Professor kritisiert WHO: "Sie verteufelt den Alkohol"

"Ein Glas Bier oder Wein am Tag beugt vielen Leiden des Alters vor", behauptet der Epidemiologie-Professor Ulrich Keil von der Westfaelischen Wilhelms-Universität Münster. Keil protestiert gegen einen Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO, der die Gefahr von Alkohol anprangert. "Studien der letzten 30 Jahre haben gezeigt, dass Menschen mit moderatem Alkoholkonsum ein geringeres Risiko für koronare Herzkrankheit, Schlaganfall, Diabetes, Demenz und Osteoporose haben als Menschen, die vollständig verzichten", sagt Keil. Der münstersche Professor gehört dem International Scientific Forum on Alcohol Research an, das jetzt kritisch auf den WHO-Bericht reagiert hat.

"Sicherlich ist es gesünder auf Alkohol zu verzichten, allerdings ist es in unserer Kultur sehr unwahrscheinlich, dass Jugendliche kein Alkohol trinken werden", sagt Silke Rupprecht von der Leuphana Universität in Lüneburg. Wenn man in Deutschland kein Alkohol trinken will oder kann, ist man automatisch aus bestimmten gesellschaftlichen Anlässen ausgeschlossen, sei es das Oktoberfest oder andere Massen- oder Gruppenphänomene. Der Alkoholverfechter Keil meint zwar, es sei einerseits richtig, dass Alkoholmissbrauch massive gesundheitliche und gesellschaftliche Folgen habe. Andererseits konzentriere sich der WHO-Bericht fast ausschließlich auf die negativen Effekte.

Bis zu 30 Gramm gut

"Die WHO verteufelt den Alkoholkonsum geradezu", sagt Keil. "Dabei führen zehn bis 30 Gramm Alkohol pro Tag nicht nur zu einer verbesserten Lage des Herz-Kreislauf-Systems, sondern zu einer höheren Lebenserwartung insgesamt." Ausdrücklich lobt Keil die maßvolle Trinkkultur in vielen Ländern Südeuropas: "Beim Essen steht neben dem Weinglas das Wasser. Mit dem Wasser wird der Durst gelöscht, für Genuss und Wohlbefinden kommt der Wein dazu." Und was der griechische Arzt Hippokrates vor fast 2.500 Jahren über den Wein sagte, treffe auch auf Bier zu: Das Getränk sei für den Menschen wundervoll geeignet - vorausgesetzt, es werde bei guter und schlechter Gesundheit im rechten Maß genossen, übereinstimmend mit der individuellen Konstitution des Konsumenten.

Artikel vom 29. Juli 2011

 

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