Schlankheitswahn der Medien bringt Unglück

Der Schlankheitswahn in den Medien fordert hohen Tribut: Jugendliche Mädchen reagieren auf die ständigen dünnen bis abgemagerten Models sehr sensibel. Spanische Forscher zeigen in der Zeitschrift "Women's Health Issues" aufs Neue, dass diese Bilder große Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper hervorrufen. "Mit dem schlanken Körperideal vermitteln die Medien schädliche Botschaften und üben besonders auf Frauen Druck aus", warnt Studienleiterin Maria Calado im Interview.

Das in den Medien gezeigte Schlankheitsideal ist fernab der Realität von Schlankheit und Jugend, erklärt die Expertin den Mechanismus. Die Zeitschriften und Fernsehsendungen, die dieses Bild vermitteln, kritisiert sie deshalb vor allem aufgrund ihrem Hang zur Übertreibung. "Auch das Ausmaß, in dem man seinen eigenen Körper beeinflussen kann, wird völlig unrealistisch dargestellt, sowie auch die Darstellung, wie wichtig es sei, das dargestellte Ideal zu erreichen", so die Forscherin.

Mädchen besonders sensibel

Calado und ihr Team überprüften bei 1.200 Mittelschülern zwischen 14 und 16 Jahren, wie sich Faktoren wie Medienkonsum, die psychische Verfassung oder auch der Body-Mass-Index (BMI) auf die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper auswirken. Das Ergebnis: Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen dem Ausmaß, in dem man entsprechende Bilder in Illustrierten und im TV sieht und dem Unglücklich-Sein. Dennoch ist er nicht direkt - da auch zahlreiche psychische Variablen wie Essstörungen, das Selbstwertgefühl sowie auch der Grad der Verinnerlichung des dünnen Ideals mitspielen.

Die Geschlechter reagieren unterschiedlich, zeigte sich: 16,5 Prozent der Mädchen der Studie sind unglücklich mit ihrem Körper, während dieser Anteil bei Jungen nur 5,4 Prozent beträgt, obwohl deren BMI-Wert höher ist. Das Körperbild der Mädchen reagiert sensibler auf Schlankheitsbilder, die besonders in Ernährungs-, Schönheits- und Gesundheitsmedien sowie in Musikvideos ständig auftauchen. Burschen macht weniger die Schlankheit, sondern eher die Darstellung muskel-bepackter männlicher Models Druck.

Unzufriedenheit längst Regel

Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper wird in westlichen Gesellschaften zunehmend zur Regel statt zur Ausnahme, so die Analyse der Expertin. Die Ausprägungen dieser Entwicklung sind vielfältig: "Die Folgen zeigen sich in den zunehmenden Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen, die um eine Veränderung des Körpers kreisen. Am besten bekannt sind extreme Ausprägungen wie Anorexie und Bulimie, doch auch andere Krankheiten wie Vigorexie und Tanorexie gehen auf dasselbe Grundproblem zurück."

Was Jugendliche vor dem schädlichen Einfluss des Schlankheitsbildes schützt, sind in den Augen Calados gesunde Gewohnheiten der Ernährung und Bewegung, die man schon ab der Kindheit pflegt. In der Pubertät sei es hilfreich, einen angemessenen Selbstwert zu entwickeln. "Dazu gehört, sich auf seine Funktionstüchtigkeit und auf Erreichtes zu konzentrieren, sowie sich selbst oder Teile des Körpers nicht als Objekt zu behandeln. Auf diese Weise gelingt es eher, das schlanke Körperideal und die ständigen Vergleiche mit ihm nicht zu verinnerlichen", rät die Forscherin.

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Artikel vom 31. Oktober 2011

 

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