Tabakrauchen

Unter Tabakrauchen (verkürzt: Rauchen) versteht man das Inhalieren von Tabakrauch, der durch das Verbrennen von tabakhaltigen Artikeln (z. B. Zigaretten, Zigarillos, Shishas) entsteht. Dadurch stellt sich ein Wohlgefühl beim Raucher ein, dass auch durch die Nikotineinnahme und die damit befriedigte Sucht zustande kommt.

Rund 30 Prozent der Weltbevölkerung greifen regelmäßig zu Tabakprodukten
Rund 30 Prozent der Weltbevölkerung greifen regelmäßig zu Tabakprodukten

Zigarren, Pfeifen usw. werden eigentlich "gepafft". Doch umgangssprachlich wird auch hier oft vom Rauchen gesprochen. Der Übergang ist fließend, manchmal wird der Tabakrauch von Wasserpfeifen oder Zigarillos gepafft, manchmal inhaliert. Das Rauchen war in verschiedenen altamerikanischen Kulturen schon lange üblich und wurde dort in erster Linie rituell betrieben, es gelangte nach der ?Entdeckung? Amerikas durch Columbus auch nach Europa, wo zuvor bereits einige andere Pflanzen geraucht worden sein sollen, so z. B. der Lavendel. Tabak wurde in Europa zunächst durch die Nase geraucht.

Da die heutigen Wohnformen jedoch nicht mehr Tipi-Zelte und Feste am offenen Feuer, sondern geschlossene Räume in Häusern sind - mit Festen am Fernseher oder am Stammtisch - ist Rauchen zu einem großen gesundheitlichen Problem geworden. Zu jeder Untersuchung über das Rauchen gehört somit auch der Aspekt des Passivrauchens.

Soziale Aspekte

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war das Rauchen sozial weitgehend akzeptiert und als Mittel zum Ausdruck von gesellschaftlichem Rang, Gelassenheit und Überlegenheit positiv besetzt. Hiervon zeugten soziale Gepflogenheiten wie der in gehobenen bürgerlichen Kreisen und im Adel bis in das 20. Jahrhundert hinein herrschende Brauch, dass sich die anwesenden Männer nach einem Essen in Gesellschaft geschlossen in das Rauchzimmer (das oft zugleich die Hausbibliothek beherbergte) begaben, um dort im Tabakrauch über Politik und Weltgeschehen zu diskutieren. Die dabei getragene Anzugsjacke wurde als Smoking weltbekannt.

Aus der allgemeinen Akzeptanz und Praxis des Rauchens erwuchs immer wieder ein Zwang, ?dazuzugehören?. Mit der zunehmenden Verbreitung der medizinischen Erkenntnisse über die gesundheitsschädlichen Folgen des Rauchens hat sich die allgemeine Einschätzung des Rauchens jedoch stark zum Negativen hin gewendet. Personen des öffentlichen Lebens vermeiden es heute unter dem Druck der öffentlichen Meinung meist, sich zum Rauchen zu bekennen.

Die Aufnahme der medizinischen Erkenntnisse und die individuelle Entscheidung, daraus persönliche Konsequenzen zu ziehen, also nicht zu rauchen, steigt mit dem Bildungsniveau. Entsprechend ist der Anteil von Rauchern in gut ausgebildeten Schichten deutlich niedriger als in schlecht ausgebildeten Schichten. Die Weltgesundheitsorganisation berichtet 2004, dass in China unter Menschen ohne Schulbildung siebenmal häufiger Raucher anzutreffen sind als unter Menschen mit College-Abschluss.

In Deutschland beträgt laut einer 2004 veröffentlichten Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) Heidelberg der Raucheranteil unter Männern mit einem Einkommen von weniger als 730 ? im Monat 43%; bei Männern mit einem Einkommen oberhalb dieser Schwelle liegt der Anteil nur bei 23%. Von Personen, die einfache, angelernte Tätigkeiten ausüben, rauchen etwa 50%. Der Anteil der Raucher in der Gruppe der Ärzte, Gymnasial- und Hochschullehrer liegt dagegen bei nur 15%. In der Gruppe der 18 bis 19-Jährigen mit Hauptschulabschluss liegt der Anteil der Raucher bei 64%; bei gleichaltrigen Abiturienten beträgt der Anteil lediglich 39%.

