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Hochrechnungen zufolge, die auf Wasserproben des Rheins beruhen, verbrauchen die Deutschen pro Jahr etwa 20 Tonnen Kokain mit einem rechnerischen Marktwert von vier Milliarden Euro. Die Untersuchungen und Berechnungen wurden vom Nürnberger Institut für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal durchgeführt.
Die Wissenschaftler gingen bei ihren Analysen neue Wege. War man bisher auf die Ergebnisse von Umfragen angewiesen, deren Zuverlässigkeit nur bedingt aussagekräftig ist, bietet die von dem Institut entwickelte Methode der Wasseranalyse relativ exakte Messwerte, die auf der Messung von Benzoylecgonin, einem Zerfallsprodukt von Kokain beruhen. Die Konzentration dieses Stoffes im Rheinwasser erlaubt quantifizierbare Aussagen über den Kokainkonsum. Der Rhein nimmt in seinem Verlauf entlang vieler deutscher Städte das Abwasser von 40 Millionen Menschen auf, erläuterte der Institutsleiter, Prof. Fritz Sörgel am Mittwoch.
Mit Hilfe der Messwerte werden Berechnungen über die Menge des verbrauchten Kokains angestellt. Das Rheinwasser bei Köln erlaubt so beispielsweise die Schlussfolgerung, dass sieben Kokainlinien mit jeweils 0,1 Gramm pro Linie am Tag auf 1000 Anwohner gerechnet zwischen 15 und 65 Jahren geschnupft werden. Unsicherheiten bei den Berechnungen ergeben sich aus Schwankungen der Werte zwischen verschiedenen Entnahmestellen und Tageszeiten. Dennoch erlauben die so gewonnenen Werte genauere Aussagen über die tatsächliche Höhe des Drogenkonsums der Deutschen als mit Hilfe von Umfragen.
Da in diesem Jahr auch andere Länder in die Studie einbezogen wurde, ist ein internationaler Vergleich möglich. Danach waren in New York City die höchste Zahl von Kokainkonsumenten anzutreffen. Die Bewohner der Stadt am Hudson-River konsumieren täglich 134 Kokainlinien pro 1000 Einwohner. In Europa ist Spanien Spitzenreiter: 97 Kokainlinien pro 1000 Einwohner wurden aufgrund der Messungen im Ebro errechnet.
Die erste ? 2005 im Auftrag des ?Spiegel? durchgeführte ? Untersuchung hatte zu dem Ergebnis geführt, dass etwa doppelt soviele Kokainkonsumenten in Deutschland leben als bisher angenommen. Seit dem letzten Jahr ist der Konsum dieser Droge in etwa gleich geblieben. Im Rhein bei Köln lagen die errechneten Kokainmengen 2005 bei 8,5 Tonnen reinem Kokain und 2006 bei etwa neun Tonnen pro Jahr.
Zum Vergleich eine Zahl, aus der sich die Effektivität der Drogenfahndung erhellt: Laut Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung wurden 2005 1,1 Tonnen Kokain durch Polizeifahnder und den Zoll sichergestellt. 4489 neue Kokainkonsumenten wurden statistisch festgehalten.
Dieser Text wurde unter CC-BY-2.5-Lizenz veröffentlicht.
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