraproduktiv. Problematischer Alkoholkonsum ist - bei frühzeitiger Diagnose - gut behandelbar, vergleichbar mit Diabetes oder Bluthochdruck ", so Musalek.
Hausärzte spielen bei Diagnose, Prävention und Behandlung von Alkoholkonsum eine wichtige Rolle. "Durch Vorsorgeuntersuchungen, vermehrte Krankenstände oder besorgte Familienmitglieder sind Allgemeinmediziner oft die ersten, denen Probleme auffallen. Vor allem die Motivierung der Betroffenen, sich auf eine Therapie einzulassen, ist dann eine wichtige Aufgabe, genauso wie die Begleitung der Behandlung", sagt Vorstandsmitglied Barbara Degn. Ein Netz von Anlaufstellen und leistbare Psychotherapie sind weitere wichtige Hilfsmittel für Suchtkranke.
Positives Trinken
Alkohol hat aber nicht nur Schattenseiten. "Manche Inhaltsstoffe alkoholischer Getränke wie Wein und Bier haben antioxidative Wirkung. Alkohol hilft gegen Arteriosklerose und Osteoporose. Es gibt aber natürlich die Grenze, ab der die positiven Aspekte in den Hintergrund treten", so Vorstandsmitglied Sepp Leodolter. Bei Männern liegt die Gefährdungsgrenze bei rund 1,5 Liter Bier pro Tag, bei Frauen bei einem Liter. "Problematischer Konsum ist eine Erkrankung, die zum Tod führen kann. Zudem haben Alkoholkonsumenten ein erhöhtes Risiko, an gewissen Krebsarten zu erkranken und es besteht die Gefahr von Nervenschäden", erklärt Vorstand Bernhard Ludvik.
Ob Alkohol tatsächlich gesundheitsfördernd wirkt, ist noch umstritten. "In Maßen ist er jedenfalls nicht schädlich. In den vergangenen Jahren gab es einige Entwicklungen im Bereich der Forschung von Alkoholsuchtkrankheiten. Durch neue Kriterien können jetzt erstmals auch Frühstadien diagnostiziert werden, was eine frühzeitige Behandlung ermöglicht. Abstinenz ist nicht mehr das wesentlichste Therapieziel, außer in Fällen, in denen schon schwere körperliche oder psychische Abhängigkeiten bestehen", so Musalek.
Bei Patienten, deren Problem frühzeitig erkannt wurde, kann durchaus auch eine Rückkehr zu moderatem Alkoholkonsum das Ziel einer Therapie sein. Vielversprechende neue Medikamente können künftig vielleicht eine unterstützende Funktion bei der Therapie ausüben. "Alkohol ist nicht nur Sucht-, sondern auch Genussmittel. Das gilt aber nur in geringen Dosen. Genießen muss aber erlernt werden und hier will unser Verein durch gezielte Information ansetzen", so Musalek.
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