In einer weiteren Studie zur gesundheitlichen Situation von Jugendlichen, die Anfang Juni 2004 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlicht und in Deutschland von der Universität Bielefeld betreut wurde, werden deutsche Jugendliche als ?Europameister? beim Rauchen bezeichnet: Der Studie zufolge, der in Deutschland Befragungen von 5600 Jugendlichen zugrundeliegen, geben 25% der 15-jährigen Jungen und 27% der gleichaltrigen Mädchen an, täglich zu rauchen. Die Studie zeigt einen Zusammenhang auf zwischen diesem Befund und Indizien für geringe Lebenszufriedenheit, eine negative gesundheitliche Selbsteinschätzung und geringen Schulerfolg der rauchenden Jugendlichen. In der Schweiz liegt der Anteil der Raucher 2002 bei den 15- bis 24-jährigen Männern bei 39,9 Prozent und bei den Frauen 34,8 Prozent.

Bei verschiedenen christlichen Gruppen ist das Rauchen verpönt oder sogar ganz untersagt. Dazu gehören die Adventisten sowie die Zeugen Jehovas. Begründet wird diese Einstellung unter anderem mit Anweisungen aus der Bibel, zum Beispiel 1. Korintherbrief 3, 16+17: Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid, und dass der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr. (Zitiert nach der Schlachter-Bibel, Ausgabe 2000) Heute gibt es zudem Raucherfetische, die nicht zuletzt von Filmen beeinflusst sind, die das Rauchen als erotisch oder lasziv ansehen.

Wie wird man Raucher?

Wer über längere Zeit einer sozialen Gruppe angehört, in der die meisten Mitglieder rauchen (z.B. in der Familie, einer Wohngemeinschaft oder der Clique), erliegt einem höheren Risiko, selbst Raucher zu werden. Auch Partnerschaften zweier Menschen, bei denen beide nur gelegentlich rauchen, können zu einer Steigerung des Rauchens führen, weil es in einer Partnerschaft mehr Gelegenheiten gibt, gemeinsam zu rauchen.

Bedeutsam für den Einstieg ins Rauchen können nach Einschätzung von Experten auch Vorbilder sein, etwa rauchende Schauspieler, Musiker und Sänger, die oft Idole besonders für Jugendliche sind. Auch Rauchverbote machen das Rauchen für Jugendliche oft eher zu einem Statussymbol des Erwachsenseins und sind damit eventuell eher kontraproduktiv.

Viele Wissenschaftler teilen die Meinung, dass dies eine der Hauptursachen für das Rauchen sei. Als weiteren Hauptgrund für das Nichtloskommen von der Sucht wird ein gewisse Mythos gesehen, der dem Tabakrauch sehr viele positive Eigenschaften zuschreibt wie etwa in Stresssituationen zu helfen. Allerdings rühre dieser Effekt daher, dass Raucher unter einem "chronischen" Entzug leiden, sobald dieser gelindert werde, empfände der Raucher das als Stressminderung in angespannten Situationen, was es objektiv auch ist. Raucher bekämpfen also durch Nikotinentzug entstehenden Stress mit Nikotin, das wiederum Stress durch Entzug erzeugt.

Für die schnelle Suchtentwicklung schon nach nur wenigen gerauchten Zigaretten ist das Nervengift Nikotin verantwortlich, welches aufgrund seiner chemischen Ähnlichkeit zu Acetylcholin sowie seiner Fähigkeit, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, an den Acetylcholinrezeptoren der Nervenzellen des Gehirns andocken kann. Dadurch werden die Ausschüttung mehrerer Neurotransmitter wie Dopamin, Serotonin, Noradrenalin und Endorphinen induziert und das dopaminerge Belohnungssystem beeinflusst. Nikotin führt dadurch unmittelbar zu einer kurzfristigen Verbesserung von Hirnleistungen wie Gedächtnis und Aufmerksamkeit, während es gleichzeitig über die Freisetzung von Katecholaminen dem Belohnungssystem das Gefühl vermittelt, etwas Richtiges getan zu haben. Schon nach wenig Nikotinkonsum kommt es zu einer Toleranzentwicklung, so dass die Nikotinzufuhr gesteigert werden muss, um den gewohnten Effekt zu erzielen. Auf diese Weise entsteht sehr schnell eine starke psychische und körperliche Abhängigkeit. Da Nikotin gleichzeitig anspannende und entspannende Wirkungen vermittelt, wirkt es nur bei Rauchern entspannend, die es benötigen, um den durch die körperlichen Entzugssymptome des Nikotins hervorgerufenen Stress zu beseitigen.

