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In der Frage, ob sich der Alkoholpreis direkt auf das Trinken auswirkt, erhalten Befürworter höherer Besteuerung Unterstützung eines US-Forschers. "Ohne Zweifel beeinflussen Alkoholsteuern das Trinkverhalten. Mit steigenden Kosten sinkt die Wahrscheinlichkeit des Konsums, und selbst in diesem Fall trinken die Menschen weniger", sagt Alexander C. Wagenaar, Experte für Epidemiologe und Gesundheitspolitik am College of Medicine der University of Florida.
Wagenaar verglich dazu 112 internationale Studien aus drei Jahrzehnten, die den Zusammenhang zwischen Alkoholpreis und Konsum untersuchen. Die in der Fachzeitschrift Addiction veröffentlichte Studie ist laut Aussage des Autors die erste Meta-Analyse und erlaube somit Rückschlüsse für mehrere Länder.
Als "offensichtlich" bewertet Alfred Uhl von der Alkohol Koordinations- und Informationsstelle des Anton Proksch Instituts die Ergebnisse der US-Forschung. Dennoch wünscht er als Maßnahme gegen Missbrauch keine radikale Steuererhöhung für Alkohol. "Sprunghaft teuerer Alkohol verlagert den Konsum von der Gastronomie in die Privatsphäre und schafft dort besonders bei Jugendlichen neue Probleme", so der Wiener Epidemiologe. Denn trotz gesunkener Realpreise sei der Alkoholkonsum in den Ländern Mitteleuropas seit 1970 zurückgegangen. "Gleichzeitig ist das Bewusstsein der Gesellschaft über die gesundheitsschädlichen Folgen des Alkoholkonsums gestiegen. Am Arbeitsplatz wird Nüchternheit weitgehend vorausgesetzt." Bei Schwangeren und im Verkehr besteht für Uhl jedoch weiterhin Informationsbedarf, ebenso seien Maßnahmen sinnvoll gegen Angebote von Gastronomen, die mit Dumpingpreisen oder Wetttrinken den exzessiven Alkoholkonsum der Jugend fördern.
"Es herrscht ein regelrechter Kulturkampf um den Alkohol", kommentiert Uhl die gesellschaftliche Haltung zum Thema. "In den protestantisch geprägten Ländern des Nordens tendiert man hin zu völliger Abstinenz und Prohibition, während in den südlicheren katholischen Ländern moderater Konsum als positiv gesehen wird." Daraus ergäben sich auch unterschiedliche Einstellungen in den deutschsprachigen Ländern. "Die lange calvinistische Tradition der Schweiz hat im Bezug auf Alkohol in manchen Kreisen zu einer eher genussfeindlichen Stimmung geführt. Deutlich anders ist die Situation in Österreich, wo ein breiter Grundkonsens herrscht, dass man bloß den exzessiven Alkoholkonsums bekämpfen sollte", so der Alkohol-Experte. In Deutschland würden mehrere Institutionen, als Reaktion auf die internationale Diskussion, der Forderung nach deutlich höheren Steuersätzen deutlich positiv gegenüberstehen.
Die Frage der Alkoholsteuer handhaben die Länder unterschiedlich. "In der Schweiz wird ein Teil der Steuern für die Alkoholprävention zweckgewidmet", erklärt Uhl. Die Eidgenossen führten ebenso wie Deutschland 2004 eine Sondersteuer auf Alkopops ein, deren Hype jedoch wieder eingebrochen sei. "In Österreich ging der Alkopop-Konsum übrigens auch ohne steuerliche Maßnahmen in identischem Ausmaß zurück", so Uhl. Im Europavergleich könne man eine langsame Anpassung der Einstellung zu Alkohol feststellen. "Die skandinavischen Länder, die bisher eine eher prohibitionistische Haltung vertraten, werden moderater,während man in den typischen Alkohol-Hochkonsumländern in Süd- und Mitteleuropa vermehrt auf die Probleme der Droge Alkohol aufmerksam wird und Gegenmaßnahmen setzt. Insgesamt ist das eine positive Entwicklung", so Uhl abschließend.
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