Kommentar: Brüsseler Zugriff

Es war ein langer Weg von flotten Werbesprüchen wie "Der Duft der großen weiten Welt" bis zum Aufdruck "Rauchen kann tödlich sein". Aber der Weg war richtig; es ist der Weg der Vernunft.

Es ist mittlerweile gelungen, Rauchverbot in Bahnen, Bahnhöfen und nahezu allen öffentlichen Gebäuden durchzusetzen. Auch das geht in Ordnung. Jetzt dauert der Rauchfrei-Prozess in der Gastronomie in letzter Konsequenz noch an. Auch der sollte gelingen - von Gesundheitsbelangen abgesehen ist es einfach unappetitlich, in qualmdurchzogenen Räumen essen zu sollen. Selbst eingeschworene Raucher sehen das ein.

Insofern klingt der Brüsseler Vorstoß, weitere Anti-Rauchen-Initiativen einzuleiten, durchaus plausibel - wenn nur dieser gewisse Brüsseler Unterton nicht wieder wäre. Die EU-Kommission kann das Rauchen nicht verbieten. Es ist Sache der Mitgliedsstaaten, zusätzliche Nichtraucher-Zonen einzurichten. Dennoch geriert sich die Kommission auch in diesem Bereich, als sei sie alleinbestimmend im europäischen Haus.

Das bedeutet: Eine glimmende Zigarette sollte uns lieber sein als der glimmende Funke im Auge, der die notorische Absicht verrät, alles und jeden regeln, kontrollieren und letztlich eben beherrschen zu wollen.

Rolf Potthoff

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Artikel vom 11. Oktober 2010

 

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