Umweltschädigung

Die vom Rauchen überbleibenden Kippen sind ein zusätzlicher Mülllieferant, sie verrotten erst nach längerer Zeit. Außerdem entspricht die umweltbelastende Emission einer abgebrannten Zigarette der eines dreistündig laufenden Dieselmotors eines normalen Autos.

Gesundheitsschädigung

Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die starke Gesundheitsschädlichkeit allgemein bekannt. Die Gesundheitsgefahren durch Rauchen sind sowohl epidemiologisch als auch durch biochemisch-molekularbiologische Untersuchungen zweifelsfrei belegt. Tabakrauch enthält einige tausend Stoffe, von denen viele, wie das Benzol, bereits für sich genommen krebserregend sind. Das im Tabakrauch enthaltene Benzo(a)-pyren schädigt das für die Krebsabwehr zuständige Gen p53. Das Einatmen von Tabakrauch ist unter anderem ein gesicherter Risikofaktor für

  • verschiedene Arten von Krebs (wie Rachen-, Kehlkopf-, Speiseröhrenkrebs, Magenkrebs, Nieren und Blasenkrebs)
  • Asthma
  • erektile Dysfunktion (Potenzstörungen bis hin zur Impotenz)
  • Schlaganfall
  • Gefäßverstopfungen in den Extremitäten (periphere arterielle Verschlusskrankheit), umgangssprachlich Raucherbein oder Schaufensterkrankheit genannt, sowie das Winiwarter-Buerger-Syndrom (Thrombangiitis obliterans), eine seltene, meist bei jungen männlichen Rauchern auftretende Gefäßentzündung.
  • das Auftreten von Aneurysmata (lokale Aussackungen der Blutgefäße mit der Gefahr des Reißens und daraus resultierender innerer Blutungen)
  • Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD, umgangssprachlich "Raucherhusten"), Lungenemphysem, chronische Bronchitis und andere Lungenerkrankungen
  • chronischen Zahnfleischschwund (Parodontitis)und andere Zahnfleischerkrankungen
  • Bauchspeicheldrüsenkrebs und chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)
  • koronare Herzkrankheit und den daraus resultierenden Herzinfarkt
  • eine Schwächung des Immunsystems und damit verbundene leichtere Infektion von Krankheiten (z.B. Rhinitis)
  • Nervösität bei längerer Zeit ohne Nikotin
  • Verzögerte Wundheilung, Misserfolg bei Zahnimplantaten

Hinsichtlich des relativ erhöhten Risikos führen die Krebserkrankungen, gefolgt von den Magen- und Darm-Geschwüren, den chronischen Lungenerkrankungen und den Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Mit Abstand an erster Stelle steht der Lungenkrebs: 90% der Lungenkrebspatienten, aber je nach Altersgruppe, Geschlecht und Population nur ca. 25-35% der Normalbevölkerung sind Raucher.

Was dagegen die absolute Häufigkeit als Todesursache angeht, stehen Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch vor den Krebserkrankungen. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Rauchern ist im Vergleich zu Nichtrauchern um etwa zehn Jahre geringer. Allein in Deutschland sterben jedes Jahr über 110.000 Menschen an den Folgen des Rauchens - jeden Tag über 300. Studien, die Hinweise auf einen möglichen Schutz vor Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen durch das Rauchen ergeben hatten, gelten mittlerweile als widerlegt. Beim Passivrauchen ist ebenfalls eine Gesundheitsschädigung durch Tabakrauch nachweisbar; überdies lassen sich Nikotin und unzählige weitere metabolische Giftstoffe aus dem Tabakrauch noch nach Monaten im Haar bzw. im Körper und im Urin nachweisen.

