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Mitarbeiter in Medienbetrieben sind nach den einzelnen Berufsgruppen gemessen die stärksten Alkoholkonsumenten. Sie trinken im Durchschnitt umgerechnet mehr als vier Flaschen Wein oder über 19 Halbe-Liter-Gläser Bier pro Woche. Zu diesem ernüchternden Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung des britischen Gesundheitsministeriums Department of Health.
Demnach nehmen Mitarbeiter der Medienbranche mit 44 Einheiten wöchentlich rund die doppelte Menge an alkoholhaltigen Getränken zu sich, die in der entsprechenden Empfehlung des nationalen Gesundheitsdienstes vorgesehen ist. Damit liegen sie unangefochten an der Spitze, was das Trinkausmaß betrifft und übertreffen die zweitgereihte Berufsgruppe, die IT-Angestellten, um ganze zehn Einheiten pro Woche. An dritter und vierter Stelle folgen der Dienstleistungssektor mit 33 bzw. der Finanz-, Versicherungs- und Immobilienbereich mit 29 Alkoholeinheiten pro Woche.
"Dass Angestellte in Medienbetrieben, insbesondere Journalisten, einen stärkeren Bezug zu alkoholhaltigen Getränken haben als andere Berufsgruppen, ist eine Klischeevorstellung, die pauschal so sicher nicht zutrifft", stellt Hendrik Zörner, Pressesprecher des Deutschen Journalisten Verbandes (DJV) fest. Dem DJV-Sprecher zufolge gebe es bislang keinerlei wissenschaftlich ernstzunehmende Untersuchung über den Alkoholkonsum in Redaktionen. "Das Bild des trinkenden Journalisten ist heute eine veraltete Vorstellung, die dem Alltag in den Medienhäusern nicht gerecht wird", betont Zörner. Fest stehe allerdings, dass Journalisten aufgrund des ständigen Zeitdrucks einem enormen Stress ausgesetzt seien. "Der typische Journalist hat mit einer sehr hohen Arbeitsbelastung zu kämpfen. Um mit diesem Druck fertig zu werden, ist der Griff zur Flasche sicherlich oft verlockend", meint Zörner.
Wie Ben Willmott, Senior Public Policy Advisor beim Chartered Institute of Personnel and Development, gegenüber dem Guardian vermutet, sei zu einem gewissen Teil wohl auch die spezifische Bürokultur in Medienbetrieben für den überdurchschnittlichen Alkoholkonsum verantwortlich. "Die aktuelle Untersuchung zeigt, wie Arbeitskollegen unsere Trinkgewohnheiten beeinflussen können. Es scheint, als tritt dieser Effekt in einigen Branchen stärker zu Tage als in anderen", so die Theorie Willmotts. "Diesen Zusammenhang würde ich eher abstreiten. Redaktionen sind keine instrumentalisierten Kegelvereine. Gruppendynamische Prozesse, wie sie hier angesprochen werden, schließe ich für die große Mehrheit der heutigen Medienbetriebe aus", entgegnet DJV-Sprecher Zörner.
Laut der britischen Studie sind Medienmitarbeiter nicht nur in puncto Wein- und Bierkonsum an oberster Stelle der einzelnen Berufsgruppen zu finden, sondern auch bei hochprozentigeren Destillaten wie Schnäpsen oder Likören. Als moderateste Trinkergruppe Großbritanniens weist die Untersuchung hingegen Angestellte in den Bereichen Bildung, Transportwesen und Tourismus aus, die im Schnitt rund 24 Einheiten alkoholhaltiger Getränke pro Woche zu sich nimmt.
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