Alkohol und Gesundheit: Gesetzliche Regelungen sind wirksam

Der Tod von jährlich mehr als 23.000 Einwohnern in Deutschland im Erwerbsalter (von 20 bis 64 Jahren, davon 18.000 Männer) muss auf den Alkoholkonsum hierzulande zurückgeführt werden. Dies ergibt sich aus einer jüngst veröffentlichten EU-weiten Studie aufgrund der Daten für 2002.

Damit lagen die Alkohol bedingten Todesfälle drei bis viermal höher als die 2002 im Straßenverkehr getöteten 6800 Unfallopfer. Und während die Unfallopfer kontinuierlich rückläufig sind (2006 noch 5000 Tote im Straßenverkehr), werden bei den alkoholpolitischen Maßnahmen kaum effektive Schritte gesetzt, obwohl der Nachweis über ein ganzes Bündel auch kurzfristig wirksamer Gesetzes- bzw. Verordnungsschritte längst erbracht ist.

Mit dieser drastischen Schilderung begann der führende Alkoholforscher, Professor Dr. Jürgen Rehm, der an der Technischen Universität Dresden, in Zürich und Toronto lehrt und forscht, sein Referat auf der diesjährigen Fachkonferenz SUCHT 2007, die am 12. November 2007 in Mannheim begann.

?Gerade die potenziell relativ leicht durchsetzbaren ordnungspolitischen Maßnahmen sind es, die einerseits einen erwiesenen Nutzen haben und andererseits im Vergleich zu Therapiemaßnahmen und individuellen Aufklärungs- und Präventionskampagnen nur sehr wenig kosten?, so Professor Rehm. Und er beschrieb die Maßnahmen: Steuererhöhungen für alkoholische Getränke senken den Konsum und damit auch die mit dem Trinken verbundenen kurzfristigen und langfristigen Probleme, und zwar genauso bei Problemtrinkern und Alkoholkranken wie in der Breite der mehrheitlich risikoarm trinkenden Bevölkerungsmehrheit. Höhere Preise für Alkoholika wären gesundheitspolitisch auch deshalb so wichtig, weil durch die Kaufkraftentwicklung der reale Preis für Alkoholgetränke (also die Arbeitszeit, die für den Gegenwert einer Flasche Bier geleistet werden muss) über die letzten Jahrzehnte kontinuierlich gesunken ist. So musste beispielsweise im Jahre 1960 15 Minuten gearbeitet werden, um eine Flasche Bier kaufen zu können ? heute sind es noch drei Minuten.

In Deutschland kann de facto zu jeder Tages- und Nachtzeit Alkohol gekauft werden, in Tankstellen, Bahnhöfen und Kiosken mit extrem langen Öffnungszeiten. Eine Einschränkung dieser  Dauerverfügbarkeit führt nachweislich zu einer Reduktion bei den Alkohol bedingten Gesundheitsschäden und sollte ernsthaft in Erwägung gezogen werden. ?Ist es denn wirklich ein Ausdruck bürgerlicher Freiheiten, auch nachts um zwei Uhr noch jederzeit an Bier und Schnaps in unbegrenzten Mengen heranzukommen??, so Professor Rehm.

Wo gesetzliche Einschränkungen bestehen, z.B. beim Mindestalter für den Kauf alkoholischer Getränke, kann durch eine effektivere Kontrolle der Verkaufsstellen besserer Gesundheitsschutz gerade für diejenigen durchgesetzt werden, die diesen Schutz wegen ihrer höheren Gesundheitsgefährdung am meisten brauchen.

Ein weiteres allgemeines Prinzip einer erfolgreichen Alkoholpolitik sollte sein, die Lebenssituationen mit Alkoholkonsum zu entkoppeln von Umständen, in denen sich Alkohol besonders riskant für den Trinkenden auswirken würde. Beim Autofahren unter Alkohol ist dies durch die schrittweise Verschärfung von Bestimmungen und die nach und nach spürbare Erhöhung des Kontrolldrucks in Ansätzen bereits gelungen. Weitere Maßnahmen zur Verringerung alkoholbedingter Unfälle in allen Bereichen der Arbeitswelt sind dringend geboten.

Artikel vom 12. November 2007

 

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