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Unter Nikotinsucht versteht man Gewöhnung und Abhängigkeit an den Stoff Nikotin, die sich bei regelmäßigem Konsum von Tabakprodukten einstellt (Tabakrauchen, vor allem Zigaretten, auch bei Zigarillos oder Zigarren, Tabakspfeifen und Schnupf- und Kautabak sowie beim Rauchen von mit Tabak vermischtem Cannabis möglich). Es können sowohl physische (körperliche) wie auch psychische (geistige) Symptome auftreten.
Wenn der Tabak glimmt, wird das Nikotin in den Tabakrauch freigesetzt. Gebunden an die winzigen Teerteilchen im Rauch gelangt es in die Lunge und von dort ins Blut. Bei Kau- und Schnupftabak erfolgt die Aufnahme über die Schleimhaut von Nase oder Mund. Da Nikotin die Eigenschaft besitzt, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, die viele andere Giftstoffe stoppen kann, erreichen die Nikotinmoleküle schon sieben Sekunden später das Gehirn, heften sich dort an die Nervenzellen und beeinflussen deren Aktivität. Das lässt sich mit modernen Verfahren sogar auf dem Bildschirm verfolgen. (1)
In den folgenden Absätzen wird hin und wieder von "Nikotin-Rezeptoren" zu lesen sein. Dieser Begriff ist nicht ganz korrekt, denn die genannten Rezeptoren warten keineswegs darauf, dass ein Nikotin-Molekül andockt. Vielmehr handelt es sich um Rezeptoren, die normalerweise auf Acetylcholin reagieren. Nikotin ist diesem Neurotransmitter (Botenstoff) sehr ähnlich, sodass die Acetylcholin-Rezeptoren auch auf Nikotin reagieren.
"Nikotin ist eine der am schnellsten süchtig machenden Substanzen. Es hat nicht nur psychostimulierende Wirkungen wie Kokain oder Amphetamin, sondern stößt im Gehirn die gesamte Breite der Neuromodulatoren an und wirkt wie der Dirigent in einem Konzert auf viele Instrumente ein", erläuterte Professor Lutz Schmidt aus Berlin auf der 2. Nikotin-Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Nikotinforschung in Erfurt. Nikotin greift an zwei verschiedenen Kompartimenten an, den präsynaptischen und postsynaptischen Acetylcholinrezeptoren ("Nikotinrezeptoren"). Bei Bindung an die Rezeptoren kommt es zur Ausschüttung unterschiedlicher Neurotransmitter [chemische Stoffe, die dem Informationsaustausch zwischen den einzelnen Nervenzellen dienen] wie Dopamin, Serotonin, Noradrenalin und Endorphinen. Diese beeinflussen bekanntlich verschiedene funktionale Strukturen des Gehirns, wobei es individuelle Variationen gibt. Die nikotinergen Rezeptoren haben einen sehr engen Bezug zum präfrontalen Cortex. "Dadurch wird verständlich, dass Hirnfunktionen wie Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Lernen durch Nikotin verbessert werden", so Professor Lutz Schmidt aus Berlin.
Außerdem bestehe eine enge räumliche Beziehung zum dopaminergen Belohnungssystem, einer entwicklungsgeschichtlich entscheidenden Struktur. Sie wirkt auf Funktionen wie Essen, Trinken und Sexualität, die notwendig sowohl für die Existenz des einzelnen Menschen als auch für das Überleben der Art sind. Beim Rauchen belohnt sich der Mensch also ebenso wie bei der Ausführung existentieller Handlungen. (2)
Die besondere Wirkung des Nikotins auf das Gehirn besteht in einer Catecholamin-Freisetzung
in den so genannten Belohnungsarealen der Großhirnrinde. Dies in Verbindung mit dem
sensiblen oralen Reiz des Rauchens bewirkt die "positiven" Gefühle des Rauchens.
