Fake-Viagra als Goldgrube für Drogendealer

Drogendealer haben ihr Geschäftsfeld um illegale Arzneimittel und gefälschte Medikamente erweitert. Ihre Umsätze steigen besonders durch den Verkauf von nachgeahmten Präparaten der Potenzpille Viagra. Damit lassen sich Experten zufolge bis zu 2.000 mal höhere Einnahmen erzielen als durch den klassischen Drogenhandel.

"Besonders im privaten Bereich bei Einzeleinfuhren sowie im Postversand haben wir viele Einfuhrversuche illegaler Arzneimittelpräparate und Viagra-Fälschungen festgestellt. Die Plagiate werden in vielen Fällen von dubiosen Quellen im Internet bestellt", erklärt Arnes Petrick, Sprecher der Bundesfinanzdirektion Nord beim deutschen Zoll.

Nach Angaben der Zollfahndung Frankfurt wurden im Vorjahr deutlich mehr illegale Medikamente beschlagnahmt als 2007. Mit einer Steigerung um rund 400 Prozent kletterte die Zahl der sichergestellten Arzneimittel auf über eine Mio. Stück. Darüber hinaus beschlagnahmte der Zoll mit mehr als 600 Viagra-Nachahmungen eine der weltweit größten Mengen an Fälschungen der Potenzpille. Am Markt hätten die entdeckten Präparate einen Wert von rund 6,6 Mio. Euro. Der Zentralstelle Gewerblicher Rechtsschutz des Zolls zufolge ist Produktpiraterie besonders im undurchsichtigen Internet-Vertrieb schwer zu kontrollieren. "Wir nehmen die Einfuhr von Viagra-Plagiaten etwa auf den Post-Vertriebswegen wahr und führen Kontrollen durch. Zwar ist die Kontrolle im Massentransport schwierig, dennoch ist sie Teil der alltäglichen Zollarbeit", meint Petrick.

Die Verfolgung von Produktpiraterie unterscheide sich bei Arzneimitteln nicht von anderen Plagiaten wie etwa elektronischen Geräten. Anders als der Drogenschmuggel konzentriert sich das Geschäft mit Viagra-Fälschungen jedoch auf überwiegend anonyme Quellen und Verbraucher im Internet. Harte Drogen wie Kokain oder Heroin werden für die Dealer angesichts der wesentlich niedrigeren Einnahmen zunehmend uninteressant und geraten gegenüber dem Viagra-Plagiate-Handel ins Hintertreffen, berichtet der Telegraph. Ein Kilo des Viagra-Wirkstoffs sei bereits ab 33 Pfund (rund 35 Euro) erhältlich und verspreche damit höhere Gewinnmargen als harte Drogen.

Darüber hinaus weist das Geschäft mit nachgeahmten Arzneimitteln für die Verkäufer vergleichsweise geringe Risiken und milde Strafen auf. Die Konsumenten von Medikamentenfälschungen und Viagra-Präparaten setzen sich hingegen bekannten Gesundheitsgefahren aus, warnen Experten. So seien etwa in Singapur innerhalb der vergangenen Monate mehrere Männer nach der Einnahme von gefälschtem Viagra gestorben.

Artikel vom 18. März 2009

 

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