Passiv-Rauchen als tödliche Gefahr bestätigt

Das Deutsche Krebsforschungszentrum DKFZ hat erstmals weitreichende Messungen auf lungengängige Partikel in deutschen Gastronomiebetrieben und in Fernreisezügen durchgeführt. Das Ergebnis war erschreckend: "Die Gesundheitsbelastung in der deutschen Gastronomie und in Fernreisezügen ist derart gravierend, dass Mitarbeiter und Gäste eigentlich Schutzmasken mit Luftfilter tragen müssten", so die Studien-Herausgeberin Martina Pötschke-Langer im pressetext-Interview. Das DKFZ rüstet in der Zwischenzeit zum Kampf gegen die Gefahren des Rauchens und will die Zigaretten aus der Gastronomie und den Eisenbahnzügen verbannen.

Das DKFZ nimmt diese Messungen zum Anlass, um in einem Memorandum den Gesundheitsschutz der Bevölkerung einzufordern. "Gemeinsam mit über fünfzig führenden wissenschaftlichen und medizinischen Fachgesellschaften und Gesundheitsorganisationen fordern wir die Schaffung eines Bundesgesetzes zum Schutz derjenigen, die diesen gefährlichen Stoffen ausgesetzt sind", so Pötschke-Langer. Die Senatskommission der deutschen Forschungsgemeinschaft hat bereits 1998 vor den Gefahren des Passivrauchens gewarnt. "Es gibt keine unteren Grenzwerte, die eine Unbedenklichkeit festlegen. Passivrauchen ist krebserregend, erbgutverändernd und fortpflanzungsgefährdend." Die Gefahr bestehe überall, wo geraucht werde und sei ganz klar klassifiziert. "Das Grundproblem ist, dass ein geeigneter Arbeitsschutz fehlt. Damit werden Mitarbeiter in der Gastronomie zu Arbeitnehmern zweiter Klasse." Es gehe nicht um die Frage der Toleranz, sondern um eine Fremdschädigung. Nur eine rauchfreie Gastronomie und rauchfreie Züge vermindern für die Betroffenen das Risiko, an Krebs, Atemwegs- sowie Herz-Kreislaufleiden zu erkranken.

"Die Gesundheitsgefährdung durch Passivrauchen ist wissenschaftlich derart gut belegt, dass der Gesetzgeber sofort handeln muss", so Otmar D. Wiestler, Vorstandsvorsitzender und Wissenschaftlicher Vorstand des DKFZ. Das Argument eines wirtschaftlichen Verlusts durch die Schaffung einer rauchfreien Gastronomie sei in verschiedenen Studien deutlich widerlegt worden. In der neuen Publikation des DKFZ wird die Situation in jenen Ländern analysiert, die bereits eine rauchfreie Gastronomie eingeführt haben: Stabile Umsätze und gesicherte Arbeitsplätze sowie eine überwältigende Zustimmung der Bevölkerung von über 90 Prozent sind belegbar. Am Beispiel von Irland und auch Norwegen zeige sich sehr deutlich, dass nach der Einführung einer rauchfreien Gastronomie die Umsätze in Restaurants, Bars und Pubs stabil blieben.

Der irische Ministerpräsident Bertie Ahern erklärte am 12. Juli 2006: "Ich kann ihnen versichern, dass in Irland kein einziges Pub wegen finanzieller Verluste durch das Rauchverbot schließen musste." Pötschke-Langer betonte, dass Deutschland und Österreich der internnationalen Entwicklung völlig hinten nach hängenn. "Die politisch Verantwortlichen schauen weg." Seit dem Winterfahrplan 2005 fährt die Schweizer Bundesbahn rauchfrei. Zudem ist ein Großteil der Bahnhöfe rauchfreie Zone. "Dieses sinnvolle Verbot konnte mit Hilfe des umsichtigen Gesundheitsministers Thomas Zeltner, der der WHO nahe steht, erfolgreich durchgeführt werden", erklärt Pötschke-Langer.

Aus der Sicht des DKFZ sei es an der Zeit, Regelungen, die in anderen europäischen Ländern mit großem Erfolg und ohne wirtschaftliche Einbußen greifen, endlich auch in Deutschland zu treffen, erklärt Pötschke-Langer abschließend im pressetext-Gespräch.

Artikel vom 21. September 2006

 

Navigation

Pfad: Startseite  >  Sucht  >  Stoffabhängige Sucht  >  Nikotinsucht
Suchformular

Themen

Unterstütze uns

Dieses Informationsangebot benötigt Zeit und Geld, um ausgebaut und betrieben zu werden. Spende jetzt 5 €, 10 € oder wieviel Du auch aufwenden magst, um Suchtmittel.de zu erhalten!
Zur Spendenseite...