(12)
Zigaretten enthalten eine ganze Reihe von Substanzen, die sich in ihrer Suchtwirkung potenzieren. Ammonium (dem Tabak bei der Verarbeitung künstlich zugesetzt) beispielsweise wirkt wie ein Beschleuniger für das Nikotin. Der im Tabakblatt enthaltene bzw. künstlich zugesetzte Zucker verbrennt beim Rauchen, wobei u. a. das ebenfalls süchtigmachende Acetaldehyd entsteht. Dieser Stoff bewirkt eine Reduzierung des Enzyms MAO-B (Monoaminooxidase B), das im Gehirn Neurotransmitter wie Dopamin und Serotonin abbaut. Man hat festgestellt, dass Raucher bis zu 40 Prozent weniger MAO-B haben als Nichtraucher. Dementsprechend mehr Dopamin und Serotonin wirken auf das Gehirn ein, was wie beim Nikotin als angenehm empfunden wird und somit das Suchtpotential erhöht.
Auch diverse andere Drogen wirken als MAO-B-Hemmer, zum Beispiel Tollkirsche. MAO-Hemmer werden in der Medizin als Antidepressiva eingesetzt. All diese Zusammenhänge sind aber immer noch Gegenstand der aktuellen Forschung. Mit weiteren Erkenntnissen wird auch in Zukunft zu rechnen sein. Übrigens wirkt Alkohol an den selben Rezeptoren wie Nikotin. Er blockiert diese, was dazu führt, dass mehr geraucht werden muss, um sich entspannt zu fühlen.
Rauchen stresst. Viele Raucher behaupten, mit Hilfe der Zigarette könnten sie besser Stress abbauen. Das Gegenteil sei der Fall, sagt Andy Parrott, Psychologe an der University of East London. Wer raucht, um Stress abzubauen, füge sich selbst nur weiteren Stress zu, denn der scheinbar entspannende Effekt des Rauchens komme nur dadurch zustande, dass durch den Griff zur Zigarette die Spannung, die durch ein Sinken des Nikotin-Levels entstanden ist, wieder aufgehoben wird.
"Die gewohnheitsmäßigen Raucher brauchen jedoch bald eine weitere Zigarette, um die neuen Abstinenzsymptome, die sich wieder einstellen, zu bekämpfen. Das wiederholte Empfinden negativer Stimmungen zwischen den Zigaretten bedeutet, dass Raucher dazu neigen, ein leicht überdurchschnittliches täglich Stress-Niveau zu erleben. Somit scheint Nikotin-Abhängigkeit eine direkte Ursache von Stress zu sein." erläutert der Professor. Für seine Studie, die in der Oktober-Ausgabe des "American Psychologist" (Vol. 54, No. 10) veröffentlicht wurde, analysierte Parrott zahlreiche Untersuchungen über erwachsene Raucher, jugendliche Raucher und Nikotin-Entwöhnungen. Parretts These wird sowohl von Untersuchungen von jugendlichen Rauchern als auch über aufhörende Raucher gestützt. Die Stress-Symptomatik, die bei Erwachsenen festzustellen ist, lässt sich auch bei jugendlichen Rauchern aufzeigen.
Das stärkste Argument für seine These sind aber wohl Forschungsergebnisse, die belegen, dass das Abgewöhnen des Rauchens Stress reduziert. Mehrere frühere Studien belegen, dass ehemalige Raucher sich als weniger gestresst erwiesen als jene, die immer noch rauchen. Es gibt indes auch Studien, die keinen Unterschied im Stress-Empfinden zwischen Rauchern und neuen Nicht-Rauchern ausmachen können. Aber: Keine einzige Studie konnte zeigen, dass ehemalige Raucher gestresster seien als Immer-noch-Raucher. (11)
Nikotin ist verantwortlich für die Sucht nach Tabakerzeugnissen. Abhängig von der persönlichen Konstitution, Lebensphase, Stimmung, Umfeld bietet Nikotin ein sehr hohes Suchtpotential und kann sehr schnell zu Suchtverhalten führen. Nach Meinung von Experten des Schweizer Bundesamt für Gesundheit BAG, sowie anderer, beispielsweise der US-Gesundheitsbehörde FDA, "ist das Suchtpotenzial von Nikotin vergleichbar mit dem vom Heroin".
Laut Allen Carr kann ab der ersten Zigarette körperliche Abhängigkeit entstehen, Dipl. Psychologe Peter Lang, Leiter des Bereichs Sekundärprävention der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, spricht von 2 Zigaretten. Es reichen wenige Zigaretten oder wenige Tage mit kleinem Zigarettenkonsum bis zum Eintritt der körperlichen Sucht. Andere Experten sehen eher den Ritus des Rauchens im Vordergrund.
