Tabak tausendmal radioaktiver als Blätter von Tschernobyl

Griechische Forscher haben entdeckt, dass Zigarettentabak stärker radioaktiv strahlt, als Blätter in Tschernobyl. Konkret geht es um die natürliche Belastung des Tabaks mit Polonium und Radium. Nach Untersuchungen des Forschers Constantin Papastefanou von der Aristoteles Universität in Thessaloniki, ist die Radioaktivität bis zu tausend Mal höher als jene durch Caesium-137 in Blättern von Tschernobyl, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist.

Papastefanou interessierte sich insbesondere dafür, wie viel Radioaktivität ein Raucher, der 30 Zigaretten pro Tag raucht, zu sich nimmt. Dabei ergab sich eine Dosis von 251 Micro-Sieverts pro Jahr, verglichen mit 0,199 aus den Blättern rund um das ukrainische Kernkraftwerk. Obwohl die Radioaktivitätsbelastung aus dem Tabakgenuss nur etwa zehn Prozent der normalen Strahlungen, der ein Mensch aus natürlichen Quellen ausgesetzt ist, ausmacht, warnt der Forscher vor den Schäden. "Viele Wissenschaftler gehen sogar davon aus, dass der Krebstod bei Rauchern durch diese Radioaktivität hervorgerufen wird - und nicht durch Nikotin und Teer", meint der Wissenschaftler.

"Tatsächlich wird bei der Vielzahl der im Tabakrauch gefundenen Schadstoffe häufig eine Klasse übersehen - und das sind die radioaktiven Substanzen", erklärt der Matthias Risch, Professor für Umwelttechnik und Physik von der Fachhochschule Augsburg Interview. "Dass das radioaktive Isotop Polonium 210 in Tabakpflanzen enthalten ist, haben britische Forscher 1965 nachgewiesen." Etwa 25 Jahre später entdeckten finnische Forscher auch Plutonium im Tabak. Was viele Menschen nicht wissen, ist die Tatsache, dass auch Passivraucher davon betroffen sind, erklärt der Mediziner. "Die meiste Radioaktivität - etwa 30 Prozent - geht in den Nebenstromrauch. Rund 20 Prozent gehen in die Asche. "Ein starker Raucher verpasst seinen Bronchien jedenfalls die gleiche Strahlenmenge, die bei 250 Röntgenaufnahmen in der Lunge entstehen würde", führt der Experte aus.

Polonium verflüchtigt sich in der brennenden Zigarette bei 600 bis 800 Grad Celsius. 30 bis 50 Prozent des Stoffes gelangen so in den inhalierten Rauch. Die strahlenden Teilchen setzen sich hauptsächlich in den äußeren Lungengeweben, vor allem in den Schleimhäuten der Bronchien fest. Bei Rauchern ist die dort gemessene Radioaktivität bis zu hundertmal höher als im Rest der Lunge. Mediziner sind überzeugt, dass die Strahlendosis von 80 Millirem, die ein durchschnittlicher Raucher in zehn Jahren aufnimmt, zum Wuchern von bösartigen Tumoren führen kann. Das Polonium gelangt sowohl über den Phosphatdünger als auch über die Luft in die Tabakpflanze.

Artikel vom 4. Juni 2007

 

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