Sehr schnelle Suchtentwicklung

Das im Tabak gebundene Nikotin kann bereits nach zwei bis drei Zigaretten - also extrem schnell - zu einer Nikotinsucht führen. Dem Tabak beigegebene Stoffe wie Ammoniak und Menthol beschleunigen das Anfluten des Nikotins im Blut, dämpfen den Hustenreiz und betäuben die schmerzenden Atemwege. Zuckerstoffe und Kakao nehmen dem Rauch Schärfe, durch das mildere Rauchgefühl wird es vor allem für Kinder einfacher, den Rauch zu inhalieren. Viele Kritiker behaupten, die Tabakindustrie wolle durch die Beimengung dieser Stoffe gezielt Kinder und Jugendliche zum Rauchen verleiten.

In jüngster Zeit kam in die Disskussion, ob diese schmerzstillenden Stoffe suchtfördernd sind, da mehr geraucht wird. Verbraucherschutzministerin Künast spielte mit dem Gedanken, nachweislich krebserregende Stoffe verbieten zu lassen.

Feinstaub

Durch Zigarettenrauchen entsteht Feinstaub, der besonders in geschlossenen Räumen eine hohe Konzentration erreichen kann. Da diese Feinstäube als krebserregend (karzinogen) gelten, geht von ihnen eine besondere Gesundheitsgefährdung aus. Beim Rauchen von Filterzigaretten werden feinste Staubpartikel aus dem Filter mitinhaliert.

Lebenserwartung sinkt

Die durchschnittliche Lebenserwartung von Rauchern ist im Vergleich zu Nichtrauchern um etwa sechs bis zehn Jahre niedriger. Zu solchen Erkenntnissen gelangt man mit Hilfe von ausgefeilten statistischen Methoden, zum Beispiel mit sogenannten Statistischen Zwillingen. Statistische Zwillinge sind Personen, die aus einer großen Zahl von Probanden ausgewählt worden sind, weil 25 Faktoren, die gesundheitliche Bedeutung haben, bei ihnen übereinstimmen. Dazu gehörten Alter, Geschlecht, Familienstand, Größe und Gewicht, Vorerkrankungen, erbliche Disposition für Krebs, aber auch Erziehung und Religion, Stadtwohnung oder Landwohnung, schließlich selbst Abstammung und Nationalität. In dem zu prüfenden Faktor aber stimmten sie nicht überein: die einen rauchten, die anderen nicht. Hammond hat 36.975 derartige statistische Zwillingspaare im Alter zwischen 40 und über 80 Jahren über einige Jahre untersucht. Am Ende der Beobachtungszeit waren 1.385 Raucher, aber nur 662 Nichtraucher gestorben, das ist ein Verhältnis von mehr als 2 : 1. Von den Nichtrauchern starben 12 an Lungenkrebs, von den Rauchern hingegen 110 (Public Health, 1161-1187, Mai 1964).

Als besonders gefährdet müssen Kettenraucher gelten. Dieser Begriff ist jedoch nicht wissenschaftlich, und nur umgangssprachlich geprägt. In Deutschland starben im Jahr 2003 40.865 Menschen infolge von Erkrankungen, die auf den Konsum von Tabak zurückgeführt werden konnten (ApothekenUmschau vom 1. September 2005, S. 51). Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen nennt jedoch vier Studien, die 111.000 bis 143.000 tabakbedingte Todesfälle zum Ergebnis haben.

Radioaktivität

Eine weitere Gefahr für die Gesundheit geht von radioaktiven Isotopen aus, die deswegen im Zigarettenrauch enthalten sind, weil die Blätter der Tabakpflanze Trichome mit einem Durchmesser und einer Struktur besitzen, die mit radioaktiven Isotopen besetzte Staubteilchen besonders gut aus der Luft herausfiltern. Einige Wissenschaftler vertreten die Meinung, dass eine Strahlendosis von 80 rem (800 mSv), die ihres Erachtens ein durchschnittlicher Raucher in zehn Jahren aufnehmen soll, zu bösartigen Tumoren führen könne. Für die Bevölkerung ist ein Grenzwert von 1 mSv pro Jahr gesetzlich festgelegt.