Die körperliche Abhängigkeit äußert sich je nach dem Grad der Gewöhnung an Nikotin in schwachen, kaum wahrnehmbaren Entzugserscheinungen bis zu starker Unruhe und Schweissausbrüchen. Die Symptome verschwinden jedoch in 5-30 Tagen und können durch Nikotinersatzpräparate und leichte Entspannungsmittel wie Baldrian oder Yoga gelindert werden.
Weitere Entzugserscheinungen entstehen dadurch, dass die ständige Stimulierung des Belohnungssystems durch das Nikotin ausbleibt. Sie können sich durch Gereiztheit, Ungeduld, Aggressivität, schlechte Laune bis hin zu Depression und Konzentrationsstörungen äußern. Dieser Zustand kann Monate andauern und ist einer der Hauptgründe dafür, dass Ex-Raucher wieder rückfällig werden. Ein anderer: bisweilen erhebliche Gewichtszunahme, trotz erheblicher Versuche, gegenzusteuern. Viele hatten bewusst oder unbewusst Rauchen als Appetitzügler eingesetzt. Hier empfehlen sich viel Sport, Sauna..., was den Stoffwechsel anregt und eine notfalls rigorose Ernährungsumstellung (schlimmstenfalls vielleicht vorübergehend Rohkost). Nur ein Teil der Nikotin-Entzieher ist jedoch derart belastbar, was selbst Krankenkassen in Aufklärungsschriften gern eher verschweigen, um nicht zu demotivieren.
Die psychische Abhängigkeit durch eingeprägte Verhaltensmuster, die sich im Laufe einer "Raucherkarriere" entwickeln, kann nach dem körperlichen Entzug auch nach Jahren noch vorhanden sein. Das gilt auch für den Kaugummi als Ersatz anstelle von Essen.
Alle Phasen der Sucht - von Rausch bis Rückfall, von Kick bis "Craving" - spielen sich primär im gleichen kleinen Hirnareal ab: im Nucleus accumbens, dem so genannten "Belohnungssystem". Die Evolution hat diesem Nervenknoten eine entscheidende Rolle zugeteilt. Er verbindet lebenswichtige Vorgänge wie Essen, Trinken und Sex mit einem Lustgefühl. Dazu schütten die Nervenzellen Botenstoffe aus, vor allem Dopamin. Sämtliche Drogen jedoch stören den Mechanismus so, dass mehr freies Dopamin übrigbleibt:
Dopamin sorgt jedoch nicht selbst für den Kick, sondern setzt gleichsam hinter alle Erlebnisse ein Ausrufezeichen: Das hier, was du gerade tust, dieser Ort, dieser Geschmack, dieser Geruch! - das ist immens wichtig, sagt der Dopaminschub dem Drogennutzer. Das "Belohnungszentrum" verknüpft die Umstände des Konsums mit der spezifischen Wirkung der Droge. (10)
Nikotin löst also eine wohlige Gefühlskaskade im Belohnungszentrum des Gehirns aus. Eine Zigarette beglückt den Raucher ähnlich wie ein Kuss oder ein gutes Essen.
Diese "Belohnung" wird direkt mit der Tätigkeit des Rauchens assoziiert. Der durchschnittliche Raucher mit 7.000 Zigaretten pro Jahr wiederholt ständig seine "Erfahrung", dass Rauchen eine beglückende Tätigkeit ist. Dies prägt sich tief in sein Unterbewusstsein ein, es entsteht ein sogenanntes "Suchtgedächtnis". Dieses Gedächtnis wird aktiv, wenn der Spiegel an wirksamen Substanzen im Belohnungszentrum nachlässt. Oder wenn der Raucher einen anderen rauchen sieht. Dann erwacht wieder das Verlangen nach einer neuen Dosis Nikotin.
