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Obwohl die Raucherkrankheit COPD (chronisch-obstruktive Lungenerkrankung) die vierthäufigste Todesursache ist, wissen viele Patienten nichts davon. Jeder Fünfte Erkrankte erhält trotz Beschwerden keine entsprechende Diagnose vom Hausarzt, berichten Forscher im "Canadian Medical Association Journal".
"Die Dunkelziffer derer, die mit einer nicht erkannten COPD leben, ist besonders in ihrer Frühphase sehr hoch. Dabei entscheidet der Zeitpunkt der Erkennung über das weitere Leben", bestätigt Michael Pfeifer von der Gesellschaft der deutschen Lungenfachärzte.
Zwei von drei Patienten ahnungslos
Die kanadischen Forscher untersuchten die wichtigste Risikogruppe für COPD, nämlich Menschen ab 40 Jahren mit mindestens 20 Jahren Raucherkarriere. Ein Fünftel der 1.000 Untersuchten litt an COPD und mehr als drei Viertel an zumindest einer Form von Atembeschwerden wie etwa Raucherhusten. Es zeigte sich, dass zwei von drei Patienten keine Ahnung von ihrer Erkrankung hatten und jeder Fünfte bei Hausarzt-Besuchen keine entsprechende Diagnose bekommen hatte. "Menschen aus der Risikogruppe sollten vom Arzt genau untersucht und möglichst früh behandelt werden", fordert Studienautor Roger Goldstein.
Der Grund liegt für Pfeifer im schleichenden Verlauf von COPD. "Sie beginnt langsam mit eingeschränkter Leistung, auf die sich Betroffene einstellen. Statt einkaufen zu gehen, fahren sie eben mit dem Auto. Und der Husten und Auswurf als weiteres Frühzeichen ist bei Rauchern sehr weit verbreitet und wird übersehen", so der Experte. Früherkennung sei wichtig, da sie die Erfolgschancen der Intervention erhöht. Intervention heißt heute nur Nikotinverzicht, da es keine wirksamen Medikamente gibt. Vorteile bringt der Rauchstopp jedoch allemal. "Er verhindert das Ausbrechen der Krankheit oder die schnelle Verschlechterung. Das steigert die Lebensqualität und Lebenserwartung deutlich."
Raucher meiden den Arztbesuch
Schuld für das zu späte Erkennen der Krankheit gibt Pfeifer vor allem den Betroffenen selbst. "Viele Raucher meiden wegen ihres schlechten Gewissens den Arzt. Gratis- Lungenfunktionstests nutzen eher Nichtraucher, um ihre intakte Lunge zu bestätigen." Wegen fehlenden Wissens über COPD würden zudem Symptome oft falsch interpretiert. Doch auch die Hausärzte stünden in Verantwortung. "Oft machen sie keinen qualitativ guten Lungenfunktionstest oder interpretieren Veränderungen der Frühphase als normal." Laut Pfeifer sollte der Hausarzt die Diagnose stellen und dann zum Lungenfacharzt überweisen, der sie bestätigen oder verfeinern kann.
Zur Krankheit COPD, die genau genommen eine ganze Gruppe ähnlich schlimmer Atemleiden beschreibt, gehört auch das Lungenemphysem. Radiologen der University of Iowa berichten in der Zeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences", dass Computertomografie das Emphysem bereits vor den ersten organischen Schädigungen durch veränderten Blutfluss in der Lunge feststellen kann. "Die Entdeckung könnte helfen, die Ursachen der Krankheit und ihre Unterschiede zu anderen Lungenleiden besser zu verstehen und die Wirksamkeit neuer Therapien zu bestätigen", so Studienautor Eric Hoffman.
Lungenfunktion regelmäßig testen
Pfeifer sieht den CT-Nachweis nur für wissenschaftliche Zwecke brauchbar. "Die Strahlenbelastung und die hohen Kosten schließen den klinischen Einsatz aus." Sinnvoll für die Früherkennung sei hingegen die wiederholte Lungenfunktionsmessung bei Risikogruppen, und zwar regelmäßig im Abstand von ein bis zwei Jahren. "Ein beschleunigter Abfall der Funktionswerte bietet die besten Voraussetzungen einer frühen Diagnose. Genutzt wird diese Möglichkeit jedoch bisher kaum", so der Lungenspezialist.
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