Rauchen in der Schwangerschaft

Rauchen in der Schwangerschaft gefährdet den Embryo bzw. Fötus, da die von der Mutter eingeatmeten Giftstoffe über den Blutkreislauf in den kindlichen Organismus gelangen. Durch das Rauchen werden auch die Blutgefäße der Plazenta verengt und somit wird die Sauerstoffversorgung des Kindes beeinträchtigt. Die Folge ist ein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen (z.B die Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalte), Mangelentwicklung und Frühgeburtlichkeit. Die Geburtsgewichte von Babys rauchender Mütter sind im Durchschnitt deutlich niedriger als die von Babys, deren Mütter nicht rauchen. (Nichtraucher: 11% unter 2.500 g; bis 10 Zigaretten pro Tag: 17% unter 2.500 g; >20 Zigaretten pro Tag: 25% unter 2.500 g).

Auch eine Risikoerhöhung für genetische Abweichungen ist mittlerweile nachgewiesen. Die Fehlbildungsrate steigt mit dem Zigarettenrauchen von Mutter und Vater über den Durchschnitt. Neueren Studien zufolge (siehe Links) ist auch eine Schädigung der Chromosomen des Kindes durch den Nikotinkonsum der Schwangeren möglich. Die Erhöhung des Risikos, dass Kinder, deren Mütter Nikotin während der Schwangerschaft geraucht haben, öfter an Leukämie erkranken, wird noch untersucht. Erwiesen ist die erhöhte Anfälligkeit der Kinder rauchender Mütter für Allergie-, Bronchitis- und Asthmaerkrankungen sowie für Mittelohrentzündungen (2 bis 3 mal häufiger als im Durchschnitt). Im Schulalter sind Kinder aus Raucherhaushalten häufiger übergewichtig und verhaltensauffällig. Rauchen der Mutter bzw. Eltern während der Schwangerschaft schädigt nach den neuesten Untersuchungen US-amerikanischer Forscher sogar die Gesundheit von deren Enkelkindern (Quelle).

Statistiken

Jugendliche Raucher

In Deutschland liegt der Anteil der jugendlichen Raucher bei etwa 30 Prozent, in Kalifornien im Gegensatz dazu bei nur ungefähr 8 Prozent. Im Vergleich mit anderen Altersgruppen ist der Anteil der Raucher in der Altersgruppe der 15- bis 24-jährigen in der Schweiz am höchsten. Er liegt bei rund 38 Prozent.

Das durchschnittliche Einstiegsalter für das Zigarettenrauchen in Deutschland liegt laut neuesten Studien bei 11,6 Jahren. Außerdem schadet das Rauchen Jugendlichen mehr, sie wachsen z.B. weniger als andere Gleichaltrige. Durch die flächendeckende Versorgung mit Zigarettenautomaten ist der Erwerb von Tabak auch für Kinder und Jugendliche vereinfacht. Dies gibt es in keinem anderen Land der Welt.

Zigarettenjahresverbrauch pro Einwohner in Deutschland

Bundesrepublik

  • 1965: 1.619 Stück
  • 1970: 1.921 Stück
  • 1975: 2.042 Stück
  • 1980: 2.085 Stück
  • 2005: 1.392 Stück

Anteil der Raucher an der Gesamtbevölkerung

Der Anteil der Raucher an der Bevölkerung (Alter über 15 Jahre) der jeweiligen europäischen Länder (Quelle: Europäische Kommission, 1999; Schweiz: BfS, 2002; Irland: Office of Tobacco Control (OTC), 2005; Norwegen: SSB, 2005):

