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Jugendliche in Europa trinken zwar nicht mehr Alkohol als in vergangenen Zeiten, beginnen jedoch schon früher damit und tun dies verstärkt in der Öffentlichkeit.
Zu diesem Schluss kommt eine qualitative Studie des Europäischen Zentrums für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung, die in Kooperation mit den Studiengängen für Sozialarbeit an den Fachhochschulen Wien und St. Pölten durchgeführt wurde. Jugendliche, jedoch auch Sozialarbeiter, Polizisten und Besitzer von Geschäften und Lokalen wurden berücksichtigt in der Erhebung, die Kontexte und Motive jugendlicher Alkoholszenen wie auch Ansätze zur Prävention von Alkoholmissbrauch aufzeigt.
"Es gibt verschiedene Kontexte für jugendlichen Alkoholkonsum", sagt Studien-Mitautorin Gabriele Schmied, "und sie werden immer öffentlicher." Innerhalb weniger Stunden würden Jugendliche durchaus auch zwischen den Szenen wechseln, die sich auf verschiedene Orte konzentrierten. Getrunken werde an öffentlichen Räume wie auf der Straße. "Besonders hier kommt auch extremer Konsum vor, wie das Beispiel der Punks zeigt. Ein zweites Umfeld sind Lokale, Feste und Diskotheken. In Privatwohnungen oder Urlaubshotels trinken eher Jugendliche aus gehobeneren Schichten." Wichtigste Konsummotive sind der Studie zufolge bei den städtischen Straßenszenen Langeweile und soziales Unbehagen aufgrund unterprivilegierter Position. Szenen in Lokalen und Diskotheken, die vor allem am Land auftreten, würden häufig vom Wunsch des Dazugehörens angetrieben. Burschen wollten durch Trinken Stärke zeigen oder sich in Szene setzen und erhofften sich - wie auch weibliche Trinker - erleichterten Zugang zum anderen Geschlecht.
In der Alkoholmenge unterscheiden sich laut Studie die einzelnen Szenen nur wenig, wohl aber in den äußeren Folgen, die der Missbrauch hervorruft. Alkoholisierte Straßenszenen belästigen Anrainer und Passanten häufig durch Lärmen oder Zurücklassen von Müll. Szenen im Lokal oder im Privatraum führen am ehesten zu Vandalismus, Schlägereien zwischen Männern oder zu sexuellen Übergriffen gegen junge Frauen. Schwere körperliche und psychische Beeinträchtigungen können bei jeder Form des Alkoholmissbrauchs auftreten.
Für die Prävention wünscht sich Schmied eine klarere Formulierung von Zielen, die bisher erst in Ansätzen bestünden. Ein wichtiger Schritt dazu sei die Vereinheitlichung der momentan landesspezifischen Jugendschutzgesetze. "Jugendliche sind heute sehr mobil und fahren in Diskotheken, die jenseits von Landesgrenzen liegen. Mitunter unterliegen sie dann ganz anderen Altersbestimmungen." Da Alkohol in der Gesellschaft relativ akzeptiert sei, haben selbst Kinder fast problemlosen Zugang zu alkoholhältigen Getränken. Dies zu regeln sei eine Frage des politischen Willens, wie auch das Aufgreifen des weit verbreiteten Alkoholproblems bei Erwachsenen. "Jugendliche lernen das Trinken von den Eltern, denn Erwachsene haben auch im Negativen eine große Vorbildfunktion", so die Soziologin abschließend.
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