Cannabis Social Club

Ein Cannabis Social Club ist ein im Jahr 2005 von der paneuropäischen Organisation ENCOD vorgeschlagenes Modellprojekt, um eine legale Anbau- und Vertriebsmöglichkeit von Cannabis als Rauschmittel an volljährige Personen zu ermöglichen.

Ein Cannabis Social Club ist ein nichtkommerzieller Verein, welcher den professionellen, kollektiven Anbau einer limitierten Menge von Cannabis organisiert, um die persönlichen Bedürfnisse der volljährigen Clubmitglieder zu decken.

Ein Cannabis Social Club arbeitet nach folgenden Regeln:

  • Anbau, Transport, Verteilung und Konsum unterliegen Sicherheitschecks und Qualitätskontrollen.
  • Werbung wie Ladenschild oder Schaufenster sind nicht erlaubt.
  • Die Mitglieder sichern die Finanzen des Systems durch Mitgliederbeiträge entsprechend ihren Bedürfnissen.
  • Cannabishandel darf es nicht geben. Die Mitglieder müssen sich dazu verpflichten, kein Cannabis zu verkaufen und nicht Dritte, vor allem Minderjährige zum Konsum zu ermuntern.

Im Gegensatz zu den in den USA verbreiteten Cannabis Buyers Clubs sind Cannabis Social Clubs nicht auf ausschließlich medizinischen Gebrauch von Medizinalhanf beschränkt.

Verbreitung und rechtliche Situation

Cannabis Social Clubs in Europa existieren in Spanien, Belgien und den Niederlanden. Darüber hinaus in Österreich, Frankreich, Deutschland und anderen Ländern, hier jedoch anonym und durch Strafandrohung illegalisiert.

In der Schweiz läuft seit Anfang 2014 eine Diskussion über die Einführung von Cannabis Social Clubs als staatliches Projekt zur Abgabe von Cannabis. Ab 19. Januar 2014 meldete eine parteiübergreifende Gruppe aus Genf, dass sie das Kiffen in Cannabis Social Club Modell legalisieren möchte. Wie die "Rundschau" berichtet, will die Gruppe das Projekt auch ohne Einwilligung des Bundes, mit "zivilem Ungehorsam", durchsetzen. Die Genfer Idee stösst auch in der Stadt Zürich auf grosses Interesse. Am 15. März 2014 meldete die Stadt Bern, dass sie sich an dem geplanten Cannabis Social Club Projekt in Genf beteiligen möchte. Am 18. März 2014 meldete der Tagesanzeiger, dass Winterthur an einem solchen Modellprojekt teilnehmen möchte. Am 20. März 2014 meldete die Tages Woche, dass auch Basel eine solche Abgabe probieren würde. Die Nationale Arbeitsgemeinschaft Suchtpolitik NAS-CPA veröffentlichte am 9. April 2014 ein Grundlagenpapier , das die heutige Drogenpolitik als unzulänglich outet. Die darin präsentierte Analyse belegt erstmals mit Zahlen, dass es für eine zukunftsfähige Schweizer Drogenpolitik neue Ansätze benötige. Die Resultate stützen die Städte, die Cannabis versuchsweise kontrolliert abgeben wollen.

Der Anbau von THC-armem Industriehanf ist in Deutschland anzeigepflichtig. Anbau, Verarbeitung und Transport von Cannabis mit hohem THC-Gehalt für medizinische und wissenschaftliche Zwecke sind in Deutschland genehmigungspflichtig. Eine Möglichkeit der Legitimation wäre, bei dem Bundesministerium für Arzneimittel eine Ausnahmegenehmigung nach § 3 Abs. 2 BtMG für den Verein zu beantragen. Weiterhin sieht § 31a BtMG die Möglichkeit vor, von einer Strafverfolgung abzusehen, wenn Eigenbedarf vorliegt.

Diskussionsstand

Erstmals wurde das Konzept des Cannabis Social Clubs in einer Anfrage an die damalige Drogenbeauftragte der Bundesregierung Sabine Bätzing gestellt. So könnten Cannabis Social Clubs als „durchaus zur Prävention beitragen“ beurteilt werden, wenn damit nicht gleichzeitig das Ziel verbunden sei, den Eigenanbau von Cannabis zu fördern.

Auf dem 9. Internationalen Akzept-Kongress vom 24. bis 26. September 2009 in Frankfurt am Main hat Georg Wurth vom Deutschen Hanfverband in dem Seminar „Modelle und erfolgreich praktizierte Kontrollalternativen: Drogenfachgeschäfte und Cannabis Social Clubs, Kontrollalternativen und Legalisierungsmodelle“ über Cannabis Social Clubs referiert.

Am 5. August 2011 wurden Cannabis Social Clubs in das suchtpolitische Programm der Piratenpartei Berlin zur Abgeordnetenhauswahl 2011 eingebracht.

Am 25. Januar 2012 fand im Gesundheitsausschuss des Bundestages eine Anhörung zu dem Thema „Legalisierung von Cannabis durch Einführung von Cannabis-Clubs“ auf Initiative der Fraktion DIE LINKE statt. Cannabis Social Clubs wurden im Antrag als Möglichkeit des gemeinschaftlichen Anpflanzens genannt. Die anderen Parteien im Bundestag, mit Ausnahme der Grünen standen dem Antrag kritisch gegenüber.

Am 8. Juni 2013 fand im Berliner KuBiz ein Informationstreffen statt, an dem Cannabispatienten und interessierte Bürger teilnahmen. Es sprachen Joep Oomen (ENCOD), Pfarrer Michael Kleim (Schildower Kreis) und Maximilian Plenert (DHV).

Auf dem 10. Internationalen akzept Kongress in Bielefeld im Oktober 2013 mit dem Programm-Schwerpunkt "Gesundheitliche und soziale Folgen der Drogenprohibition Akzept-Kongress 2013" sprach Joep Oomen (ENCOD) in einem Referat über die Erfahrungen der Clubs in anderen Ländern.

Suchtpolitische Einschätzung

Das SuchtMagazin beschäftigt in Ausgabe 2/2014 sich mit Safer-Use hinsichtlich Cannabis und damit auch dem Cannabis Social Club. Aus Perspektive der Schadensminderung biete dieser Ansatz die Möglichkeit zur Qualitätskontrolle des verkauften Cannabis und zur Verminderung des gesundheitlichen Schadenspotentials. Die Clubs hätten dabei neben der Informations- und Beratungsaufgabe auch eine soziale Kontrollfunktion. Dadurch könne den Anliegen der selektiven Prävention sowie der Früherkennung von problematischem Konsum entsprochen werden.

In einer Anfrage von 2009 an die damalige Drogenbeauftragte der deutschen Bundesregierung Sabine Bätzing wurde eine Nachfrage nach den Cannabis Social Clubs als „könnte durchaus zur Prävention beitragen“ beurteilt, wenn damit nicht gleichzeitig das Ziel verbunden sei, den Eigenanbau von Cannabis zu fördern.


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