Reaktion auf Alkohol wird vererbt

Die Alkoholsucht eines nahen Angehörigen erhöht das Risiko, selbst an Alkoholproblemen zu leiden. Warum es diesen Zusammenhang gibt, haben schwedische Forscher nun genauer erforscht. Familiär Vorbelastete reagieren stärker auf Alkohol und empfinden dessen Effekte als positiver, berichten sie in der Fachzeitschrift "Alcohol: Clinical & Experimental Research".

Reaktion noch positiver

Untersucht wurden Kinder eines Elternteils mit Typ I-Alkoholismus. Bei dieser Variante der Alkoholsucht nimmt man an, dass sie vor allem durch das Zusammenspiel genetischer Faktoren mit Umweltbedingungen wie die soziale Umgebung oder Ereignisse im Leben entsteht. Bei Typ II gibt es ein hohes genetisches Risiko für die Entwicklung einer Alkoholsucht, ohne dass die Umgebung eine sonderliche Rolle spielt.

In der Studie verabreichten die Forscher ihren Probanden, die alle gesund waren und keine psychische Störungen oder eigene Suchtprobleme aufwiesen, in Säften geringe Mengen von Alkohol oder eines Placebos. Die Untersuchten berichteten von weitaus positiveren Effekten und höherer Stimulation durch den Alkohol, verglich man sie mit einer Kontrollgruppe von Menschen ohne Alkoholprobleme in der Familie.

Vorsicht bei Vorbelastung

"Da familiär Vorbelastete den Alkohol deutlich positiver wahrnehmen, kann dies zu höhrerem Konsum und Suchtrisiko führen", so die Studienleiterin Anna Söderpalm-Gordh von der Sahlgrenska Academy. Menschen mit Vorbelastung sollten daher selbst überprüfen, wie Alkohol auf sie wirkt. "Ist der Effekt positiver als bei den Freunden, sollte man lieber weniger als sie trinken", rät die Forscherin.

Wissen befähigt zum Ausstieg

"Allein in Deutschland gibt es 2,65 Mio. Kinder mit einem alkoholkranken Elternteil", erklärt die Diplompädagogin Anna Buning, Leiterin des Projekts "Kidkit" am Deutschen Institut für Sucht- und Präventionsforschung. "Da sich viele für die Sucht der Eltern schämen oder selbst beschuldigen, zielt unser Projekt vor allem auf Information, Austausch und Weitervermittlung für Kinder aus suchtbelasteten Familien ab. Wissen um die Sucht ist der erste Schritt, um aus dem Teufelskreis auszusteigen", so Buning.

Artikel vom 24. Mai 2011

 

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