Nikotinsucht

Die Nikotinsucht gehört mit zu den meist verbreiteten Suchtarten in Deutschland. Das hohe und insbesondere psychische Suchtpotential ist bekannt, wird jedoch oft unterschätzt. Laut Weltgesundheitsorganisation sterben jedes Jahr 5,4 Millionen Menschen an den Folgen ihres Tabakkonsums. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Rauchern ist im Vergleich zu Nichtrauchern um rund 6 bis 10 Jahre niedriger.

Rauchen: Wenige Zigaretten reichen aus bis zur Sucht
Rauchen: Wenige Zigaretten reichen aus bis zur Sucht

Der Tabakkonsum findet überwiegend durch das Rauchen von Zigaretten statt. Da die Beschaffung von Zigaretten relativ leicht ist, beginnt der Konsum oft schon in jungen Jahren. Am 1. September 2007 wurde die Altersgrenze für den Erwerb von Tabakwaren in Deutschland von 16 auf 18 Jahre angehoben. Seitdem ist die Abgabe von Tabakwaren an Kinder und Jugendliche generell verboten.

Symptome

Anzeichen einer Nikotinsucht werden nur schleichend wahrgenommen, da sich die Sucht erst allmählich aufbaut. Zu den Symptomen der Abhängigkeit gehören Nervosität, Unkonzentriertheit sowie zittrige Hände. Relativ schnell nach der letzten Zigarette verlangt der Körper erneut nach einer Nikotinzufuhr.

Ebenso beschäftigt sich der Konsument oft mit der Frage, wann er die nächste Zigarette rauchen kann ? insbesondere geschieht dies in Situationen, in denen das Rauchen verboten ist. Somit ist man häufig stark auf das Rauchen fixiert. Der Konsument raucht täglich und oft eine hohe Anzahl an Zigaretten. Der Konsum steigert sich oftmals in besonderen Situationen, wie zum Beispiel in stressigen Zeiten, da der Süchtige dann meist nicht ohne eine regelmäßige Nikotinaufnahme zurechtkommt. 

Risiken

Ein besonderes Risiko stellt die schnelle Toleranzbildung dar, wodurch das hohe psychische und physische Suchtpotential ausgelöst wird. Ohne die Einnahme von Nikotin kommt es zur raschen Ausbildung von Entzugssymptomen, wozu Nervosität und Unkonzentriertheit zählen.

Die stetige Aufnahme von Nikotin führt zur Verengung und Verkalkung der Blutgefäße, was zu einem Herzinfarkt führen kann. Rund 98% aller Infarktpatienten im Alter unter 40 Jahren sind Raucher. Außerdem kann es durch das Einatmen der Schadstoffe zur Schädigung der Atemorgane kommen. Der Zigarettenkonsum kann auf Dauer zu diversen Krebserkrankungen führen, allen voran zu Lungenkrebs. Etwa 40 bis 45% aller Todesfälle durch Krebs können auf das Rauchen zurückgeführt werden.

Behandlung

Es gibt viele verschiedene Methoden, die zur Behandlung der Nikotinsucht geeignet sind, wobei eine Kombination aus Verhaltenstherapie und Nikotinersatz die besten Erfolge zeigt. Jedoch setzt jede Therapie voraus, dass der Wille da ist, sich von der Sucht zu lösen. Das verhaltenstherapeutische Programm hilft dem Nikotinabhängigen, sich die Rauchgewohnheiten abzugewöhnen und neue Verhaltensalternativen zu erlernen. Dieses Programm besteht aus zwei verschiedenen Methoden: der Schlusspunktmethode, bei der an einem bestimmten, zuvor festgelegten Tag der Konsum vollständig beendet wird und der Reduktionsmethode, bei der es zur allmählichen Verringerung der Zigarettenanzahl kommt. 

Der Nikotinersatz kann über verschiedene Wege stattfinden. Dabei ist zu unterscheiden, ob eine Nikotinsubstitution oder eine Behandlung mit Bupropion stattfindet. Bei der Nikotinsubstitution wird bei einer leichten bis mittelschweren Abhängigkeit die Nutzung von Pflastern und Kaugummis empfohlen. Dagegen sollten bei einer schweren Nikotinabhängigkeit ein Spray oder Inhalat genutzt werden. Diese Produkte stellen jedoch lediglich eine Auswahl vieler Alternativen dar. Jede Aufnahmeform setzt auf eine andere Weise das Nikotin frei, wobei es auch um die Menge und die Geschwindigkeit der Freigabe geht. Durch das freigesetzte Nikotin kann es zur allmählichen Entwöhnung der Rauchgewohnheit und schließlich des Nikotins kommen, da die Dosierung verringert wird.

Die Behandlung der Nikotinsucht mit Bupropion verringert beim Süchtigen das Verlangen nach dem Rauchen, jedoch ist die genaue Wirkweise noch nicht erforscht. Allgemein lässt sich feststellen, dass dieses Produkt zwar eine geringe Rückfallquote aber auch viele Nebenwirkungen aufweist. Es gibt noch diverse weitere Methoden zur Rauchentwöhnung, wobei bei einigen nicht bewiesen ist, in wieweit sie dem Abhängigem tatsächlich helfen. Um eine erfolgreiche Entwöhnung vom Nikotin zu erreichen, ist es ratsam mit einem Arzt gemeinsam die Therapie auszuarbeiten und sich beim weiteren Vorgehen von ihm begleiten zu lassen.

Situation in Deutschland

2009 rauchten rund 25,7% der deutschen Bevölkerung ab 15 Jahren, wobei die Rate der ehemaligen Raucher bei 19,7% lag. Rund 73% der Bevölkerung Nichraucher. 32% der Männer und 22% der Frauen bezeichnen sich zu diesem Zeitpunkt selbst als Raucher. Insgesamt lässt sich festhalten, dass Frauen jeder Altersgruppe weniger häufig als Männer rauchen. Dennoch ist in den letzten 20 Jahren die Raucherquote bei Frauen leicht gestiegen und bei Männern hingegen gesunken. Geschiedene rauchen am häufigsten (43%) und Verheiratete am seltensten (24%). Ledig sind nur 35% der Raucher.

Bezogen auf die einzelnen Bundesländer führt Mecklenburg-Vorpommern mit der höchsten Raucherquote (36%). Danach folgen Berlin (33%) und Bremen (32%). Am wenigsten Raucher gibt es in in Bayern und Baden-Württemberg mit einer Raucherquote von jeweils 26%. (Alle Zahlen: Stand 2009)

57% der Jugendlichen zwischen 12 und 17 haben im Jahr 2007 noch nie geraucht, 18% hingegen bezeichneten sich selbst als Raucher. Im Jahr 1997 haben sich in dieser Alterskategorie noch 28% als Raucher bezeichnet. Mädchen und Jungen rauchen in diesem Alter ungefähr gleich häufig. Etwa 8 von 10 erwachsenen Rauchern geben an, bereits seit der Jugend zu rauchen. 

Täglich werden in Deutschland etwa 229 Millionen Zigaretten geraucht, was ungefähr 1.021 Zigaretten pro Einwohner und Jahr entspricht (Stand: 2010). In Deutschland sterben jährlich rund 110.000 bis 140.000 Personen an den Folgen des Rauchens. Zum Vergleich: im Jahr 2009 wurden 1.331 Drogentote durch den Konsum illegaler Rauschmittel registriert.

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