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Die Problematik in Bezug auf die rasant steigenden Zahlen der Betroffenen im Bereich der Onlinesucht nimmt in Asien neue Dimensionen an.
Wie aus einem in der aktuellen Ausgabe der Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine veröffentlichten Bericht einer Forschergruppe der Kaohsiung Medical University Hospital (KMUH) in Taiwan hervorgeht, haben statistisch gesehen mittlerweile bereits 10,8 Prozent der Kinder in der siebenten Schulstufe (13 bis 14 Jahre) eine Internetabhängigkeit entwickelt. Dies stellt einen neuen weltweiten Höchstwert dar, der um ein Vielfaches höher liegt als vergleichbare Schätzungen hierzulande.
"Solche Zahlen sind immer mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. Da es bislang noch keine Einigung über eine einheitliche Definition des Krankheitsbildes Onlinesucht gibt, können die jeweiligen Untersuchungskriterien sehr stark variieren. In diesem Zusammenhang muss auch prinzipiell festgehalten werden, dass der asiatische Markt aufgrund der höheren Technikaffinität der Menschen möglicherweise stärker vom Phänomen der Internetabhängigkeit betroffen ist als etwa Europa oder die USA", erklärt Bernd Dillinger vom Info-Portal IPOS.
Die taiwanesischen Wissenschaftler gründen ihre Zahlen auf eine umfangreiche Untersuchung, bei der sie das Webnutzungsverhalten von insgesamt 2.293 Schülern zwei Jahre lang genau unter die Lupe genommen haben. Dabei kommen sie zu dem Schluss, dass das Auftreten einer Onlinesucht bei Kindern durch eine Reihe von verschiedenen Faktoren begünstigt wird. So sollen etwa männliche Jugendliche weitaus öfter derartige Erkrankungstendenzen entwickeln als Mädchen. Leidet der Betroffene an Symptomen wie Depressionen, erhöhter Gewaltbereitschaft, Hyperaktivität, einem Aufmerksamkeitsdefizitssyndrom oder sozialen Phobien, kann die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung zudem deutlich ansteigen.
"Onlinesucht ist immer noch ein sehr großer Graubereich, sowohl gesellschaftlich als auch wissenschaftlich und therapeutisch-medizinisch gesehen. Einer der derzeit vertretenen Ansätze geht dabei davon aus, dass Internetabhängigkeit lediglich als Symptom einer anderen Grunderkrankung zu sehen ist, zu denen unter anderem auch die oben genannten Krankheiten zählen", betont Dillinger.
Darüber, ob diese Auffassung tatsächlich am besten erklären kann, worum es sich bei der Onlinesucht handelt, gebe es bislang aber keinen wissenschaftlichen Konsens. "Das Fehlen einer einheitlich anerkannten Definition des Krankheitsbildes ist sicherlich ein Grundproblem, mit dem wir heute immer noch zu kämpfen haben. Die unterschiedlichen Zugangsweisen führen dazu, dass sich die unterschiedlichen Forschungsergebnisse zum Thema international nur schwer vergleichen lassen und erschweren dadurch gleichzeitig auch den weiteren wissenschaftlichen Diskurs", merkt Dillinger an.
Dringend nötig sei weiters die offizielle Aufnahme der Internetsucht in das Diagnostische und Statistische Handbuch Psychischer Störungen, mit der die taiwanesischen Experten frühestens 2012 rechnen. "Die offizielle Anerkennung wäre ein wichtiger Schritt, der vermutlich unter anderem auch bei den politischen Entscheidungsträgern seine Wirkung zeigen würde. Es wird derzeit verstärkt versucht, einiges in diese Richtung zu bewegen. Ob sich das allerdings bis 2012 ausgehen wird, lässt sich zurzeit nur sehr schwer abschätzen", so Dillinger abschließend.
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