Kommentar zum Thema Rauchverbot

"Das Rauchen macht dumm. Es macht unfähig zum Denken und Dichten. Es ist auch nur für Müßiggänger, für Menschen, die Langeweile haben, die ein Drittel des Lebens verschlafen, ein Drittteil mit Essen, Trinken und anderen notwendigen oder überflüssigen Dingen hindudeln und nicht wissen, was sie denn mit dem letzten Drittteil anfangen sollen." Bereits Johann Wolfgang von Goethe ging mit den Rauchern hart ins Gericht.

Doch diesem Urteil aus Dichtermund sei ein Sprichwort aus Spanien entgegengeschleudert: "Wer nicht raucht und auch nicht trinkt, der ist schon auf andere Art dem Teufel verfallen." Die feurige Debatte über das Rauchen ist so alt, wie der Glimmstängel selbst. Es werden hier die abenteuerlichsten Rechnungen und Gegenrechnungen aufgemacht. Es verbietet sich aber von selbst, die Tabaksteuereinnahmen mit den Kosten für das Gesundheitswesen zu vergleichen. Denn in einem Punkt sind sich Raucher und Nichtraucher einig: Der Konsum von Tabak schädigt die Gesundheit.

Hinzu kommt, dass Rauchen und Trinken durchaus in einem Atem- beziehungsweise Lungenzug genannt werden dürfen. Wo nur getrunken und nicht gegessen wird, zum Beispiel in Eckkneipen, wird auch am meisten geraucht. Jeder sollte sich davor hüten, Raucher zu diskriminieren. Der blaue Dunst ist Privatsache. Wenn aber Mitmenschen dem Qualm ausgesetzt sind, steht das öffentliche Interesse, das Interesse der Allgemeinheit an erster Stelle. Und somit ist es nur folgerichtig, eine bundeseinheitliche Regelung in Sachen Rauchverbot herbeizuführen.

Der Flickenteppich, den sich die Bundesländer hier zusammengewebt haben, gehört verbrannt. Ein Rauchverbot muss so umfassend wie möglich sein. Abgesehen von der Privatsache, darf es keine Ausnahmen geben. Eine im März 2009 veröffentlichte Untersuchung der Europäischen Union zeigt, dass sich die Mehrheit der Bürger komplett rauchfreie Einrichtungen wünscht. 84 Prozent sprechen sich für rauchfreie Arbeitsplätze aus. 79 Prozent wünschen sich ein generelles Rauchverbot für Restaurants und 65 Prozent der Bürger sind dagegen, dass in Bars und Clubs geraucht wird. Zudem wünschen sich 81 Prozent der Deutschen eine bundesweit einheitliche Regelung des Rauchverbots.

Die Bayern haben in Sachen Rauchverbot  jetzt ein Zeichen gesetzt. Hier gilt es anzuknüpfen - nicht nur durch Verbote, sondern vor allem durch Aufklärung, um eine noch größere Akzeptanz in Sachen Nichtraucherschutz zu erreichen. Viele Verbote ohne breiten Konsens fordern zum Widerspruch, vor allem bei Lobbyisten heraus. Im Fall Schutz der Gesundheit sollte aber der blaue Dunst nicht weiter den klaren Blick für weitere notwendige Fortschritte vernebeln. Schließlich sind laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation weltweit noch immer mehr als 94 Prozent der Menschheit nicht durch Gesetze vor Tabakrauch geschützt. Somit ist noch viel zu tun.

Westfalen-Blatt
Artikel vom 5. Juli 2010

 

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