Konsens der Leber-Experten: Europäische Bürger trinken sich zu Tode

Europa geht die lebensbedrohlichen Auswirkungen von exzessivem und regelmässigem Alkoholkonsum auf die Gesundheit seiner Bürger nicht genügend an. Schwere Krankheiten wie zum Beispiel Leberzirrhose verzeichnen alarmierende Zuwachsraten und betreffen Menschen in einem jüngeren Alter als in der Vergangenheit.

Da eine Reihe der aktuellen politischen Lösungsansätze bei den Gesundheitsproblemen, die in Europa mit Alkohol zusammenhängen, versagt haben, diskutierten Leberexperten eine Reihe praktischer Schritte zur Bekämpfung von mit Alkohol im Zusammenhang stehenden Krankheiten und Todesfällen auf einer monothematischen Konferenz, die heute durch die European Association for the Study of the Liver (EASL) ausgerichtet wurde.

Leberkrankheiten sind das grösste durch Alkohol verursachte Gesundheitsproblem, und Europa konsumiert mit 11 Litern Reinalkohol pro Erwachsenen und Jahr mehr Alkohol als der Rest der Welt. Einer von fünfzehn Erwachsenen leidet unter ernsthaften Gesundheitsproblemen, die auf Alkoholkonsum zurückzuführen sind Dies macht Alkohol nach Tabak und Bluthochdruck zur dritthäufigsten Ursache für frühzeitige Todesfälle und Krankheiten. Einer von sieben erwachsenen Europäern (15 und älter) konsumiert mehr als 35 cl Alkohol pro Woche (Männer) oder 18 cl Alkohol pro Woche (Frauen), und mehr als einer von fünf berichtet von einer Phase mit hohem Alkoholgenuss (44 cl Alkohol/Woche) mindestens einmal die Woche.

Eine der Schlüsselfragen, die auf der Konferenz angesprochen wurden, war die steigende Anzahl von Lebertoten als Resultat von täglichem oder beinahe täglichem Trinken in der erwachsenen Bevölkerung sowie dem gezielten exzessiven Rauschtrinken bei jungen Leuten. Tägliches Trinken führt zu einem mehr als doppelt so hohem Risiko von Leberschäden im Vergleich zu unregelmässigem Trinken ein- oder zweimal die Woche. Das Risiko von Leberschäden wird bei 20cl Alkohol/Woche signifikant und erhöht sich dramatisch bei über 40cl Alkohol/Woche.

Auf der Konferenz schlugen Leberexperten die Neubewertung des Konzepts der Alkoholeinheiten in Europa vor, so dass nur auf Zentiliter Reinalkohol Bezug genommen würde und dass ein standardisiertes Screening des Alkoholkonsums aller Patienten eingeführt würde, insbesondere bei übergewichtigen Patienten, die dem grössten Risiko ausgesetzt sind.

Es handelt sich nicht nur um eine gesundheitliche Herausforderung. Der grosse Einfluss der Alkoholindustrie bei der Untergrabung der Empfehlungen von Gesundheitsexperten bezüglich der Bewerbung von Alkohol in der Öffentlichkeit ist ein wesentliches Hindernis bei der Herbeiführung eines Wandels.

Professor Mark Thursz, EASL Vizesekretär: "Klare Botschaften rund um gesundes Trinken müssen entwickelt und der Öffentlichkeit vermittelt werden. Das Konzept des verantwortlichen Alkoholkonsums kann gefährlich sein, wenn es ausschliesslich auf negative psychosoziale Effekte abstellt (Sucht, Trunkenheit im Strassenverkehr, anstössiges Verhalten), da ein Alkoholkonsum, bei dem diese Probleme vermieden werden, immer noch die Leber und Gesundheit der Menschen schädigt. Dies ist der Grund, warum so viele Massnahmen der Politik bisher die Auswirkungen von Alkohol auf die Gesundheit der Bürger nicht erfolgreich angegangen haben."

"Alkohol ist als einer der wichtigsten gesundheitsbestimmenden Faktoren in Europa vernachlässigt worden - insbesondere im Vergleich zu Rauchen und Übergewicht. Es besteht die dringende Notwendigkeit, dass die europäischen Institutionen eine umfassendere epidemiologische Forschung unterstützen, die dabei behilflich ist, die tatsächlichen Gesundheitsbelastungen durch Alkohol zu ermitteln. Klare ökonomische und rechtliche Massnahmen, wie sie bereits bei Übergewicht (mit Lebensmittelkennzeichnung) und Rauchen (mit Werbeverboten und einer Verbannung von öffentlichen Plätzen) bestehen, sind ebenfalls nötig.

EASL - European Association for the study of the Liver
Artikel vom 10. Dezember 2010

 

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