Ein weiterer Aspekt ist die Vermehrung der Anzahl von Nikotinrezeptoren bei chronischem Nikotinabusus. Bei Untersuchungen an Gehirnen gestorbener Raucher wurden doppelt soviele Rezeptoren gefunden wie bei Nichtrauchern. Eine Hypothese ist, dass dadurch bei Kettenrauchern besonders viel Dopamin ausgeschüttet wird, was eine intensivierte Reaktion auf das Nikotin zur Folge hat. Allerdings ist das Phänomen reversibel: bei Ex-Rauchern sinkt die Anzahl der Nikotinrezeptoren wieder in den Normbereich. Das Suchtgedächtnis scheint jedoch eine irreversible Komponente aufzuweisen, die die Entwöhnungsschwierigkeiten erklärt. (2)
Mit zunehmender Gewöhnung nimmt die Zahl der Rezeptoren zu, dafür werden sie unempfindlicher. Das Gehirn braucht größere Dosen des Suchtmittels. (5)
Neben dem Nikotineffekt scheinen Frauen stark auf einen möglicherweise geschlechtsspezifischen "Erleichterungskick" zu reagieren. Ein im Dezember 1999 in "Nicotine & Tobacco Research" veröffentlichter Fachartikel erläutert, dass Frauen psychisch nach jenem Gefühl süchtig werden, wenn die Nervosität beim Rauchen abklingt, die erst durch die Nikotinsucht, also durch den absinkenden Nikotinspiegel verursacht wird. (3)
Da Nikotin direkt auf Dopamin- und Serotoninhaushalt wirkt, gehen Neurologen zunehmend davon aus, dass ADHS-Betroffene, deren Störung ja auf einem veränderten neurotransmitteralen Gehirnstoffwechselhaushalt beruht (Striatofrontale Dysfunktion), einen beträchtlichen, wenn nicht den Löwenanteil der Abhängigen ausmacht. ADS-ler sind a priori gefährdeter für eine Sucht, da Stimulanzen bei ADS meist ?beruhigend?, d. h. konzentrationssteigernd wirken (z. B. Methylphenidat). Der/die Betroffene fühlt sich unter Nikotineinfluss vermeintlich besser und greift fortan immer wieder zur Zigarette, nicht unbedingt wegen des ?guten Geschmacks?, sondern der aufmerksamkeitssteigernden Wirkung. Dies würde erklären, warum ein beträchtlicher Teil von Kettenrauchern angibt, dass ihnen das Rauchen garnicht ?schmecke? und trotzdem weiterraucht.
Einige Methoden, etwa Allen Carrs "Easyway", setzen erfolgreich ganz auf eine Änderung der Sichtweise und damit des Verhaltens, weil von deren Vertretern davon ausgegangen wird, dass der körperliche Entzug banal ist, die Nervosität basiere auf gedanklichen bzw. psychischen Vorgängen. Auf die Einsicht, Ursache des Rauchens sei nur die Befriedigung der Nikotinsucht, die eben durch das Rauchen selbst erzeugt wird, folgt eine "Gegengehirnwäsche", um unbewusste Motive zu erkennen und zu beseitigen. Carr geht davon aus, dass ein Raucher, der die Suchtvorgänge mit all ihren Hintertürchen versteht, ohne Probleme mit dem Rauchen aufhören kann, weil die Illusion, die seiner Meinung nach dazu führt, dass Menschen dem Rauchen viele positive Aspekte zusprechen, wegfällt. Der Nichtraucher kann sich ganz der Freude auf das Nichtrauchen widmen, weil er die Kette aus Selbstbetrug durchbricht. Carr vertritt die Einstellung, dass depressive Verstimmungen und Unruhe sowie Nervosität nicht auftreten, wenn der werdende Nichtraucher sich bewusst macht, dass es nichts gibt, was er vermissen könnte, weil er die Suchtmechanismen durchschaut und so nur positive Aspekte am Nichtrauchen sieht. Auch hier taucht die Schwierigkeit auf, dass man sich bei "normalem" Lebenswandel, wie z.B. dem Berufsalltag, nicht ständig etwas "bewusst" machen kann, weil man die zerebrale Kapazität zur Bewältigung der Tagesaufgaben braucht.
Viele Raucher haben sich angewöhnt, das Rauchen mit bestimmten Situationen zu verknüpfen: die Tasse Kaffee am Morgen, das Warten an der Bushaltestelle etc. Diese Gewohnheiten können umgestellt werden und durch gesundes Verhalten ersetzt werden. Beispielsweise Sauna, Sport, Yoga... bringen auch einen körperlichen Kick, um den es doch mehr geht als zugestanden. Bester Rat war bei Rückfallgefahr: heute nicht, morgen (weil von Anfang an sehr schwankend).
