Kommentar zu Gesundheit und Alkohol

Die Studie enthüllt, was eigentlich schon alle wissen: Ein Großteil der Deutschen säuft - meist ohne sich die Abhängigkeit einzugestehen. Es geht dabei nicht um das Glas Wein mit Freunden oder um das Bierchen zum Geburtstag. Es geht um tägliches Trinken: zu Hause, auf Baustellen und in Büros.

Die Zahl von fast zehn Millionen Betroffenen muss die Alarmsirenen heulen lassen. Schließlich dokumentiert die Studie ein Scheitern: Jahrelange Präventionsmaßnahmen in Schulen und Betrieben konnten nicht verhindern, dass Alkoholismus immer noch eine der häufigsten Krankheiten der Deutschen ist.

Eine Krankheit, die auch Dritte gefährdet. Das macht sie so gefährlich: Wer möchte schon in einem Bus sitzen, dessen Fahrer betrunken ist? Wer möchte von einem Arzt behandelt werden, der regelmäßig zur Flasche greift? Wer möchte Kinder in der Obhut trinkender Eltern wissen? Die Polizei kann mit Verkehrskontrollen nur Nadelstiche setzen. Um den Kampf gegen den Alkohol zu gewinnen, braucht es die Anstrengung einer ganzen Gesellschaft. Fast jeder Alkoholiker versucht, seine Sucht zu verheimlichen - und macht Hilfe so unmöglich.

Wer das Gefühl hat, dass sein Kollege oder Freund regelmäßig zur Flasche greift, muss ihn darauf ansprechen. Wer schweigt, macht sich schuldig - nicht nur an Kindern, Patienten und Fahrgästen.

Neue Osnabrücker Zeitung
Artikel vom 24. Juni 2010

 

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