Ruderalhanf

Ruderalhanf oder russischer Hanf ist die Unterart (Cannabis sativa ruderalis) des Hanf (Cannabis sativa), oder nach mancher Lehrmeinung auch eine eigene Art (Cannabis ruderalis) in der Gattung Cannabis. Dieser Artikel behandelt den Ruderalhanf als Unterart.

In der ehemaligen UdSSR ist Ruderalis hauptsächlich eine Bezeichnung für Cannabis sativa, der wild wächst oder aus der Kultur ausgebrochen ist. Ruderalhanf unterscheidet sich von den beiden anderen Unterarten, Cannabis sativa sativa (tropische Regionen, zum Beispiel Thailand, Jamaika) und Cannabis sativa indica (gemässigtere Breiten wie Marokko oder Afghanistan) durch

  • einen anderen Wuchs,
  • ein anderes Blühsystem, und
  • Unterschiede im Lebensraum.

Reiner Ruderalhanf wächst nur bis etwa 80 cm hoch, und hat weniger Blätter als andere Arten, nur 3 bis höchstens 5 Finger in der typischen Hanfblattformation und bildet weniger Astmaterial aus. Die Pflanze ist von Grund auf zierlicher und dürrer. Ruderalhanf ist robust gegen Kälte, trägt jedoch wenig für Rauchmittel begehrte Blütenstände.

Insbesondere im Blühverhalten zeigen sich Unterschiede zum Nutzhanf und indischen Hanf: Jene brauchen für die Blüte mindestens 12 Stunden täglich Nachtdunkelheit, während der Ruderalhanf nach 8 Wochen Wuchs oder mit 80 cm Höhe in Blüte geht; die meisten Pflanzen besitzen beide Eigenschaften.

Vorkommen

Die Hauptverbreitung liegt in der ehemaligen UdSSR sowie den ehemaligen Ostblockstaaten. Bei dem in Kanada und den USA wild wachsendem Hanf, der als Ruderalis bezeichnet wird, handelt es sich hauptsächlich um verwilderte Indica und Sativa. Ursprünglich stammt Ruderalhanf vermutlich aus dem Ural und Südsibirien. Die Bezeichnung "ruderal" für "wildwüchsig" bezieht sich, ebenso wie bei den Varietäten "sativa" und "indica" auf die ort- und artenspezifische Ausbreitung bzgl. deren bevorzugter Ausbreitung bedingt durch entsprechend adaptierte Wachstumsfaktoren wie die Lichtintensität und Dauer (Tag/Nachtverhältnis), den Nährstoffgehalt des Bodens und des EC-Werts des Wassers. Dort wächst diese Art auf Ruderalstätten (Schuttablagerungen). Die Pflanze hat sich dem örtlichen Klima und den Lichtverhältnissen angepasst, so ist die Eigenschaft dieser Unterart, nach Alter und nicht nach der Tageslänge zu blühen, eine Reaktion auf die Umweltbedingungen -- wenn die Tage für Indica oder Sativa kurz genug werden, also im September, ist es dort schon zu kalt um noch gute Blüten auszubilden.

Der Ruderalhanf wurde vermutlich von den Skythen und anderen Nomaden, die schon früh die psychoaktive Wirkung der Pflanzen erkannten verbreitet. Ruderalis kommen auch vereinzelt in Österreich und Ost- und Süddeutschland vor. In Bayern nahe München wurde Ruderalis auf ehemaligen Kieshalden gesichtet. Es ist jedoch nicht nachzuvollziehen, ob es sich um Anpflanzungen oder natürliche Vorkommen handelt.

Nutzung

Ruderalis spielt heute kaum eine Rolle in der Drogenproduktion, denn die Erträge sind gering, und beim Rauchen verursacht Ruderalhanf oft als Nebenwirkung unangenehme Kopfschmerzen. Er wird aber vereinzelt eingekreuzt, um die altersbedingte Blütenbildung auf Indica- oder Sativa-Sorten zu übertragen und diese dadurch in nördlichen Breiten besser freilandtauglich zu machen. Der niedrige Wuchs hilft zudem, den illegalen Anbau besser zu tarnen.

Früher nutzten die Skythen Ruderalis rituell und um sich zu berauschen. Verwendet wurde Ruderalis, indem man das Kraut und die Blüten z.B. auf den heißen Steinen eines Schwitzzeltes "braten" ließ und somit die Wirkstoffe verdampfte, die Blüten ins Feuer warf oder in warmen Speisen aß. Wahrscheinlich wurde Ruderalhanf auch geraucht.

Auch zu medizinischen Zwecken wurde die Pflanze genutzt, es ist eine schmerzstillende Wirkung bekannt. Ruderalis wurde eingesetzt bei Bauchschmerzen, gegen Übelkeit, Menstruationsbeschwerden und Appetitlosigkeit. Außerdem wurden aus Ruderalhanf Nahrungsmittel hergestellt: Hanfmilch (Vergleichbar mit Sojamilch), Brei und Tee. Die Fasern wurden zu Stoffen und Seilen verarbeitet.

Gesetzliche Informationen

In Deutschland ist der Anbau des Ruderalhanf, sowie der Besitz, die Einfuhr oder der Handel verboten. Grund ist der Gehalt von mehr als 0,03% THC (Wirkstoff des Cannabis), wodurch ein Delikt im Sinne des BTMG vorliegt. Strafen reichen von der Verwarnung bis zu mehrjährigen Haftstrafen.


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