Christoph Wyser, Lungenspezialist in Luzern, führt aus: "Wenn ein gewohnheitsmässiger Raucher das Zigarettenrauchen stoppt, treten ab dem ersten Tag Entzugserscheinungen wie das Verlangen nach Zigaretten, eine depressive Verstimmung, Angst oder Konzentrationsschwierigkeiten auf. Diese akuten Entzugssymptome werden häufig als 'körperliche Abhängigkeit' umschrieben. Bei weiterer Nikotinabstinenz nehmen diese Beschwerden über zwei Wochen allmählich ab.
Die psychische Abhängigkeit hält aber noch lange an. Das Greifen nach der Zigarettenschachtel, das Anzünden und der erste genüssliche Zug sind für Raucher Verhaltensmuster, die sich fest eingeschliffen haben. Insbesondere in Stresssituationen laufen sie noch Monate später Gefahr, rückfällig zu werden." (4)
Aus medizinischer Sicht fehlt dem angehenden Nichtraucher in der Übergangszeit die Stimulation seines Belohnungszentrums. Hier setzt die medikamentöse Behandlung an. Deshalb gehört zu der medikamentösen Behandlung immer auch eine psychologische Betreuung, um die Chance auf einen Erfolg zu erhöhen. Die Medikamente sind keine Zaubermittel, die aus einem Raucher so ganz einfach einen Nichtraucher machen. Ohne eigenes Dazutun wird es kaum klappen! Mammutprogramme an Sauna, Sport, Yoga etc. und / oder sich von Ersatzsucht (vor allem essen, Alkohol) abzulenken sind aber zeitlich oft kaum drin.
Zwei von drei Rauchern möchten vom Glimmstängel wegkommen. (4) 35 Prozent der Raucher versuchen durchschnittlich fünfmal pro Jahr mit dem Rauchen aufzuhören. Jedoch nur 4,4 Prozent sind nach einem Jahr noch Nichtraucher.
Generell lassen sich alle Möglichkeiten, von einer Nikotinabhängigkeit loszukommen, in zwei (drei) Gruppen einteilen. Die dritte, in Klammern genannte Methode ist dabei als Verbindung beider Möglichkeiten zu verstehen.
1. Bekämpfen der psychischen (gewohnheitsmäßigen) Abhängigkeit
2. Bekämpfen der physischen (körperlichen) Abhängigkeit
Der so genannte Kaltentzug (auch Schluss?Punkt?Methode genannt) bekämpft beide Abhängigkeiten. Nach Studien soll der Kaltentzug eine niedrige Erfolgsquote haben, wird aber von den dauerhaft Abstinenten als besonders wertvoll bezeichnet. In die Gruppe 1 fallen Entwöhnmethoden, die den Raucher mittels Ersatzpräparaten mit Nikotin versorgen. Dabei soll der Umgang ohne Zigarette eingeübt werden.
Es ist eine kontrovers diskutierte Methode, die besonders bei Nikotinpflastern häufig thematisiert wird. Ein starker Raucher, der mit einer hohen Nikotindosis beginnt, wird ? insgesamt betrachtet ? für einen längeren Zeitraum mit Pflastern versorgt werden, als ein weniger starker Raucher, der nur mit einem niedrig dosiertes Pflaster startet. Demgegenüber steht das Argument, dass ein starker Raucher auch eine längere ?Raucher?Karriere? vorweist.
Mittels der (wegen Nebenwirkungen und der vielen bekannten Todesfälle) umstrittenen ?Raucherpille? Zyban, die eigentlich ein Medikament gegen Depressionen ist, soll das Suchtzentrum und ?gedächtnis beeinflusst werden. Der Raucher soll vor dem Entzug geschützt werden, damit er ein Handeln ohne Zigaretten erlernt. Nach dem Beenden der medikamentös unterstützten Therapie soll das antrainierte Nicht?Rauchen stark genug sein, um den einsetzenden Entzugserscheinungen standzuhalten.
Akupunktur? und Hypnosetherapien sind gleichsam bemüht, dem aufhörwilligen Raucher eine Zeit anzubieten, in der er die Wirkungen des psychischen und physischen Entzugs weniger deutlich (oder überhaupt nicht) spürt. Auch hier soll das Verhalten verändert werden.