Land Raucheranteil (in %)
Belgien 37 |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Dänemark 38 ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutschland 34 ||||||||||||||||||||||||||||||||||
Finnland 30 ||||||||||||||||||||||||||||||
Frankreich 38 ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Griechenland 45 |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Großbritannien 35 |||||||||||||||||||||||||||||||||
Irland 24 ||||||||||||||||||||||||
Italien 27 |||||||||||||||||||||||||||
Luxemburg 34 ||||||||||||||||||||||||||||||||||
Niederlande 32 ||||||||||||||||||||||||||||||||
Norwegen 25 |||||||||||||||||||||||||
Österreich 38 ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Portugal 28 ||||||||||||||||||||||||||||
Spanien 37 |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Schweden 22 ||||||||||||||||||||||
Schweiz 31 |||||||||||||||||||||||||||||||

Politische Maßnahmen gegen das Rauchen

Warnhinweise

Durch EU-Gesundheitsminister wurden innerhalb der EU auf den Zigarettenpackungen größere und dringendere Warnhinweise wie etwa ?Rauchen kann tödlich sein?, ?Rauchen lässt Ihre Haut altern? oder auch ?Rauchen kann zu einem langsamen und schmerzhaften Tod führen? eingeführt. Für die Zukunft sind auch Bilder von Raucherlungen und Tumoren geplant, von denen man sich eine abschreckende Wirkung erhofft.

Tabaksteuer

Ein weiteres politisches Instrument zur Eindämmung des Rauchens ist die Tabaksteuer. Wobei der aufklärende oder pädagogische Nutzen im Zusammenhang mit den Steuereinnahmen ambivalent zu diskutieren ist.

Verbote des Tabakrauchens

Seitdem die gesundheitsschädlichen Wirkungen des Rauchens medizinisch erwiesen sind, gab es in verschiedenen Ländern immer wieder und mit steigender Tendenz Appelle an politische Entscheidungsträger, von staatlicher Seite dem Rauchen entgegenzuwirken. Als übergeordnete Gründe derartiger Appelle stehen die Aufforderung an den Staat, einer gesundheitlichen Fürsorgepflicht gegenüber den Bürgern zu genügen sowie der Hinweis auf den durch die gesundheitlichen Folgen verursachten volkswirtschaftlichen Schaden im Vordergrund. Der Staat seinerseits tut sich häufig schwer mit derartigen Forderungen, da er sich in einem Dilemma befindet: Einerseits lockt die Vorstellung, sich als fürsorglicher Schützer der Volksgesundheit zu profilieren; andererseits ist der Staat an fortgesetztem Tabakkonsum der Bürger interessiert, weil die Einnahmen aus der Tabaksteuer eine wichtige staatliche Einnahmequelle darstellen. Volkswirte schätzen die Kosten des Rauchens allein für die Gesundheitssysteme jedoch auf ein Vielfaches, so dass die Netto-Tabaksteuereinnahmen die Kosten möglicherweise nicht ausgleichen können.

Als eine der ersten staatlichen Reaktionen auf die Forderung nach Eindämmung des Rauchens ist die in Frankreich in den 1990er Jahren erlassene Regelung zu sehen, wonach in Restaurants rauchfreie Zonen einzurichten sind (was in der Praxis allerdings zumeist ignoriert wird). In zunehmendem Maße geraten auch in den USA die Raucher unter Druck, wobei dort in der Regel kommunale Verordnungen vorschreiben, inwieweit das Rauchen toleriert wird oder nicht. Hier sind bereits Fälle bekannt, wo in einer Kommune das Rauchen in der Öffentlichkeit (also auch auf öffentlichen Straßen und Plätzen) generell verboten wurde. In New York City wurde 2003 das Rauchen in Restaurants verboten. Zugleich gelten hier extrem hohe Zigarettenpreise.

Als weltweit erstes Land führte das im Himalaya gelegene Königreich Bhutan am 17. Dezember 2004 ein landesweit gültiges Rauchverbot ein. Das Verbot umfasst den Verkauf von Tabakwaren und das Rauchen in der Öffentlichkeit. Als Begründung wurde von Seiten der Regierung der Schutz von Umwelt und Gesundheit sowie die Bewahrung der Kultur des Landes genannt.

