Immer mehr Handynutzer zeigen Suchtsymptome

Einer neuen Umfrage aus den USA zufolge kann ein knappes Drittel der Handybesitzer nicht mehr "ohne" leben. Mehr als die Hälfte lässt das Gerät immer eingeschaltet. Teilnehmer einer aktuellen Studie der Uni Brisbane (Australien) fühlten sich ohne Handy sogar, "als würde eines meiner Glieder fehlen".

Studienautorin Diana James warnt vor finanziellen Problemen, kaputten Beziehungen und sogar Rechtschreibschwächen. In Südkorea, wo praktisch jeder ein Mobiltelefon besitzt, hat eine Studie bereits 2003 eindeutige Suchtsymptome bei Handynutzern festgestellt.

Macht das Handy tatsächlich süchtig - wie Alkohol oder Zigaretten? Psychologen sprechen lieber von "Medienabhängigkeit". Seit dem vergangenen Jahr häufen sich die Fälle von Handypatienten, beobachten Psychologen. "Schlagartig kamen Kinder mit Handyproblemen in die Therapie", berichtet Diplompsychologin Simone Trautsch: "Vorher war das kein Thema." Werner Platz, Leiter der psychiatrischen Ambulanz des Berliner Vivantes Humboldt-Klinikums und Spezialist für Onlinesucht, betreut erstmals auch zwei Patienten mit einem ungesunden Verhältnis zum Handy. "Die Dunkelziffer ist viel höher", vermutet Platz.

Weil man heute jedoch nicht mehr um Handy und Internet herumkommt, ergibt sich für die Therapie medienabhängiger Patienten ein Problem: "Sie können nicht auf völligen Verzicht hinarbeiten wie etwa beim Alkohol", erklärt Psychiater Platz. "Verringerung ist das Ziel - und souveräner Umgang mit dem Gerät." Platz schließt mit seinen Patienten Abkommen, jede Woche weniger Zeit mit dem Handy zu verbringen.

P.M.
Artikel vom 19. Juni 2006

 

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