Arbeitsstress lässt Tierärzte zur Flasche greifen

Tierärzte sind in ihrer Arbeit hohem Zeitdruck und Stress ausgeliefert. Zu diesem Schluss kommt eine Befragung von 1.060 norddeutschen Veterinärmedizinern, die deren Arbeitsbelastung sowie Auswirkungen auf die Befindlichkeit untersuchte. Überarbeitung und Zeitdruck schädigen demnach Optimismus und Selbstwertgefühl der Tierärzte und lassen sie häufig zum Alkohol oder zu Medikamenten greifen. Die Studie wurde von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege durchgeführt und im Journal of Occupational Medicine and Toxicology veröffentlicht.

Probleme, von denen Tierärzte häufig berichten, sind Zeitdruck bei der Arbeit und schwierige Kunden. "Großtierärzte sind etwa häufig mit Landwirten konfrontiert, die unter starkem ökonomischen Druck stehen", berichtet die Studienleiterin Melanie Harling im pressetext-Interview. Die durchschnittliche Arbeitszeit der Tierärzte beträgt fast 50 Wochenstunden, jeder siebte Tierarzt arbeitet über 60 Stunden. Um die Kundenbindung aufrecht zu erhalten, orientieren sich viele selbstständige Tierärzte nach dem Bedarf und arbeiten außerhalb geregelter Arbeitszeiten, teilweise auch nachts. Vielen falle es daher schwer, Beruf und Privatleben zu trennen und ausreichend Zeit zur Erholung zu finden.

Diese Belastung spiegelt sich im Befinden der Tierärzte wieder. "Viele zeigten sich in der Umfrage entmutigt. Sie waren unzufrieden mit sich selbst und mit ihrem Beruf", so Harling. Optimismus und Zuversicht waren hingegen kaum anzutreffen. Praxisinhaber und Praxisangestellte waren am meisten betroffen, während Tierärzte in anderen Arbeitsfeldern bessere Rückmeldungen lieferten.

Je mehr Arbeitsstunden geleistet werden, desto schwieriger fällt der richtige Umgang mit der Belastung. "Tierärzte, die häufiger psychosozialem Stress oder Demoralisierung ausgesetzt sind, neigen eher dazu, Alkohol zu trinken oder Medikamente einzunehmen", so Harling. Bei jedem sechsten selbstständigen Tierarzt wurde der Alkoholkonsum als riskant, bei jedem zehnten gar als gefährlich bewertet. Viele nehmen darüber hinaus Schmerz- und Beruhigungsmittel.

Harling fordert Arbeitsmodelle, die gezielt den Stress im Alltag der Tierarztpraxis reduzieren. "Das kann etwa durch neue Arbeitszeitmodelle geschehen, die weniger lange Arbeit ermöglichen, oder durch eine bessere Organisation der Arbeitszeit in den Praxen." Diese Form des richtigen Managements sollte für Veterinärmediziner auch Teil des Studium werden, fordert die Studienautorin.

Artikel vom 27. Februar 2009

 

Navigation

Pfad: Startseite  >  Suchtmittel  >  Legale Drogen  >  Alkohol
Suchformular

Themen

Unterstütze uns

Dieses Informationsangebot benötigt Zeit und Geld, um ausgebaut und betrieben zu werden. Spende jetzt 5 €, 10 € oder wieviel Du auch aufwenden magst, um Suchtmittel.de zu erhalten!
Zur Spendenseite...