Als erstes EU-Land führte die Republik Irland im Jahr 2004 ein totales Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen ein. Betroffen waren in erster Linie die 10.000 Pubs des Landes. Bis zu 400 amtlich bestellte Kontrolleure überwachen die Einhaltung. Den Besitzern von Kneipen, Bars und Restaurants sowie allen anderen Arbeitgebern drohen Geldstrafen von bis zu 3000 ?, wenn in ihren Einrichtungen gegen das Gesetz verstoßen wird. Die Regionalregierung Schottlands hat eine ähnliche Regelung beschlossen, die im Frühjahr 2006 in Kraft treten soll. Auch in Italien wurde 2005 ein Rauchverbot in Restaurants eingeführt. Die spanische Bezirksregierung auf Mallorca droht seit demselben Jahr den Betreibern von Lokalen, in welchen auch Speisen angeboten werden, eine Geldstrafe von 50.000 ? und die Schließung des Lokals an, wenn diese im Innenbereich auch nur einen einzigen Aschenbecher auf dem Tisch stehen haben. Ausgenommen sind Diskotheken und Bars in welchen ausschließlich Getränke angeboten werden.

In der Schweiz gilt seit Dezember 2005 ein generelles Rauchverbot in öffentlichen Verkehrsmitteln wie Eisenbahnen oder Schiffen. In einigen Kantonen gibt es zusätzliche gesetzliche Verbote. Eine ähnliche Regelung gilt auch in den Niederlanden.

Geplantes Werbeverbot in der EU

In den nächsten Jahren soll ein EU-weites Werbeverbot für Zeitungen und Zeitschriften greifen, das allerdings nur offizielle Tabakwerbung verbietet. Unter anderem betroffen sein wird auch das Sponsoring von Formel-1-Rennen. Die Bundesregierung, sowohl die Kohl- als auch die Schröder-Regierung, ist in Brüssel mehrmals vergeblich gegen das Werbeverbot unter anderem gerichtlich zu Felde gezogen.

Ökonomische Aspekte

Es gibt eine große vom Tabak abhängige Industrie. Diese ist z.B. die Filterfertigung oder auch Werbung, die für Tabakwaren wirbt. Daher spricht man auch von einer hohen wirtschaftlichen Bedeutung des Rauchens. In der Werbung wird mit dem "Genuß" von Tabak häufig ein Bezug zur Freiheit assoziiert.

Finanzpolitische Effekte

Durch die Verringerung der Lebenserwartung hat das Rauchen einen entlastenden Effekt auf das Rentensystem. Ob es einen solchen Effekt auch für die Krankenkassen gibt, ist sehr umstritten. Überdies trägt der Umsatz der Tabakindustrie nicht unbedeutend zum Bruttosozialprodukt bei, jedoch führt das Rauchen auch zu einem erheblichen Schaden am Bruttosozialprodukt (siehe dazu auch Tabaksteuer (Deutschland) unter "Steuerausfall durch das Rauchen"). Einer Studie aus dem Jahre 2000 zufolge verursacht Rauchen auf Grund der damit assoziierten schweren Krankheiten hohe Kosten für das Gesundheitswesen sowie Produktivitäts- und Wohlstandsverluste, die sich in Deutschland zu jährlichen ökonomischen Kosten in Höhe von 17 Mrd. Euro aufsummieren.

Es hat Versuche von privaten Krankenkassen gegeben, einen Beitragsrabatt für Raucher einzuführen. Dies wurde aus moralischen Gründen nach kurzer Zeit abgebrochen. Daneben gibt es gesetzliche Krankenkassen, die mit Rabatten Raucher bewegen wollen, mit dem Rauchen aufzuhören.

Siehe auch:


Dieser Text ist aus der Wikipedia - zum Original, Autoren.
Sein Inhalt steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation

 

Navigation

Pfad: Startseite  >  Suchtmittel  >  Legale Drogen  >  Nikotin
Suchformular

Themen

Unterstütze uns

Dieses Informationsangebot benötigt Zeit und Geld, um ausgebaut und betrieben zu werden. Spende jetzt 5 €, 10 € oder wieviel Du auch aufwenden magst, um Suchtmittel.de zu erhalten!
Zur Spendenseite...