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Das soziale Umfeld spielt zwar eine gewichtige Rolle dabei, ob man zur ersten Zigarette greift oder nicht. Mit dem Beginn des Nikotinkonsums jedoch, übernimmt der Körper eine Dirigentenrolle. Ein internationales Forscherteam, dem auch der Mediziner Hans-Jörgen Grabe von der Uni Greifswald angehört, hat festgestellt, dass gewisse Gene ausschlaggebend dafür sind, ob man ein Genuss-, Gelegenheits- oder sogar Kettenraucher wird.
"Wir haben eine Genregion ausfindig gemacht, die hoch signifikant mit der Anzahl der konsumierten Zigaretten korreliert", so Grabe im pressetext-Interview. Insgesamt haben die Forscher mehr als 41.000 Menschen aus 20 Bevölkerungsgruppen untersucht, darunter 4.000 Probanden aus der SHIP-Studie (Study of Health in Pomerania) des Forschungsverbundes Community Medicine. Über die Erkenntnisse berichten die Forscher in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature Genetics.
Alte Vermutungen widerlegt
"Der von uns gefundene Genlokus kodiert für die Nikotinrezeptoren", erklärt Grabe. "Bislang ist man vor allem davon ausgegangen, dass das Suchtverhalten durch einen unterschiedlichen Abbau von Nikotin durch Enzyme in der Leber beeinflusst wird", meint der Experte. "Zudem ist sehr interessant, dass wir sonst keine Gene gefunden haben, die auf die Beteiligung eines größeren Suchtnetzwerks in Gehirn hindeutet."
Mit Hilfe von Blutuntersuchungen führten die Forscher an allen 41.000 Probanden genomweite Analysen über alle 46 Chromosomen durch. "Wir haben 2,5 Mio. genetische Marker untersucht", bestätigt Grabe. "Die aktuellen Befunde waren über alle Untersuchungsgruppen hoch signifikant nachweisbar. Die unterschiedliche genetische Veranlagung ist mit dafür verantwortlich, wie viele Zigaretten jemand durchschnittlich täglich konsumiert."
Nikotin setzt anders an als andere Suchtgifte
"Wie der Mechanismus in den Genen funktioniert, ist uns allerdings noch nicht klar", so Grabe. Interessant wäre auch eine Feststellung der genetischen Disposition bei jenen, die einmal geraucht haben, dann aber erfolgreich damit aufgehört haben. Grabe schätzt, dass andere Gene für die Rückfallgefahr ausschlaggebend sind. Aller Wahrscheinlichkeit sei hier das Glutamatsystem verantwortlich.
"Mit den neuen Erkenntnissen wurde indirekt auch bestätigt, dass Nikotin woanders ansetzt als andere Suchtgifte - wie etwa Alkohol oder Heroin", erklärt Grabe. Die aktuellen Forschungsergebnisse könnten dazu beitragen, schneller Medikamente zu entwickeln, die gezielt diese Wirkmechanismen direkt an den Rezeptoren im Gehirn aufgreifen und dadurch die Suchtanfälligkeit vermindern.
Rauchen als Hauptursache für schwere Erkrankungen
Rauchen stellt weltweit die Hauptursache für vermeidbare Ursachen von schwerwiegenden Erkrankungen wie Krebs, Herzinfarkte und Gefäßerkrankungen dar. Weltweit rauchen mehr als eine Milliarde Menschen. "Der Beginn des Rauchens ist jedoch vielmehr von psychosozialen als von genetischen Faktoren abhängig. Dies bedeutet, dass der primären Raucherprävention auf jeden Fall die größere Bedeutung zukommt, um zukünftig die fatalen gesundheitlichen Folgen des Rauchens effektiver einzudämmen", so Grabe abschließend.
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