Kommentar: Schnapsidee im Jugendschutz

Ursula von der Leyen will Kinder und Jugendliche als verdeckte Ermittler gegen den Verkauf von Alkohol, Zigaretten und Gewaltfilmen an Minderjährige einsetzen. Ihre Wunschvorstellung: Kein Verkäufer schöpft bei einem Kind Verdacht, dass es ihn kontrollieren, ja sogar um seine Lizenz bringen könnte. Das aber kann mit dem Bekanntwerden des Gesetzes nicht mehr funktionen.

Mag sein, dass der Jugendschutz strenger in der Praxis überprüft werden muss. Doch nicht auf diese fragwürdige Weise. Ausgerechnet Kinder würden per Gesetz dazu ermuntert, etwas Verbotenes zu tun. Nach dem Motto: Liebes Kind, du bist zwar erst 13 Jahre alt, aber kauf doch bitte an der nächsten Ecke eine Flasche Whisky. Das darf nicht sein. Kontrollen, ob die Jugendschutz-Gesetze befolgt werden oder nicht, muss Sache der Behörden bleiben.

Nicht auszudenken, wenn die Tests der Kinder klappen würden. Das Abenteuer könnte sie bald zu eigenen "Tests" vor Kumpels hinreißen, die daraufhin die Getränke probieren mit allen schlimmen Folgen. Jene Kinder würden auch dadurch in eine problematische Lage gebracht: Offiziell ausgewählt und geschult, könnten sie Allmachts-Gefühle bekommen: Ich, 13, entscheide, wer sein Geschäft schließen muss. Politik sollte Kinder schützen, nicht überfordern.

Rheinische Post
Artikel vom 12. Oktober 2007

 

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