Zur Gruppe 2 zählt die neuerdings häufig zur Diskussion stehende Methode von Christine Engelbrecht. Der Raucher verzichtet dabei bewusst auf die abhängig machende Substanz Nikotin ? erlebt den mehrere Tage anhaltenden körperlichen Entzug also ganz bewusst. Dabei ?raucht? der Entwöhnwillige jedoch weiter: Zigaretten, die mit Kräutern gefüllt sind und die demnach kein Nikotin beim Rauchen abgeben.
Die entwöhnende Person soll dabei lernen, dass das Rauchen selbst keine süchtigmachende Handlung ist. Es soll ein Bewusstsein für Nikotin geschaffen werden, der ?Raucher? soll den Unterschied zu nikotinhaltigen Zigaretten bewusst erfahren.
Die Engelbrecht?Methode geht dabei davon aus, dass die unter Nikotineinfluss entstandene Konditionierung durch nikotinfreie Rauchwaren umkehrbar ist: Rauchen entspannt nicht, es hat keine nützlichen Wirkungen. Mit jeder Kräuter?Zigarette soll die entwöhnende Person die Ursache der Abhängigkeit von der Zigarette auf den im Tabak enthaltenen Stoff Nikotin übertragen: Nicht das Rauchen, sondern Nikotin macht abhängig.
Als ?Erfolg? dieser Methode soll die zuvor abhängig rauchende Person das Ritual, den Vorgang des Rauchens, nach einigen Monaten (mindestens einer) zu vergessen beginnen. Personen, die mit dieser Methode aufhörten, berichten, dass es keine Verlustangst gäbe: Sie trauern der Zigarette nicht nach.
Die französische Pharmafirma Arkopharma hat nikotinfreie Rauchwaren unter dem Namen ?NTB?Kräuterretten? auf den Markt gebracht, die zur Raucherentwöhnung verkauft werden. Studien, denen zufolge die Entwöhnung mit Kräuterzigaretten erfolgreich sei, sind leider nicht online auffindbar.
Während NTB?Kräuterretten in den meisten Mitgliedsstaaten der EG verhältnismäßig billig verkauft werden, wird in Deutschland auf dieses Produkt Tabaksteuer erhoben, was diese ?Zigaretten? leider erheblich verteuert. Eine weitere Methode, die sowohl die physische als auch psychische Abhängigkeit bekämpft, ist die Aversionstherapie. Hierbei werden unangenehme, eklige Gefühle mit dem Rauchen verbunden. Die Methode gilt als umstritten, weil sie mit den Ängsten der Teilnehmer umgeht. Andere Aufhör?Methoden, die dem esoterischen Bereich entstammen, haben nur eine geringe Bedeutung und können hier nicht angeführt werden.
Das Abgewöhnen kommt nur für Raucher infrage, die tatsächlich eine Suchterkrankung durch den Nikotinabusus ausgebildet haben. Für so genannte ?Gelegenheits?Raucher? genügt wahrscheinlich der Aufruf, nicht wieder anzufangen. Es ist offensichtlich, dass Rauchen nicht allein eine ?Angewohnheit? ist, die einfach beendet werden kann. So, wie Patienten mit anderen Suchterkrankungen geholfen wird, sollte auch mit entwöhnwilligen Rauchern verfahren werden.
Mit dem Raucher ist eine Behandlung auszuarbeiten, während der ihm (ihr) die Methoden erläutert werden, die zur Verfügung stehen. Wie bei anderen Therapieformen für Abhängige ist auch hier die Methode zu wählen, von der der Patient selbst überzeugt ist. Es darf angenommen werden, dass Aufhörer, die betreut werden (Gruppen, Ärzte), eine bessere Aussicht auf dauerhafte Abstinenz haben. Es spielt offensichtlich auch eine Rolle, wie stark der Aufhörer von der Methode des Aufhörens überzeugt ist (Berichte in Raucher?Foren äußern sich in dieser Richtung).
Da das Rauchen nun als Suchtkrankheit betrachtet Grundlage renommierter Forschungen geworden ist, werden in Kürze neue Informationen zum Thema Sucht und Suchtbehandlung nikotinabhängiger Personen bekannt werden.
Dieser Text ist aus der Wikipedia - zum Original, Autoren.
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