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Millionen Internet-Abhängige? Wohl kaum. Es gibt bestimmt einige Jugendliche, die so viel Zeit vor dem Computer verbringen, dass sie Probleme mit der direkten zwischenmenschlichen Kommunikation bekommen.
Es wäre äußerst wünschenswert, wenn alle Kinder im kritischen Umgang mit dem Internet ausgebildet würden. Und mit Fernsehen, Zeitungen, Büchern, Getwitter und uferlosem Handygebrauch. Medienkompetenz wird immer wichtiger. Darum sollte sich die Politik kümmern. Aber was tut die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, die sonst Nichtraucherschutz mit Raucherquälerei verwechselt? Sie erkennt eine neue Sucht. Die Online-Sucht. An ihr litten drei Prozent der Nutzer, sagt sie. Also fast zwei Millionen Menschen. Das wäre ja furchtbar.
Aber das ist natürlich nicht wahr. Ich habe einmal die ganzen Sommerferien im Bett verbracht und gelesen. Da war ich Karl-May-süchtig. Später war ich jahrelang fußballabhängig. Bei großen Turnieren erleide ich Rückfälle und bin wochenlang kaum ansprechbar. Wahrscheinlich bin ich behandlungsbedürftig. Noch wahrscheinlicher aber bauschen Frau Bätzing und ihre Sucht-Experten ein Thema auf, um damit ihre eigene Bedeutung zu erhöhen. Schlechte Ärzte sehen ja auch nur Kranke. Den real durchaus existierenden Problemen wird solch unseriöser Aktionismus nicht gerecht.
Harald Ries
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